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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Anfang derselben in Deutschland. Baiern.
Bewilligungen ohne auf neue Freiheiten zu dringen. Hier-
auf war nur noch der Adel übrig. Mißmuthig, ja erbit-
tert verließ er den Landtag: man zeichnete dem Herzog die
drohenden Reden auf, welche ein und der andere Edel-
mann hatte fallen lassen 1); endlich entschloß sich der Vor-
nehmste von allen, der Graf von Ortenburg, der für seine
Grafschaft eine ihm streitig gemachte Reichsunmittelbarkeit
in Anspruch nahm, in diesem Gebiet ohne Weiteres das
evangelische Bekenntniß einzuführen. Aber eben damit be-
kam der Herzog die besten Waffen in die Hände. Beson-
ders als er auf einem der Schlösser, die er einnahm, eine
Correspondenz zwischen den baierischen Herren fand, die starke
Anzüglichkeiten enthielt, in der man ihn als einen verstock-
ten Pharao, seinen Rath als einen Blutrath über die ar-
men Christen bezeichnete, und in der noch andere Aus-
drücke vorkamen, die man auf eine Verschwörung deuten
zu können glaubte, erhielt er einen Anlaß, alle Mitglieder
des Adels, die ihm entgegen waren, zur Verantwortung zu
ziehen 2). Die Strafe, die er über dieselben verhing, kann
man nicht streng nennen, aber sie führte ihn zum Zwecke.
Er schloß die Betheiligten von den baierischen Landtagen
aus. Da sie hier noch die einzige Opposition ausmach-
ten, welche übrig geblieben, so ward er dadurch völlig
Meister über seine Stände, bei denen seitdem niemals wie-
der von der Religion die Rede gewesen ist.

Wie wichtig dieß war, zeigte sich auf der Stelle.

1) Geheime Erfahrung und Bericht der ungebührlichen auf-
rührerischen Reden halber, bei Freiberg: Geschichte der baierischen
Landstände II, 352.
2) Huschberg: Geschichte des Hauses Ortenburg S. 390.

Anfang derſelben in Deutſchland. Baiern.
Bewilligungen ohne auf neue Freiheiten zu dringen. Hier-
auf war nur noch der Adel uͤbrig. Mißmuthig, ja erbit-
tert verließ er den Landtag: man zeichnete dem Herzog die
drohenden Reden auf, welche ein und der andere Edel-
mann hatte fallen laſſen 1); endlich entſchloß ſich der Vor-
nehmſte von allen, der Graf von Ortenburg, der fuͤr ſeine
Grafſchaft eine ihm ſtreitig gemachte Reichsunmittelbarkeit
in Anſpruch nahm, in dieſem Gebiet ohne Weiteres das
evangeliſche Bekenntniß einzufuͤhren. Aber eben damit be-
kam der Herzog die beſten Waffen in die Haͤnde. Beſon-
ders als er auf einem der Schloͤſſer, die er einnahm, eine
Correſpondenz zwiſchen den baieriſchen Herren fand, die ſtarke
Anzuͤglichkeiten enthielt, in der man ihn als einen verſtock-
ten Pharao, ſeinen Rath als einen Blutrath uͤber die ar-
men Chriſten bezeichnete, und in der noch andere Aus-
druͤcke vorkamen, die man auf eine Verſchwoͤrung deuten
zu koͤnnen glaubte, erhielt er einen Anlaß, alle Mitglieder
des Adels, die ihm entgegen waren, zur Verantwortung zu
ziehen 2). Die Strafe, die er uͤber dieſelben verhing, kann
man nicht ſtreng nennen, aber ſie fuͤhrte ihn zum Zwecke.
Er ſchloß die Betheiligten von den baieriſchen Landtagen
aus. Da ſie hier noch die einzige Oppoſition ausmach-
ten, welche uͤbrig geblieben, ſo ward er dadurch voͤllig
Meiſter uͤber ſeine Staͤnde, bei denen ſeitdem niemals wie-
der von der Religion die Rede geweſen iſt.

Wie wichtig dieß war, zeigte ſich auf der Stelle.

1) Geheime Erfahrung und Bericht der ungebuͤhrlichen auf-
ruͤhreriſchen Reden halber, bei Freiberg: Geſchichte der baieriſchen
Landſtaͤnde II, 352.
2) Huſchberg: Geſchichte des Hauſes Ortenburg S. 390.
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[39/0051] Anfang derſelben in Deutſchland. Baiern. Bewilligungen ohne auf neue Freiheiten zu dringen. Hier- auf war nur noch der Adel uͤbrig. Mißmuthig, ja erbit- tert verließ er den Landtag: man zeichnete dem Herzog die drohenden Reden auf, welche ein und der andere Edel- mann hatte fallen laſſen 1); endlich entſchloß ſich der Vor- nehmſte von allen, der Graf von Ortenburg, der fuͤr ſeine Grafſchaft eine ihm ſtreitig gemachte Reichsunmittelbarkeit in Anſpruch nahm, in dieſem Gebiet ohne Weiteres das evangeliſche Bekenntniß einzufuͤhren. Aber eben damit be- kam der Herzog die beſten Waffen in die Haͤnde. Beſon- ders als er auf einem der Schloͤſſer, die er einnahm, eine Correſpondenz zwiſchen den baieriſchen Herren fand, die ſtarke Anzuͤglichkeiten enthielt, in der man ihn als einen verſtock- ten Pharao, ſeinen Rath als einen Blutrath uͤber die ar- men Chriſten bezeichnete, und in der noch andere Aus- druͤcke vorkamen, die man auf eine Verſchwoͤrung deuten zu koͤnnen glaubte, erhielt er einen Anlaß, alle Mitglieder des Adels, die ihm entgegen waren, zur Verantwortung zu ziehen 2). Die Strafe, die er uͤber dieſelben verhing, kann man nicht ſtreng nennen, aber ſie fuͤhrte ihn zum Zwecke. Er ſchloß die Betheiligten von den baieriſchen Landtagen aus. Da ſie hier noch die einzige Oppoſition ausmach- ten, welche uͤbrig geblieben, ſo ward er dadurch voͤllig Meiſter uͤber ſeine Staͤnde, bei denen ſeitdem niemals wie- der von der Religion die Rede geweſen iſt. Wie wichtig dieß war, zeigte ſich auf der Stelle. 1) Geheime Erfahrung und Bericht der ungebuͤhrlichen auf- ruͤhreriſchen Reden halber, bei Freiberg: Geſchichte der baieriſchen Landſtaͤnde II, 352. 2) Huſchberg: Geſchichte des Hauſes Ortenburg S. 390.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/51>, abgerufen am 24.11.2024.