sanconcilium wurden die Irrthümer des Nestorius verflucht: in Cranganor erhob sich ein Jesuitencollegium: die neue Besetzung des bischöflichen Stuhles im Jahre 1624 geschah mit Einwilligung der Hartnäckigsten unter den bisherigen Gegnern 1).
Es versteht sich, daß hiebei das politische Uebergewicht der spanisch-portugiesischen Macht das Beste that. Auch in Habesch war es zur nemlichen Zeit von größtem Einfluß.
Die frühern Versuche waren alle vergeblich gewesen. Erst als im Jahre 1603 die Portugiesen von Fremona den Abyssiniern in einer Schlacht mit den Kaffern wesent- liche Dienste geleistet, gelangten sie und ihre Religion in größeres Ansehen. Eben traf der Pater Paez ein: ein ge- schickter Jesuit, der in der Landessprache predigte, und sich an dem Hofe Eingang verschaffte. Der siegreiche Fürst wünschte mit dem König von Spanien in ein näheres Ver- hältniß zu treten, hauptsächlich um einen Anhalt gegen seine Feinde im Innern zu haben: Paez stellte ihm als das einzige Mittel hiezu vor, daß er von seiner schismatischen Doctrin ablasse und zur römischen Kirche übertrete. Er machte um so mehr Eindruck, da die Portugiesen in der That in den innern Bewegungen des Landes Treue und Tapferkeit bewiesen. Disputationen wurden angestellt: leicht waren die unwissenden Mönche zu besiegen: der tapferste Mann des Reiches, Sela-Christos, ein Bruder des Kaisers Seltan-Segued (Socinius), ward bekehrt, unzählige Andere folgten seinem Beispiel: und man trat bereits mit Paul V. und Philipp III. in Verbindung. Natürlich regten sich
1)Cordara: Historia soc. Jesu VI, IX, p. 535.
BuchVII.Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
ſanconcilium wurden die Irrthuͤmer des Neſtorius verflucht: in Cranganor erhob ſich ein Jeſuitencollegium: die neue Beſetzung des biſchoͤflichen Stuhles im Jahre 1624 geſchah mit Einwilligung der Hartnaͤckigſten unter den bisherigen Gegnern 1).
Es verſteht ſich, daß hiebei das politiſche Uebergewicht der ſpaniſch-portugieſiſchen Macht das Beſte that. Auch in Habeſch war es zur nemlichen Zeit von groͤßtem Einfluß.
Die fruͤhern Verſuche waren alle vergeblich geweſen. Erſt als im Jahre 1603 die Portugieſen von Fremona den Abyſſiniern in einer Schlacht mit den Kaffern weſent- liche Dienſte geleiſtet, gelangten ſie und ihre Religion in groͤßeres Anſehen. Eben traf der Pater Paez ein: ein ge- ſchickter Jeſuit, der in der Landesſprache predigte, und ſich an dem Hofe Eingang verſchaffte. Der ſiegreiche Fuͤrſt wuͤnſchte mit dem Koͤnig von Spanien in ein naͤheres Ver- haͤltniß zu treten, hauptſaͤchlich um einen Anhalt gegen ſeine Feinde im Innern zu haben: Paez ſtellte ihm als das einzige Mittel hiezu vor, daß er von ſeiner ſchismatiſchen Doctrin ablaſſe und zur roͤmiſchen Kirche uͤbertrete. Er machte um ſo mehr Eindruck, da die Portugieſen in der That in den innern Bewegungen des Landes Treue und Tapferkeit bewieſen. Disputationen wurden angeſtellt: leicht waren die unwiſſenden Moͤnche zu beſiegen: der tapferſte Mann des Reiches, Sela-Chriſtos, ein Bruder des Kaiſers Seltan-Segued (Socinius), ward bekehrt, unzaͤhlige Andere folgten ſeinem Beiſpiel: und man trat bereits mit Paul V. und Philipp III. in Verbindung. Natuͤrlich regten ſich
1)Cordara: Historia soc. Jesu VI, IX, p. 535.
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Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
ſanconcilium wurden die Irrthuͤmer des Neſtorius verflucht:
in Cranganor erhob ſich ein Jeſuitencollegium: die neue
Beſetzung des biſchoͤflichen Stuhles im Jahre 1624 geſchah
mit Einwilligung der Hartnaͤckigſten unter den bisherigen
Gegnern 1).
Es verſteht ſich, daß hiebei das politiſche Uebergewicht
der ſpaniſch-portugieſiſchen Macht das Beſte that. Auch in
Habeſch war es zur nemlichen Zeit von groͤßtem Einfluß.
Die fruͤhern Verſuche waren alle vergeblich geweſen.
Erſt als im Jahre 1603 die Portugieſen von Fremona
den Abyſſiniern in einer Schlacht mit den Kaffern weſent-
liche Dienſte geleiſtet, gelangten ſie und ihre Religion in
groͤßeres Anſehen. Eben traf der Pater Paez ein: ein ge-
ſchickter Jeſuit, der in der Landesſprache predigte, und ſich
an dem Hofe Eingang verſchaffte. Der ſiegreiche Fuͤrſt
wuͤnſchte mit dem Koͤnig von Spanien in ein naͤheres Ver-
haͤltniß zu treten, hauptſaͤchlich um einen Anhalt gegen
ſeine Feinde im Innern zu haben: Paez ſtellte ihm als das
einzige Mittel hiezu vor, daß er von ſeiner ſchismatiſchen
Doctrin ablaſſe und zur roͤmiſchen Kirche uͤbertrete. Er
machte um ſo mehr Eindruck, da die Portugieſen in der
That in den innern Bewegungen des Landes Treue und
Tapferkeit bewieſen. Disputationen wurden angeſtellt: leicht
waren die unwiſſenden Moͤnche zu beſiegen: der tapferſte
Mann des Reiches, Sela-Chriſtos, ein Bruder des Kaiſers
Seltan-Segued (Socinius), ward bekehrt, unzaͤhlige Andere
folgten ſeinem Beiſpiel: und man trat bereits mit Paul V.
und Philipp III. in Verbindung. Natuͤrlich regten ſich
1) Cordara: Historia soc. Jesu VI, IX, p. 535.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/510>, abgerufen am 25.11.2024.
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