so viele Hauptsitze des Protestantismus waren von einem katholischen Kriegsheere überwältigt.
Es zeigte sich sogleich, wie man diese Lage der Dinge zu benutzen denke. Ein kaiserlicher Prinz ward zum Bi- schof von Halberstadt postulirt: aus apostolischer Macht ernannte dann der Papst ebendenselben zum Erzbischof von Magdeburg. Es ist keine Frage, daß wenn eine katholische erzherzogliche Regierung sich hier festsetzte, sie mit der Strenge der übrigen geistlichen Fürsten auf die Herstellung des Ka- tholicismus in dem gesammten Sprengel dringen mußte.
Indessen setzten sich die Antireformationen in Ober- deutschland mit neuem Eifer fort. Man muß einmal das Verzeichniß der Erlasse der Reichskanzlei aus diesen Jahren bei Caraffa ansehen: wie viele Anmahnungen, Beschlüsse, Entscheidungen, Empfehlungen, alle zu Gunsten des Ka- tholicismus 1). Der junge Graf von Nassau-Siegen, die jüngern Pfalzgrafen von Neuburg, der Deutschmeister un- ternahmen neue Reformationen: in der Oberpfalz ward nun auch der Adel zum Katholicismus genöthigt.
Jetzt nahmen jene alten Processe geistlicher Herrn ge- gen weltliche Stände über eingezogene Kirchengüter einen andern Gang als früher. Wie ward allein Würtemberg geängstigt! Es drangen alle die alten Kläger, die Bischöfe von Constanz und Augsburg, die Aebte von Mönchsreit und Kaisersheim mit ihren Ansprüchen gegen das herzog-
1)Brevis enumeratio aliquorum negotiorum quae -- -- in puncto reformationis in cancellaria imperii tractata sunt ab anno 1620 ad annum 1629, im Anhang zur Germania sacra restaurata p. 34.
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des Katholicismus. Deutſchland.
ſo viele Hauptſitze des Proteſtantismus waren von einem katholiſchen Kriegsheere uͤberwaͤltigt.
Es zeigte ſich ſogleich, wie man dieſe Lage der Dinge zu benutzen denke. Ein kaiſerlicher Prinz ward zum Bi- ſchof von Halberſtadt poſtulirt: aus apoſtoliſcher Macht ernannte dann der Papſt ebendenſelben zum Erzbiſchof von Magdeburg. Es iſt keine Frage, daß wenn eine katholiſche erzherzogliche Regierung ſich hier feſtſetzte, ſie mit der Strenge der uͤbrigen geiſtlichen Fuͤrſten auf die Herſtellung des Ka- tholicismus in dem geſammten Sprengel dringen mußte.
Indeſſen ſetzten ſich die Antireformationen in Ober- deutſchland mit neuem Eifer fort. Man muß einmal das Verzeichniß der Erlaſſe der Reichskanzlei aus dieſen Jahren bei Caraffa anſehen: wie viele Anmahnungen, Beſchluͤſſe, Entſcheidungen, Empfehlungen, alle zu Gunſten des Ka- tholicismus 1). Der junge Graf von Naſſau-Siegen, die juͤngern Pfalzgrafen von Neuburg, der Deutſchmeiſter un- ternahmen neue Reformationen: in der Oberpfalz ward nun auch der Adel zum Katholicismus genoͤthigt.
Jetzt nahmen jene alten Proceſſe geiſtlicher Herrn ge- gen weltliche Staͤnde uͤber eingezogene Kirchenguͤter einen andern Gang als fruͤher. Wie ward allein Wuͤrtemberg geaͤngſtigt! Es drangen alle die alten Klaͤger, die Biſchoͤfe von Conſtanz und Augsburg, die Aebte von Moͤnchsreit und Kaiſersheim mit ihren Anſpruͤchen gegen das herzog-
1)Brevis enumeratio aliquorum negotiorum quae — — in puncto reformationis in cancellaria imperii tractata sunt ab anno 1620 ad annum 1629, im Anhang zur Germania sacra restaurata p. 34.
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des Katholicismus. Deutſchland.
ſo viele Hauptſitze des Proteſtantismus waren von einem
katholiſchen Kriegsheere uͤberwaͤltigt.
Es zeigte ſich ſogleich, wie man dieſe Lage der Dinge
zu benutzen denke. Ein kaiſerlicher Prinz ward zum Bi-
ſchof von Halberſtadt poſtulirt: aus apoſtoliſcher Macht
ernannte dann der Papſt ebendenſelben zum Erzbiſchof von
Magdeburg. Es iſt keine Frage, daß wenn eine katholiſche
erzherzogliche Regierung ſich hier feſtſetzte, ſie mit der Strenge
der uͤbrigen geiſtlichen Fuͤrſten auf die Herſtellung des Ka-
tholicismus in dem geſammten Sprengel dringen mußte.
Indeſſen ſetzten ſich die Antireformationen in Ober-
deutſchland mit neuem Eifer fort. Man muß einmal das
Verzeichniß der Erlaſſe der Reichskanzlei aus dieſen Jahren
bei Caraffa anſehen: wie viele Anmahnungen, Beſchluͤſſe,
Entſcheidungen, Empfehlungen, alle zu Gunſten des Ka-
tholicismus 1). Der junge Graf von Naſſau-Siegen, die
juͤngern Pfalzgrafen von Neuburg, der Deutſchmeiſter un-
ternahmen neue Reformationen: in der Oberpfalz ward nun
auch der Adel zum Katholicismus genoͤthigt.
Jetzt nahmen jene alten Proceſſe geiſtlicher Herrn ge-
gen weltliche Staͤnde uͤber eingezogene Kirchenguͤter einen
andern Gang als fruͤher. Wie ward allein Wuͤrtemberg
geaͤngſtigt! Es drangen alle die alten Klaͤger, die Biſchoͤfe
von Conſtanz und Augsburg, die Aebte von Moͤnchsreit
und Kaiſersheim mit ihren Anſpruͤchen gegen das herzog-
1) Brevis enumeratio aliquorum negotiorum quae — — in
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1620 ad annum 1629, im Anhang zur Germania sacra restaurata
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/527>, abgerufen am 26.11.2024.
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