ben verfahren. Es wäre keinem Magistrat zu rathen gewe- sen Protestanten zu dulden: er hätte sich selbst dadurch die härteste Strafe zugezogen.
Es kamen aber mit dieser Erneuerung des Katholi- cismus alle modernen Formen desselben aus Italien nach Deutschland herüber. Man machte einen Index verbotener Bücher: aus den Bibliotheken wurden sie ausgemerzt, haufenweise verbrannt; dagegen begünstigte man die streng katholischen: der Herzog ließ es an Aufmunterungen der Autoren in diesem Sinne nicht fehlen: die Heiligengeschichte des Surius ließ er auf seine Kosten ins Deutsche über- setzen und in Druck geben: -- die größte Devotion ward den Reliquien gewidmet: der heilige Benno, von dem man in einem andern deutschen Lande, in Meißen, nichts mehr wissen wollte, ward feierlich zum Schutzpatron von Baiern erklärt: -- Baukunst und Musik kamen zuerst in Mün- chen in dem Geschmack der restaurirten Kirche auf: -- vor allem wurden die jesuitischen Institute befördert, durch welche die Erziehung des heranwachsenden Geschlechtes in diesem Sinne vollbracht wurde.
Auch konnten die Jesuiten nicht Worte genug finden, den Herzog dafür zu rühmen, einen zweiten Josias, wie sie sagten, einen neuen Theodosius.
Nur Eine Frage bleibt hiebei übrig.
Je wichtiger die Erweiterung der Landeshoheit ist, die den protestantischen Fürsten durch die Einwirkung auf die Religion, welche ihnen gestattet ward, zuwuchs, um so mehr scheint in der erneuerten Autorität der kirchlichen Gewalten eine Beschränkung derselben zu liegen.
Anfang derſelben in Deutſchland. Baiern.
ben verfahren. Es waͤre keinem Magiſtrat zu rathen gewe- ſen Proteſtanten zu dulden: er haͤtte ſich ſelbſt dadurch die haͤrteſte Strafe zugezogen.
Es kamen aber mit dieſer Erneuerung des Katholi- cismus alle modernen Formen deſſelben aus Italien nach Deutſchland heruͤber. Man machte einen Index verbotener Buͤcher: aus den Bibliotheken wurden ſie ausgemerzt, haufenweiſe verbrannt; dagegen beguͤnſtigte man die ſtreng katholiſchen: der Herzog ließ es an Aufmunterungen der Autoren in dieſem Sinne nicht fehlen: die Heiligengeſchichte des Surius ließ er auf ſeine Koſten ins Deutſche uͤber- ſetzen und in Druck geben: — die groͤßte Devotion ward den Reliquien gewidmet: der heilige Benno, von dem man in einem andern deutſchen Lande, in Meißen, nichts mehr wiſſen wollte, ward feierlich zum Schutzpatron von Baiern erklaͤrt: — Baukunſt und Muſik kamen zuerſt in Muͤn- chen in dem Geſchmack der reſtaurirten Kirche auf: — vor allem wurden die jeſuitiſchen Inſtitute befoͤrdert, durch welche die Erziehung des heranwachſenden Geſchlechtes in dieſem Sinne vollbracht wurde.
Auch konnten die Jeſuiten nicht Worte genug finden, den Herzog dafuͤr zu ruͤhmen, einen zweiten Joſias, wie ſie ſagten, einen neuen Theodoſius.
Nur Eine Frage bleibt hiebei uͤbrig.
Je wichtiger die Erweiterung der Landeshoheit iſt, die den proteſtantiſchen Fuͤrſten durch die Einwirkung auf die Religion, welche ihnen geſtattet ward, zuwuchs, um ſo mehr ſcheint in der erneuerten Autoritaͤt der kirchlichen Gewalten eine Beſchraͤnkung derſelben zu liegen.
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Anfang derſelben in Deutſchland. Baiern.
ben verfahren. Es waͤre keinem Magiſtrat zu rathen gewe-
ſen Proteſtanten zu dulden: er haͤtte ſich ſelbſt dadurch die
haͤrteſte Strafe zugezogen.
Es kamen aber mit dieſer Erneuerung des Katholi-
cismus alle modernen Formen deſſelben aus Italien nach
Deutſchland heruͤber. Man machte einen Index verbotener
Buͤcher: aus den Bibliotheken wurden ſie ausgemerzt,
haufenweiſe verbrannt; dagegen beguͤnſtigte man die ſtreng
katholiſchen: der Herzog ließ es an Aufmunterungen der
Autoren in dieſem Sinne nicht fehlen: die Heiligengeſchichte
des Surius ließ er auf ſeine Koſten ins Deutſche uͤber-
ſetzen und in Druck geben: — die groͤßte Devotion ward
den Reliquien gewidmet: der heilige Benno, von dem man
in einem andern deutſchen Lande, in Meißen, nichts mehr
wiſſen wollte, ward feierlich zum Schutzpatron von Baiern
erklaͤrt: — Baukunſt und Muſik kamen zuerſt in Muͤn-
chen in dem Geſchmack der reſtaurirten Kirche auf: — vor
allem wurden die jeſuitiſchen Inſtitute befoͤrdert, durch
welche die Erziehung des heranwachſenden Geſchlechtes in
dieſem Sinne vollbracht wurde.
Auch konnten die Jeſuiten nicht Worte genug finden,
den Herzog dafuͤr zu ruͤhmen, einen zweiten Joſias, wie
ſie ſagten, einen neuen Theodoſius.
Nur Eine Frage bleibt hiebei uͤbrig.
Je wichtiger die Erweiterung der Landeshoheit iſt, die
den proteſtantiſchen Fuͤrſten durch die Einwirkung auf die
Religion, welche ihnen geſtattet ward, zuwuchs, um ſo mehr
ſcheint in der erneuerten Autoritaͤt der kirchlichen Gewalten
eine Beſchraͤnkung derſelben zu liegen.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/53>, abgerufen am 24.11.2024.
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