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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Mantuanische Erbfolge.
zos, langte der junge Gonzaga Nevers, Herzog von Rethel,
in Mantua an. Ein mantuanischer Minister, der sich zur
antispanischen Partei hielt, des Namens Striggio, hatte hier
alles vorbereitet. Der alte Herzog machte keine Schwierig-
keit die Rechte seines Vetters anzuerkennen. Es war noch
ein Fräulein aus der einheimischen Linie vorhanden --
Urenkelin Philipps II. von Spanien, von seiner jüngern
Tochter, die sich nach Savoyen verheirathet -- und es
schien viel darauf anzukommen, daß der junge Herzog sich
mit ihr vermähle. Zufällige Umstände verzögerten die Sache,
und Vincenzo war schon todt 1), als man das Fräulein
einst in der Nacht aus dem Kloster holte wo sie erzogen
ward, in den Pallast brachte, und hier ohne viel Zögern
die Vermählung schloß und vollzog. Dann erst ward der
Tod des Herzogs bekannt gemacht, Rethel ward als Prinz
von Mantua begrüßt und empfing die Huldigung. Ein
mailändischer Abgeordneter wurde so lange entfernt gehal-
ten bis alles vollbracht war, und dann nicht ohne eine
Art von Hohn in Kenntniß gesetzt.

Zugleich mit der Anzeige von dem Tode des Herzogs
trafen diese Nachrichten in Wien und Madrid ein.

Man wird bekennen, daß sie recht geeignet waren um
so mächtige Fürsten, die sich in der Haltung einer religiö-
sen Majestät gefielen, zu entrüsten, zu erbittern. Eine so
nahe Verwandte ohne ihre Zustimmung, ja ohne ihr Wis-
sen mit einer Art von Gewaltsamkeit verheirathet; ein

1) Nani Storia Veneta l. 7, p. 350, Siri memorie recondite
VI,
309 geben dieß Factum an; der letzte nach einem Schreiben
Sabrans an den französischen Hof.
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Mantuaniſche Erbfolge.
zos, langte der junge Gonzaga Nevers, Herzog von Rethel,
in Mantua an. Ein mantuaniſcher Miniſter, der ſich zur
antiſpaniſchen Partei hielt, des Namens Striggio, hatte hier
alles vorbereitet. Der alte Herzog machte keine Schwierig-
keit die Rechte ſeines Vetters anzuerkennen. Es war noch
ein Fraͤulein aus der einheimiſchen Linie vorhanden —
Urenkelin Philipps II. von Spanien, von ſeiner juͤngern
Tochter, die ſich nach Savoyen verheirathet — und es
ſchien viel darauf anzukommen, daß der junge Herzog ſich
mit ihr vermaͤhle. Zufaͤllige Umſtaͤnde verzoͤgerten die Sache,
und Vincenzo war ſchon todt 1), als man das Fraͤulein
einſt in der Nacht aus dem Kloſter holte wo ſie erzogen
ward, in den Pallaſt brachte, und hier ohne viel Zoͤgern
die Vermaͤhlung ſchloß und vollzog. Dann erſt ward der
Tod des Herzogs bekannt gemacht, Rethel ward als Prinz
von Mantua begruͤßt und empfing die Huldigung. Ein
mailaͤndiſcher Abgeordneter wurde ſo lange entfernt gehal-
ten bis alles vollbracht war, und dann nicht ohne eine
Art von Hohn in Kenntniß geſetzt.

Zugleich mit der Anzeige von dem Tode des Herzogs
trafen dieſe Nachrichten in Wien und Madrid ein.

Man wird bekennen, daß ſie recht geeignet waren um
ſo maͤchtige Fuͤrſten, die ſich in der Haltung einer religioͤ-
ſen Majeſtaͤt gefielen, zu entruͤſten, zu erbittern. Eine ſo
nahe Verwandte ohne ihre Zuſtimmung, ja ohne ihr Wiſ-
ſen mit einer Art von Gewaltſamkeit verheirathet; ein

1) Nani Storia Veneta l. 7, p. 350, Siri memorie recondite
VI,
309 geben dieß Factum an; der letzte nach einem Schreiben
Sabrans an den franzoͤſiſchen Hof.
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[531/0543] Mantuaniſche Erbfolge. zos, langte der junge Gonzaga Nevers, Herzog von Rethel, in Mantua an. Ein mantuaniſcher Miniſter, der ſich zur antiſpaniſchen Partei hielt, des Namens Striggio, hatte hier alles vorbereitet. Der alte Herzog machte keine Schwierig- keit die Rechte ſeines Vetters anzuerkennen. Es war noch ein Fraͤulein aus der einheimiſchen Linie vorhanden — Urenkelin Philipps II. von Spanien, von ſeiner juͤngern Tochter, die ſich nach Savoyen verheirathet — und es ſchien viel darauf anzukommen, daß der junge Herzog ſich mit ihr vermaͤhle. Zufaͤllige Umſtaͤnde verzoͤgerten die Sache, und Vincenzo war ſchon todt 1), als man das Fraͤulein einſt in der Nacht aus dem Kloſter holte wo ſie erzogen ward, in den Pallaſt brachte, und hier ohne viel Zoͤgern die Vermaͤhlung ſchloß und vollzog. Dann erſt ward der Tod des Herzogs bekannt gemacht, Rethel ward als Prinz von Mantua begruͤßt und empfing die Huldigung. Ein mailaͤndiſcher Abgeordneter wurde ſo lange entfernt gehal- ten bis alles vollbracht war, und dann nicht ohne eine Art von Hohn in Kenntniß geſetzt. Zugleich mit der Anzeige von dem Tode des Herzogs trafen dieſe Nachrichten in Wien und Madrid ein. Man wird bekennen, daß ſie recht geeignet waren um ſo maͤchtige Fuͤrſten, die ſich in der Haltung einer religioͤ- ſen Majeſtaͤt gefielen, zu entruͤſten, zu erbittern. Eine ſo nahe Verwandte ohne ihre Zuſtimmung, ja ohne ihr Wiſ- ſen mit einer Art von Gewaltſamkeit verheirathet; ein 1) Nani Storia Veneta l. 7, p. 350, Siri memorie recondite VI, 309 geben dieß Factum an; der letzte nach einem Schreiben Sabrans an den franzoͤſiſchen Hof. 34*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/543>, abgerufen am 25.11.2024.