Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Urban VIII. sapphische Strophen! Von der Eigenthümlichkeit des Tex-tes kann hiebei wie natürlich nichts übrig bleiben: der In- halt muß sich einer Form fügen, die ihm an sich wider- spricht, nur weil der Verfasser sie eben beliebt. Aber diese Talente, der Glanz mit dem sie die Person Ich wüßte keinen Papst der es in dem Grade gehabt Jenen Beschluß des römischen Volkes niemals wie- Man lobte ihm das Betragen eines seiner Nuntien Ein solcher Mann war es -- so erfüllt von der Idee 1) Von Anfang an bemerkte man dieß. Relatione de' quat-
tro ambasciatori 1624: Ama le proprie opinioni e si lascia lu- singare dal suo genio, a che conseguita una salda tenacita dei proprj pensieri: -- -- e sempre intento a quelle cose che pos- sono ringrandire il concetto della sua persona. Urban VIII. ſapphiſche Strophen! Von der Eigenthuͤmlichkeit des Tex-tes kann hiebei wie natuͤrlich nichts uͤbrig bleiben: der In- halt muß ſich einer Form fuͤgen, die ihm an ſich wider- ſpricht, nur weil der Verfaſſer ſie eben beliebt. Aber dieſe Talente, der Glanz mit dem ſie die Perſon Ich wuͤßte keinen Papſt der es in dem Grade gehabt Jenen Beſchluß des roͤmiſchen Volkes niemals wie- Man lobte ihm das Betragen eines ſeiner Nuntien Ein ſolcher Mann war es — ſo erfuͤllt von der Idee 1) Von Anfang an bemerkte man dieß. Relatione de’ quat-
tro ambasciatori 1624: Ama le proprie opinioni e si lascia lu- singare dal suo genio, a che conseguita una salda tenacità dei proprj pensieri: — — è sempre intento a quelle cose che pos- sono ringrandire il concetto della sua persona. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0553" n="541"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Urban</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi></fw><lb/> ſapphiſche Strophen! Von der Eigenthuͤmlichkeit des Tex-<lb/> tes kann hiebei wie natuͤrlich nichts uͤbrig bleiben: der In-<lb/> halt muß ſich einer Form fuͤgen, die ihm an ſich wider-<lb/> ſpricht, nur weil der Verfaſſer ſie eben beliebt.</p><lb/> <p>Aber dieſe Talente, der Glanz mit dem ſie die Perſon<lb/> des Papſtes umgaben, die athletiſche Geſundheit ſelbſt de-<lb/> ren er genoß, vermehrten nur in ihm das Selbſtgefuͤhl,<lb/> das ihm ſeine hohe Stellung ohnehin einfloͤßte <note place="foot" n="1)">Von Anfang an bemerkte man dieß. <hi rendition="#aq">Relatione de’ quat-<lb/> tro ambasciatori 1624: Ama le proprie opinioni e si lascia lu-<lb/> singare dal suo genio, a che conseguita una salda tenacità dei<lb/> proprj pensieri: — — è sempre intento a quelle cose che pos-<lb/> sono ringrandire il concetto della sua persona.</hi></note>.</p><lb/> <p>Ich wuͤßte keinen Papſt der es in dem Grade gehabt<lb/> haͤtte. Man machte ihm einſt einen Einwurf aus den al-<lb/> ten paͤpſtlichen Conſtitutionen: er antwortete, der Ausſpruch<lb/> eines lebenden Papſtes ſey mehr werth als die Satzun-<lb/> gen von hundert verſtorbenen.</p><lb/> <p>Jenen Beſchluß des roͤmiſchen Volkes niemals wie-<lb/> der einem Papſte bei ſeinen Lebzeiten eine Bildſaͤule zu er-<lb/> richten hob er mit den Worten auf, „ein ſolcher Beſchluß<lb/> koͤnne einem Papſte nicht gelten wie er einer ſey.“</p><lb/> <p>Man lobte ihm das Betragen eines ſeiner Nuntien<lb/> in einer ſchwierigen Angelegenheit: er verſetzte, „der Nun-<lb/> tius habe nach ſeiner Inſtruction gehandelt.“</p><lb/> <p>Ein ſolcher Mann war es — ſo erfuͤllt von der Idee<lb/> ein großer Fuͤrſt zu ſeyn: ſo franzoͤſiſch geſtimmt durch<lb/> ſeine fruͤhere Thaͤtigkeit wie durch die Foͤrderung die er<lb/> von Frankreich erfahren: endlich ſo eigenwillig, kraͤftig und<lb/> voll Selbſtgefuͤhls — an den in dieſem Augenblicke die Lei-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [541/0553]
Urban VIII.
ſapphiſche Strophen! Von der Eigenthuͤmlichkeit des Tex-
tes kann hiebei wie natuͤrlich nichts uͤbrig bleiben: der In-
halt muß ſich einer Form fuͤgen, die ihm an ſich wider-
ſpricht, nur weil der Verfaſſer ſie eben beliebt.
Aber dieſe Talente, der Glanz mit dem ſie die Perſon
des Papſtes umgaben, die athletiſche Geſundheit ſelbſt de-
ren er genoß, vermehrten nur in ihm das Selbſtgefuͤhl,
das ihm ſeine hohe Stellung ohnehin einfloͤßte 1).
Ich wuͤßte keinen Papſt der es in dem Grade gehabt
haͤtte. Man machte ihm einſt einen Einwurf aus den al-
ten paͤpſtlichen Conſtitutionen: er antwortete, der Ausſpruch
eines lebenden Papſtes ſey mehr werth als die Satzun-
gen von hundert verſtorbenen.
Jenen Beſchluß des roͤmiſchen Volkes niemals wie-
der einem Papſte bei ſeinen Lebzeiten eine Bildſaͤule zu er-
richten hob er mit den Worten auf, „ein ſolcher Beſchluß
koͤnne einem Papſte nicht gelten wie er einer ſey.“
Man lobte ihm das Betragen eines ſeiner Nuntien
in einer ſchwierigen Angelegenheit: er verſetzte, „der Nun-
tius habe nach ſeiner Inſtruction gehandelt.“
Ein ſolcher Mann war es — ſo erfuͤllt von der Idee
ein großer Fuͤrſt zu ſeyn: ſo franzoͤſiſch geſtimmt durch
ſeine fruͤhere Thaͤtigkeit wie durch die Foͤrderung die er
von Frankreich erfahren: endlich ſo eigenwillig, kraͤftig und
voll Selbſtgefuͤhls — an den in dieſem Augenblicke die Lei-
1) Von Anfang an bemerkte man dieß. Relatione de’ quat-
tro ambasciatori 1624: Ama le proprie opinioni e si lascia lu-
singare dal suo genio, a che conseguita una salda tenacità dei
proprj pensieri: — — è sempre intento a quelle cose che pos-
sono ringrandire il concetto della sua persona.
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