nig und Parlament in sich selbst beschäftigt, und unterhan- delte überdieß bereits aufs neue mit Spanien: die Nieder- lande waren selbst von dem Feinde überzogen: die deut- schen Protestanten entweder geschlagen oder von den kaiser- lichen Heeren in Furcht gehalten: der König von Däne- mark zu einem nachtheiligen Frieden gezwungen. Es blieb Niemand übrig als der König von Schweden.
Während die Protestanten allenthalben geschlagen wur- den, hatte allein Gustav Adolf Siege erfochten. Er hatte Riga, ganz Liefland bis auf Dünamünde, von Litthauen, wie die Polen sich ausdrücken, so viel als er selbst gewollt erobert: dann war er 1626 in Preußen erschienen, hauptsäch- lich, wie er sagte, um die Geistlichkeit im Bisthum Ermeland heimzusuchen: die Hauptsitze des wiederhergestellten Katholi- cismus in jenen Gegenden, Frauenburg und Braunsberg, hatte er eingenommen, und den bedrängten Protestanten daselbst einen neuen starken Rückhalt gegeben. Aller Augen richte- ten sich auf ihn. "Ueber alle andern Menschen", schreibt Rus- dorf schon im Jahre 1624, "schätze ich diesen siegreichen Helden: ich verehre ihn als den einzigen Schutz unserer Sache, als den Schrecken unserer gemeinschaftlichen Feinde: seinen Ruhm, der über den Neid erhaben ist, begleite ich mit meinem Gebet" 1). Zwar hatte Gustav Adolf jetzt in dem Gefecht auf der Stummschen Halde einen Verlust ge- habt, und wäre beinahe selbst gefangen genommen worden,
1)Rusdorf Memoires II, 3. "Ejus gloriam invidiae me- tas eluctatam, excelsam infracti animi magnitudinem, et virtutis magis ac magis per merita enitescentis et assurgentis invictum robur cum stupore adoro et supplici voto prosequor."
BuchVII.Kap. 4.
nig und Parlament in ſich ſelbſt beſchaͤftigt, und unterhan- delte uͤberdieß bereits aufs neue mit Spanien: die Nieder- lande waren ſelbſt von dem Feinde uͤberzogen: die deut- ſchen Proteſtanten entweder geſchlagen oder von den kaiſer- lichen Heeren in Furcht gehalten: der Koͤnig von Daͤne- mark zu einem nachtheiligen Frieden gezwungen. Es blieb Niemand uͤbrig als der Koͤnig von Schweden.
Waͤhrend die Proteſtanten allenthalben geſchlagen wur- den, hatte allein Guſtav Adolf Siege erfochten. Er hatte Riga, ganz Liefland bis auf Duͤnamuͤnde, von Litthauen, wie die Polen ſich ausdruͤcken, ſo viel als er ſelbſt gewollt erobert: dann war er 1626 in Preußen erſchienen, hauptſaͤch- lich, wie er ſagte, um die Geiſtlichkeit im Bisthum Ermeland heimzuſuchen: die Hauptſitze des wiederhergeſtellten Katholi- cismus in jenen Gegenden, Frauenburg und Braunsberg, hatte er eingenommen, und den bedraͤngten Proteſtanten daſelbſt einen neuen ſtarken Ruͤckhalt gegeben. Aller Augen richte- ten ſich auf ihn. „Ueber alle andern Menſchen“, ſchreibt Rus- dorf ſchon im Jahre 1624, „ſchaͤtze ich dieſen ſiegreichen Helden: ich verehre ihn als den einzigen Schutz unſerer Sache, als den Schrecken unſerer gemeinſchaftlichen Feinde: ſeinen Ruhm, der uͤber den Neid erhaben iſt, begleite ich mit meinem Gebet“ 1). Zwar hatte Guſtav Adolf jetzt in dem Gefecht auf der Stummſchen Halde einen Verluſt ge- habt, und waͤre beinahe ſelbſt gefangen genommen worden,
1)Rusdorf Mémoires II, 3. „Ejus gloriam invidiae me- tas eluctatam, excelsam infracti animi magnitudinem, et virtutis magis ac magis per merita enitescentis et assurgentis invictum robur cum stupore adoro et supplici voto prosequor.“
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Buch VII. Kap. 4.
nig und Parlament in ſich ſelbſt beſchaͤftigt, und unterhan-
delte uͤberdieß bereits aufs neue mit Spanien: die Nieder-
lande waren ſelbſt von dem Feinde uͤberzogen: die deut-
ſchen Proteſtanten entweder geſchlagen oder von den kaiſer-
lichen Heeren in Furcht gehalten: der Koͤnig von Daͤne-
mark zu einem nachtheiligen Frieden gezwungen. Es blieb
Niemand uͤbrig als der Koͤnig von Schweden.
Waͤhrend die Proteſtanten allenthalben geſchlagen wur-
den, hatte allein Guſtav Adolf Siege erfochten. Er hatte
Riga, ganz Liefland bis auf Duͤnamuͤnde, von Litthauen,
wie die Polen ſich ausdruͤcken, ſo viel als er ſelbſt gewollt
erobert: dann war er 1626 in Preußen erſchienen, hauptſaͤch-
lich, wie er ſagte, um die Geiſtlichkeit im Bisthum Ermeland
heimzuſuchen: die Hauptſitze des wiederhergeſtellten Katholi-
cismus in jenen Gegenden, Frauenburg und Braunsberg, hatte
er eingenommen, und den bedraͤngten Proteſtanten daſelbſt
einen neuen ſtarken Ruͤckhalt gegeben. Aller Augen richte-
ten ſich auf ihn. „Ueber alle andern Menſchen“, ſchreibt Rus-
dorf ſchon im Jahre 1624, „ſchaͤtze ich dieſen ſiegreichen
Helden: ich verehre ihn als den einzigen Schutz unſerer
Sache, als den Schrecken unſerer gemeinſchaftlichen Feinde:
ſeinen Ruhm, der uͤber den Neid erhaben iſt, begleite ich
mit meinem Gebet“ 1). Zwar hatte Guſtav Adolf jetzt in
dem Gefecht auf der Stummſchen Halde einen Verluſt ge-
habt, und waͤre beinahe ſelbſt gefangen genommen worden,
1) Rusdorf Mémoires II, 3. „Ejus gloriam invidiae me-
tas eluctatam, excelsam infracti animi magnitudinem, et virtutis
magis ac magis per merita enitescentis et assurgentis invictum
robur cum stupore adoro et supplici voto prosequor.“
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/564>, abgerufen am 21.11.2024.
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