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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 4.
geben waren, brachten sie schon Entzweiung und Hader
hervor, über den Anspruch sie zu besitzen, zwischen den Or-
den, über das Recht der Collation, zwischen Kaiser und Papst.

Zu diesen geistlichen Mißverständnissen gesellten sich aber
weltliche von noch weiteraussehender Natur. Die kaiserli-
chen Kriegsvölker waren eine unerträgliche Last, ihre Durch-
züge erschöpften Land und Leute: wie der Soldat den Bür-
ger und Bauer, mißhandelte der General die Fürsten: Wal-
lenstein ließ die verwogensten Reden verlauten. Auch die
alten Verbündeten des Kaisers, die Häupter der Liga, vor
allem Maximilian von Baiern, waren mißvergnügt über die
Gegenwart und besorgt wegen der Zukunft.

In dieser Lage der Dinge geschah es, daß Ferdinand,
um seinen Sohn zum römischen Könige erwählen zu lassen,
die katholischen Churfürsten im Sommer 1630 zu Regens-
burg versammelte. Es konnte nicht anders seyn als daß
hiebei nun auch alle andern öffentlichen Angelegenheiten zur
Sprache kamen.

Wohl sah der Kaiser, daß er etwas nachgeben müsse.
Sein Sinn war, dieß in den deutschen Sachen zu thun;
er zeigte sich geneigt das Restitutionsedict in Hinsicht auf
die brandenburgischen und chursächsischen Lande noch zu sus-

einer reinen Restitution an die alten Orden neigte. Pier Luigi Ca-
raffa, Nuntius in Cöln, erzählt dieß. Aber schon waren in diesem
Augenblick die Jesuiten in Rom durchgedrungen. Juli 1629 er-
folgte ein Beschluß daselbst, che alcuna parte (dei beni ricuperati)
potesse convertirsi in erezioni di seminarj, di alunnati, di scuole
e di collegj tanto de' padri Gesuiti, quali in gran parte furono
motori dell' editto di Cesare, come di altri religiosi.
Die Jesui-
tenschulen würden sich auch über ganz Norddeutschland ergossen
haben.

Buch VII. Kap. 4.
geben waren, brachten ſie ſchon Entzweiung und Hader
hervor, uͤber den Anſpruch ſie zu beſitzen, zwiſchen den Or-
den, uͤber das Recht der Collation, zwiſchen Kaiſer und Papſt.

Zu dieſen geiſtlichen Mißverſtaͤndniſſen geſellten ſich aber
weltliche von noch weiterausſehender Natur. Die kaiſerli-
chen Kriegsvoͤlker waren eine unertraͤgliche Laſt, ihre Durch-
zuͤge erſchoͤpften Land und Leute: wie der Soldat den Buͤr-
ger und Bauer, mißhandelte der General die Fuͤrſten: Wal-
lenſtein ließ die verwogenſten Reden verlauten. Auch die
alten Verbuͤndeten des Kaiſers, die Haͤupter der Liga, vor
allem Maximilian von Baiern, waren mißvergnuͤgt uͤber die
Gegenwart und beſorgt wegen der Zukunft.

In dieſer Lage der Dinge geſchah es, daß Ferdinand,
um ſeinen Sohn zum roͤmiſchen Koͤnige erwaͤhlen zu laſſen,
die katholiſchen Churfuͤrſten im Sommer 1630 zu Regens-
burg verſammelte. Es konnte nicht anders ſeyn als daß
hiebei nun auch alle andern oͤffentlichen Angelegenheiten zur
Sprache kamen.

Wohl ſah der Kaiſer, daß er etwas nachgeben muͤſſe.
Sein Sinn war, dieß in den deutſchen Sachen zu thun;
er zeigte ſich geneigt das Reſtitutionsedict in Hinſicht auf
die brandenburgiſchen und churſaͤchſiſchen Lande noch zu ſus-

einer reinen Reſtitution an die alten Orden neigte. Pier Luigi Ca-
raffa, Nuntius in Coͤln, erzaͤhlt dieß. Aber ſchon waren in dieſem
Augenblick die Jeſuiten in Rom durchgedrungen. Juli 1629 er-
folgte ein Beſchluß daſelbſt, che alcuna parte (dei beni ricuperati)
potesse convertirsi in erezioni di seminarj, di alunnati, di scuole
e di collegj tanto de’ padri Gesuiti, quali in gran parte furono
motori dell’ editto di Cesare, come di altri religiosi.
Die Jeſui-
tenſchulen wuͤrden ſich auch uͤber ganz Norddeutſchland ergoſſen
haben.
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[556/0568] Buch VII. Kap. 4. geben waren, brachten ſie ſchon Entzweiung und Hader hervor, uͤber den Anſpruch ſie zu beſitzen, zwiſchen den Or- den, uͤber das Recht der Collation, zwiſchen Kaiſer und Papſt. Zu dieſen geiſtlichen Mißverſtaͤndniſſen geſellten ſich aber weltliche von noch weiterausſehender Natur. Die kaiſerli- chen Kriegsvoͤlker waren eine unertraͤgliche Laſt, ihre Durch- zuͤge erſchoͤpften Land und Leute: wie der Soldat den Buͤr- ger und Bauer, mißhandelte der General die Fuͤrſten: Wal- lenſtein ließ die verwogenſten Reden verlauten. Auch die alten Verbuͤndeten des Kaiſers, die Haͤupter der Liga, vor allem Maximilian von Baiern, waren mißvergnuͤgt uͤber die Gegenwart und beſorgt wegen der Zukunft. In dieſer Lage der Dinge geſchah es, daß Ferdinand, um ſeinen Sohn zum roͤmiſchen Koͤnige erwaͤhlen zu laſſen, die katholiſchen Churfuͤrſten im Sommer 1630 zu Regens- burg verſammelte. Es konnte nicht anders ſeyn als daß hiebei nun auch alle andern oͤffentlichen Angelegenheiten zur Sprache kamen. Wohl ſah der Kaiſer, daß er etwas nachgeben muͤſſe. Sein Sinn war, dieß in den deutſchen Sachen zu thun; er zeigte ſich geneigt das Reſtitutionsedict in Hinſicht auf die brandenburgiſchen und churſaͤchſiſchen Lande noch zu ſus- 1) 1) einer reinen Reſtitution an die alten Orden neigte. Pier Luigi Ca- raffa, Nuntius in Coͤln, erzaͤhlt dieß. Aber ſchon waren in dieſem Augenblick die Jeſuiten in Rom durchgedrungen. Juli 1629 er- folgte ein Beſchluß daſelbſt, che alcuna parte (dei beni ricuperati) potesse convertirsi in erezioni di seminarj, di alunnati, di scuole e di collegj tanto de’ padri Gesuiti, quali in gran parte furono motori dell’ editto di Cesare, come di altri religiosi. Die Jeſui- tenſchulen wuͤrden ſich auch uͤber ganz Norddeutſchland ergoſſen haben.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/568>, abgerufen am 21.11.2024.