nith seiner Macht, ohne Widerstand, ohne Bedingung nachgab.
Während man in Regensburg unterhandelte, hatten seine Truppen Mantua erobert: er konnte sich als Herrn von Ita- lien betrachten: in diesem Augenblicke verstand er sich dazu, Mantua dem Nevers gegen die nichtige Formalität einer Ab- bitte einzuräumen. Aber vielleicht noch mehr wollte die andere Forderung sagen. Zugleich die deutschen Fürsten, Frankreich und der Papst waren von dem Feldherrn be- droht, an dessen Persönlichkeit das Glück der kaiserlichen Waffen geknüpft war! Man darf sich nicht wundern, wenn sie ihn haßten und sich seiner zu entledigen wünschten. Der Kaiser, um des Friedens willen, gab ihn auf.
In dem Moment daß er Italien beherrschen könnte, läßt er es fahren! In dem Moment daß ihn der gefähr- lichste, kriegskundigste Feind in Deutschland angreift, dankt er den Feldherrn ab, der allein im Stande wäre ihn zu vertheidigen. Nie haben Politik und Unterhandlung größere Erfolge hervorgebracht.
Schwedischer Krieg. Verhältniß des Papstes.
Und nun erst begann der Krieg. Unter den günstigsten Auspicien, man kann es nicht leugnen, eröffnete ihn Gu- stav Adolf. Denn war nicht das kaiserliche Heer auf Wal- lensteins Namen zusammengebracht, ihm persönlich ergeben und verpflichtet? Der Kaiser entließ sogar einen Theil da- von: die Contributionsforderungen der Generale, die bis-
Churfuͤrſtentag zu Regensburg.
nith ſeiner Macht, ohne Widerſtand, ohne Bedingung nachgab.
Waͤhrend man in Regensburg unterhandelte, hatten ſeine Truppen Mantua erobert: er konnte ſich als Herrn von Ita- lien betrachten: in dieſem Augenblicke verſtand er ſich dazu, Mantua dem Nevers gegen die nichtige Formalitaͤt einer Ab- bitte einzuraͤumen. Aber vielleicht noch mehr wollte die andere Forderung ſagen. Zugleich die deutſchen Fuͤrſten, Frankreich und der Papſt waren von dem Feldherrn be- droht, an deſſen Perſoͤnlichkeit das Gluͤck der kaiſerlichen Waffen geknuͤpft war! Man darf ſich nicht wundern, wenn ſie ihn haßten und ſich ſeiner zu entledigen wuͤnſchten. Der Kaiſer, um des Friedens willen, gab ihn auf.
In dem Moment daß er Italien beherrſchen koͤnnte, laͤßt er es fahren! In dem Moment daß ihn der gefaͤhr- lichſte, kriegskundigſte Feind in Deutſchland angreift, dankt er den Feldherrn ab, der allein im Stande waͤre ihn zu vertheidigen. Nie haben Politik und Unterhandlung groͤßere Erfolge hervorgebracht.
Schwediſcher Krieg. Verhaͤltniß des Papſtes.
Und nun erſt begann der Krieg. Unter den guͤnſtigſten Auſpicien, man kann es nicht leugnen, eroͤffnete ihn Gu- ſtav Adolf. Denn war nicht das kaiſerliche Heer auf Wal- lenſteins Namen zuſammengebracht, ihm perſoͤnlich ergeben und verpflichtet? Der Kaiſer entließ ſogar einen Theil da- von: die Contributionsforderungen der Generale, die bis-
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Churfuͤrſtentag zu Regensburg.
nith ſeiner Macht, ohne Widerſtand, ohne Bedingung
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Waͤhrend man in Regensburg unterhandelte, hatten ſeine
Truppen Mantua erobert: er konnte ſich als Herrn von Ita-
lien betrachten: in dieſem Augenblicke verſtand er ſich dazu,
Mantua dem Nevers gegen die nichtige Formalitaͤt einer Ab-
bitte einzuraͤumen. Aber vielleicht noch mehr wollte die
andere Forderung ſagen. Zugleich die deutſchen Fuͤrſten,
Frankreich und der Papſt waren von dem Feldherrn be-
droht, an deſſen Perſoͤnlichkeit das Gluͤck der kaiſerlichen
Waffen geknuͤpft war! Man darf ſich nicht wundern, wenn
ſie ihn haßten und ſich ſeiner zu entledigen wuͤnſchten.
Der Kaiſer, um des Friedens willen, gab ihn auf.
In dem Moment daß er Italien beherrſchen koͤnnte,
laͤßt er es fahren! In dem Moment daß ihn der gefaͤhr-
lichſte, kriegskundigſte Feind in Deutſchland angreift, dankt
er den Feldherrn ab, der allein im Stande waͤre ihn zu
vertheidigen. Nie haben Politik und Unterhandlung groͤßere
Erfolge hervorgebracht.
Schwediſcher Krieg. Verhaͤltniß des Papſtes.
Und nun erſt begann der Krieg. Unter den guͤnſtigſten
Auſpicien, man kann es nicht leugnen, eroͤffnete ihn Gu-
ſtav Adolf. Denn war nicht das kaiſerliche Heer auf Wal-
lenſteins Namen zuſammengebracht, ihm perſoͤnlich ergeben
und verpflichtet? Der Kaiſer entließ ſogar einen Theil da-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/571>, abgerufen am 21.11.2024.
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