Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Buch V. Gegenreformationen. hervorbrachten: auch Philipp II. fühlte eine ungewohnteHingebung für diesen Papst, und lieh seinen Ermahnungen ein offenes Ohr: eben schlug man den Anfall der Türken von Malta ab, und die Devoten, die Feinde der Niederlän- der mögen, wie der Prinz von Oranien vermuthet, den Ein- druck des Sieges benutzt haben, um den König zu einem heftigen Entschluß zu bringen 1). Genug gegen Ende 1565 erfolgte ein Edict das alle vorhergegangenen an Strenge übertraf. Die Strafbefehle, die Schlüsse des Conciliums und Es liegt am Tage, daß hiedurch eine geistliche Regie- Hierüber geschah es, daß sich das Volk bewaffnete, 1) Der Prinz hat Granvella in Verdacht. S. sein Schreiben in den Archives de la maison d'Orange-Nassau I, 289. 2) Strada nach einer Formel vom 18. Dez. 1565. lib. IV, p. 94.
Buch V. Gegenreformationen. hervorbrachten: auch Philipp II. fuͤhlte eine ungewohnteHingebung fuͤr dieſen Papſt, und lieh ſeinen Ermahnungen ein offenes Ohr: eben ſchlug man den Anfall der Tuͤrken von Malta ab, und die Devoten, die Feinde der Niederlaͤn- der moͤgen, wie der Prinz von Oranien vermuthet, den Ein- druck des Sieges benutzt haben, um den Koͤnig zu einem heftigen Entſchluß zu bringen 1). Genug gegen Ende 1565 erfolgte ein Edict das alle vorhergegangenen an Strenge uͤbertraf. Die Strafbefehle, die Schluͤſſe des Conciliums und Es liegt am Tage, daß hiedurch eine geiſtliche Regie- Hieruͤber geſchah es, daß ſich das Volk bewaffnete, 1) Der Prinz hat Granvella in Verdacht. S. ſein Schreiben in den Archives de la maison d’Orange-Nassau I, 289. 2) Strada nach einer Formel vom 18. Dez. 1565. lib. IV, p. 94.
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Buch V. Gegenreformationen.
hervorbrachten: auch Philipp II. fuͤhlte eine ungewohnte
Hingebung fuͤr dieſen Papſt, und lieh ſeinen Ermahnungen
ein offenes Ohr: eben ſchlug man den Anfall der Tuͤrken
von Malta ab, und die Devoten, die Feinde der Niederlaͤn-
der moͤgen, wie der Prinz von Oranien vermuthet, den Ein-
druck des Sieges benutzt haben, um den Koͤnig zu einem
heftigen Entſchluß zu bringen 1). Genug gegen Ende
1565 erfolgte ein Edict das alle vorhergegangenen an
Strenge uͤbertraf.
Die Strafbefehle, die Schluͤſſe des Conciliums und
der ſeitdem gehaltenen Provinzialſynoden ſollten unverbruͤch-
lich gehandhabt, allein von den Inquiſitoren die Erkennt-
niß uͤber geiſtliche Vergehen ausgeuͤbt werden. Alle Be-
hoͤrden wurden angewieſen, dazu Beiſtand zu leiſten. In
jeder Provinz ſollte ein Commiſſar uͤber die Ausfuͤhrung
dieſer Anordnung wachen, und daruͤber von drei Monat zu
drei Monat Bericht erſtatten 2).
Es liegt am Tage, daß hiedurch eine geiſtliche Regie-
rung eingefuͤhrt werden mußte, wenn nicht ganz wie in
Spanien, doch gewiß wie in Italien.
Hieruͤber geſchah es, daß ſich das Volk bewaffnete,
der Bilderſturm ausbrach, das ganze Land in Feuer und
Flamme gerieth; — es kam ein Augenblick, wo die Staats-
gewalt ſogar zur Nachgiebigkeit genoͤthigt wurde. Aber
wie es zu geſchehen pflegt, die Gewaltſamkeiten zerſtoͤrten
ihren eigenen Zweck: die gemaͤßigten und ruhigen Einwoh-
1) Der Prinz hat Granvella in Verdacht. S. ſein Schreiben
in den Archives de la maison d’Orange-Nassau I, 289.
2) Strada nach einer Formel vom 18. Dez. 1565. lib. IV, p. 94.
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