Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Verwaltung des Staates und der Kirche. ward er zu allen andern Aemtern befähigt. Von dem Go-verno einer Stadt, einer Landschaft stieg man zu einer Nun- tiatur, einer Vicelegation auf; oder man gelangte zu einer Stelle in der Rota, in den Congregationen: dann folgten Cardinalat, Legation. Geistliche und weltliche Gewalt wa- ren selbst in der Verwaltung in den höchsten Stellen ver- einigt. Wenn der Legat in einer Stadt erscheint, hören ei- nige geistliche Ehrenvorrechte des Bischofs auf: der Legat gibt dem Volke den Segen wie der Papst. Unaufhörlich wechseln die Mitglieder der Curie zwischen geistlichen und weltlichen Aemtern. Bleiben wir nun zuerst bei der weltlichen Seite, der Alles hing von den Bedürfnissen ab, von den Anfor- Wir sahen, welch einen verderblichen Schwung das Innocenz X. fand 1644 1821033/4, und hinterließ Verwaltung des Staates und der Kirche. ward er zu allen andern Aemtern befaͤhigt. Von dem Go-verno einer Stadt, einer Landſchaft ſtieg man zu einer Nun- tiatur, einer Vicelegation auf; oder man gelangte zu einer Stelle in der Rota, in den Congregationen: dann folgten Cardinalat, Legation. Geiſtliche und weltliche Gewalt wa- ren ſelbſt in der Verwaltung in den hoͤchſten Stellen ver- einigt. Wenn der Legat in einer Stadt erſcheint, hoͤren ei- nige geiſtliche Ehrenvorrechte des Biſchofs auf: der Legat gibt dem Volke den Segen wie der Papſt. Unaufhoͤrlich wechſeln die Mitglieder der Curie zwiſchen geiſtlichen und weltlichen Aemtern. Bleiben wir nun zuerſt bei der weltlichen Seite, der Alles hing von den Beduͤrfniſſen ab, von den Anfor- Wir ſahen, welch einen verderblichen Schwung das Innocenz X. fand 1644 182103¾, und hinterließ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0117" n="105"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Verwaltung des Staates und der Kirche</hi>.</fw><lb/> ward er zu allen andern Aemtern befaͤhigt. Von dem Go-<lb/> verno einer Stadt, einer Landſchaft ſtieg man zu einer Nun-<lb/> tiatur, einer Vicelegation auf; oder man gelangte zu einer<lb/> Stelle in der Rota, in den Congregationen: dann folgten<lb/> Cardinalat, Legation. Geiſtliche und weltliche Gewalt wa-<lb/> ren ſelbſt in der Verwaltung in den hoͤchſten Stellen ver-<lb/> einigt. Wenn der Legat in einer Stadt erſcheint, hoͤren ei-<lb/> nige geiſtliche Ehrenvorrechte des Biſchofs auf: der Legat<lb/> gibt dem Volke den Segen wie der Papſt. Unaufhoͤrlich<lb/> wechſeln die Mitglieder der Curie zwiſchen geiſtlichen und<lb/> weltlichen Aemtern.</p><lb/> <p>Bleiben wir nun zuerſt bei der weltlichen Seite, der<lb/> Staatsverwaltung ſtehn.</p><lb/> <p>Alles hing von den Beduͤrfniſſen ab, von den Anfor-<lb/> derungen, die man an die Unterthanen machte, von der<lb/> Lage der Finanzen.</p><lb/> <p>Wir ſahen, welch einen verderblichen Schwung das<lb/> Schuldenweſen unter Urban <hi rendition="#aq">VIII.</hi> beſonders durch den<lb/> Krieg von Caſtro bekam<supplied>;</supplied> aber noch einmal waren doch die<lb/> Anleihen durchgeſetzt worden, die Luoghi di Monte ſtan-<lb/> den hoch im Preiſe: ohne Ruͤckſicht noch Einhalt fuhren<lb/> die Paͤpſte auf dem betretenen Wege fort.</p><lb/> <p>Innocenz <hi rendition="#aq">X.</hi> fand 1644 182103¾, und hinterließ<lb/> 1655 die Zahl von 264129½ Luoghi di Monte, ſo daß<lb/> das Capital, welches hiedurch bezeichnet wird, von 18 auf<lb/> mehr als 26 Millionen geſtiegen war. Obwohl er mit<lb/> dieſer Summe auch anderweite Schulden bezahlt, Capitalien<lb/> abgeloͤſt hatte, ſo lag doch immer ein ſtarker Anwachs der<lb/> Geſammtmaſſe darin, die man bei ſeinem Ableben auf 48<lb/> Millionen Scudi berechnete. Er hatte das Gluͤck gehabt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0117]
Verwaltung des Staates und der Kirche.
ward er zu allen andern Aemtern befaͤhigt. Von dem Go-
verno einer Stadt, einer Landſchaft ſtieg man zu einer Nun-
tiatur, einer Vicelegation auf; oder man gelangte zu einer
Stelle in der Rota, in den Congregationen: dann folgten
Cardinalat, Legation. Geiſtliche und weltliche Gewalt wa-
ren ſelbſt in der Verwaltung in den hoͤchſten Stellen ver-
einigt. Wenn der Legat in einer Stadt erſcheint, hoͤren ei-
nige geiſtliche Ehrenvorrechte des Biſchofs auf: der Legat
gibt dem Volke den Segen wie der Papſt. Unaufhoͤrlich
wechſeln die Mitglieder der Curie zwiſchen geiſtlichen und
weltlichen Aemtern.
Bleiben wir nun zuerſt bei der weltlichen Seite, der
Staatsverwaltung ſtehn.
Alles hing von den Beduͤrfniſſen ab, von den Anfor-
derungen, die man an die Unterthanen machte, von der
Lage der Finanzen.
Wir ſahen, welch einen verderblichen Schwung das
Schuldenweſen unter Urban VIII. beſonders durch den
Krieg von Caſtro bekam; aber noch einmal waren doch die
Anleihen durchgeſetzt worden, die Luoghi di Monte ſtan-
den hoch im Preiſe: ohne Ruͤckſicht noch Einhalt fuhren
die Paͤpſte auf dem betretenen Wege fort.
Innocenz X. fand 1644 182103¾, und hinterließ
1655 die Zahl von 264129½ Luoghi di Monte, ſo daß
das Capital, welches hiedurch bezeichnet wird, von 18 auf
mehr als 26 Millionen geſtiegen war. Obwohl er mit
dieſer Summe auch anderweite Schulden bezahlt, Capitalien
abgeloͤſt hatte, ſo lag doch immer ein ſtarker Anwachs der
Geſammtmaſſe darin, die man bei ſeinem Ableben auf 48
Millionen Scudi berechnete. Er hatte das Gluͤck gehabt,
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