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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Verwaltung des Staates.
ungebührlich, und trugen zuletzt doch alle Spuren der Ueber-
eilung. Es wäre vergeblich gewesen sich auf Appellatio-
nen einzulassen. Zwar wurde dann die Sache andern Mit-
gliedern übergeben: aber wie hätten diese nicht eben so gut
wie die frühern jenen Einflüssen unterliegen sollen? Sie
nahmen sogar überdieß auf das vorhergegangene Votum
Rücksicht.

Uebelstände die sich von dem höchsten Gerichtshofe in
alle andern, in die Justiz und Regierung der Provinzen
ausbreiteten 1).

Auf das dringendste stellt sie Cardinal Sacchetti in
einer uns aufbehaltenen Schrift dem Papst Alexander vor:
die Unterdrückung des Armen, dem Niemand helfe, durch
die Mächtigern: die Beeinträchtigung der Gerechtigkeit durch
die Verwendungen von Cardinälen, Fürsten und Angehö-
rigen des Pallastes: das Verzögern von Sachen, die in
ein paar Tagen abgethan werden könnten, auf Jahre und
Jahrzehende: die Gewaltsamkeiten, die derjenige erfahre
der sich von einer untern Behörde an eine höhere wende:
die Verpfändungen und Executionen, mit denen man die
Abgaben eintreibe: grausame Mittel, nur dazu geeignet,
den Fürsten verhaßt und seine Diener reich zu machen:
"Leiden, heiligster Vater," ruft er aus, "welche schlim-
mer sind als die Leiden der Hebräer in Egypten! Völ-
ker die nicht mit dem Schwert erobert, sondern entweder

1) Disordini. Con le male decisioni di questo tribunale
supremo (della rota) si corrompe la giustitia a tutti gli altri mi-
nori, almeno dello stato ecclesiastico, vedendosi da giudici dare
sentenze con decisioni si fatte.
8*

Verwaltung des Staates.
ungebuͤhrlich, und trugen zuletzt doch alle Spuren der Ueber-
eilung. Es waͤre vergeblich geweſen ſich auf Appellatio-
nen einzulaſſen. Zwar wurde dann die Sache andern Mit-
gliedern uͤbergeben: aber wie haͤtten dieſe nicht eben ſo gut
wie die fruͤhern jenen Einfluͤſſen unterliegen ſollen? Sie
nahmen ſogar uͤberdieß auf das vorhergegangene Votum
Ruͤckſicht.

Uebelſtaͤnde die ſich von dem hoͤchſten Gerichtshofe in
alle andern, in die Juſtiz und Regierung der Provinzen
ausbreiteten 1).

Auf das dringendſte ſtellt ſie Cardinal Sacchetti in
einer uns aufbehaltenen Schrift dem Papſt Alexander vor:
die Unterdruͤckung des Armen, dem Niemand helfe, durch
die Maͤchtigern: die Beeintraͤchtigung der Gerechtigkeit durch
die Verwendungen von Cardinaͤlen, Fuͤrſten und Angehoͤ-
rigen des Pallaſtes: das Verzoͤgern von Sachen, die in
ein paar Tagen abgethan werden koͤnnten, auf Jahre und
Jahrzehende: die Gewaltſamkeiten, die derjenige erfahre
der ſich von einer untern Behoͤrde an eine hoͤhere wende:
die Verpfaͤndungen und Executionen, mit denen man die
Abgaben eintreibe: grauſame Mittel, nur dazu geeignet,
den Fuͤrſten verhaßt und ſeine Diener reich zu machen:
„Leiden, heiligſter Vater,“ ruft er aus, „welche ſchlim-
mer ſind als die Leiden der Hebraͤer in Egypten! Voͤl-
ker die nicht mit dem Schwert erobert, ſondern entweder

1) Disordini. Con le male decisioni di questo tribunale
supremo (della rota) si corrompe la giustitia a tutti gli altri mi-
nori, almeno dello stato ecclesiastico, vedendosi da giudici dare
sentenze con decisioni sì fatte.
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[115/0127] Verwaltung des Staates. ungebuͤhrlich, und trugen zuletzt doch alle Spuren der Ueber- eilung. Es waͤre vergeblich geweſen ſich auf Appellatio- nen einzulaſſen. Zwar wurde dann die Sache andern Mit- gliedern uͤbergeben: aber wie haͤtten dieſe nicht eben ſo gut wie die fruͤhern jenen Einfluͤſſen unterliegen ſollen? Sie nahmen ſogar uͤberdieß auf das vorhergegangene Votum Ruͤckſicht. Uebelſtaͤnde die ſich von dem hoͤchſten Gerichtshofe in alle andern, in die Juſtiz und Regierung der Provinzen ausbreiteten 1). Auf das dringendſte ſtellt ſie Cardinal Sacchetti in einer uns aufbehaltenen Schrift dem Papſt Alexander vor: die Unterdruͤckung des Armen, dem Niemand helfe, durch die Maͤchtigern: die Beeintraͤchtigung der Gerechtigkeit durch die Verwendungen von Cardinaͤlen, Fuͤrſten und Angehoͤ- rigen des Pallaſtes: das Verzoͤgern von Sachen, die in ein paar Tagen abgethan werden koͤnnten, auf Jahre und Jahrzehende: die Gewaltſamkeiten, die derjenige erfahre der ſich von einer untern Behoͤrde an eine hoͤhere wende: die Verpfaͤndungen und Executionen, mit denen man die Abgaben eintreibe: grauſame Mittel, nur dazu geeignet, den Fuͤrſten verhaßt und ſeine Diener reich zu machen: „Leiden, heiligſter Vater,“ ruft er aus, „welche ſchlim- mer ſind als die Leiden der Hebraͤer in Egypten! Voͤl- ker die nicht mit dem Schwert erobert, ſondern entweder 1) Disordini. Con le male decisioni di questo tribunale supremo (della rota) si corrompe la giustitia a tutti gli altri mi- nori, almeno dello stato ecclesiastico, vedendosi da giudici dare sentenze con decisioni sì fatte. 8*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/127>, abgerufen am 23.11.2024.