Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Jesuiten. weil sie die Rechte der Krone zu lebhaft verfochten. DieOberhäupter der französischen Jesuiten vermieden den Um- gang mit dem päpstlichen Nuntius, um nicht den Ver- dacht ultramontaner Gesinnung auf sich zu laden. Auch sonst konnte der römische Stuhl den Gehorsam des Ordens in dieser Zeit nicht rühmen: namentlich in den Missionen wur- den die päpstlichen Anordnungen fast immer in Wind ge- schlagen. Ferner war ein Hauptgrundsatz des Ordens, allen welt- 1) Vincentii Carrafae epistola de mediis conservandi pri- maevum spiritum societatis: Definitis pro arbitrio dantis domi- bus sive collegiis in quibus aut sedem sibi fixurus est aut jam animo fixerit, -- -- anxie agunt ut quae societati reliquerunt, ipsimet per se administrent. 2) Epistola Goswini Nickel de amore et studio perfectae paupertatis. Illud intolerabile, si et lites inferant et ad tribuna- Päpste** 9
Jeſuiten. weil ſie die Rechte der Krone zu lebhaft verfochten. DieOberhaͤupter der franzoͤſiſchen Jeſuiten vermieden den Um- gang mit dem paͤpſtlichen Nuntius, um nicht den Ver- dacht ultramontaner Geſinnung auf ſich zu laden. Auch ſonſt konnte der roͤmiſche Stuhl den Gehorſam des Ordens in dieſer Zeit nicht ruͤhmen: namentlich in den Miſſionen wur- den die paͤpſtlichen Anordnungen faſt immer in Wind ge- ſchlagen. Ferner war ein Hauptgrundſatz des Ordens, allen welt- 1) Vincentii Carrafae epistola de mediis conservandi pri- maevum spiritum societatis: Definitis pro arbitrio dantis domi- bus sive collegiis in quibus aut sedem sibi fixurus est aut jam animo fixerit, — — anxie agunt ut quae societati reliquerunt, ipsimet per se administrent. 2) Epistola Goswini Nickel de amore et studio perfectae paupertatis. Illud intolerabile, si et lites inferant et ad tribuna- Päpſte** 9
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0141" n="129"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Jeſuiten</hi>.</fw><lb/> weil ſie die Rechte der Krone zu lebhaft verfochten. Die<lb/> Oberhaͤupter der franzoͤſiſchen Jeſuiten vermieden den Um-<lb/> gang mit dem paͤpſtlichen Nuntius, um nicht den Ver-<lb/> dacht ultramontaner Geſinnung auf ſich zu laden. Auch ſonſt<lb/> konnte der roͤmiſche Stuhl den Gehorſam des Ordens in<lb/> dieſer Zeit nicht ruͤhmen: namentlich in den Miſſionen wur-<lb/> den die paͤpſtlichen Anordnungen faſt immer in Wind ge-<lb/> ſchlagen.</p><lb/> <p>Ferner war ein Hauptgrundſatz des Ordens, allen welt-<lb/> lichen Verbindungen zu entſagen und ſich nur den geiſtli-<lb/> chen Pflichten zu widmen. Wie hatte man ſonſt ſo ſtreng<lb/> daruͤber gehalten, daß jeder Eintretende auf alle ſeine Be-<lb/> ſitzthuͤmer Verzicht leiſtete! Zuerſt ward das eine Weile<lb/> verſchoben; dann geſchah es wohl, aber nur bedingungs-<lb/> weiſe, weil man ja am Ende wieder ausgeſtoßen werden<lb/> koͤnne; endlich fuͤhrte ſich ein, daß man ſeine Guͤter der<lb/> Geſellſchaft ſelbſt uͤberließ: jedoch wohlverſtanden, dem be-<lb/> ſtimmten Collegium in welches man trat, dergeſtalt daß<lb/> man ſogar die Verwaltung derſelben nur unter anderm Ti-<lb/> tel oft noch ſelbſt in Haͤnden behielt <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Vincentii Carrafae epistola de mediis conservandi pri-<lb/> maevum spiritum societatis: Definitis pro arbitrio dantis domi-<lb/> bus sive collegiis in quibus aut sedem sibi fixurus est aut jam<lb/> animo fixerit, — — anxie agunt ut quae societati reliquerunt,<lb/> ipsimet per se administrent.</hi></note>. Die Mitglieder der<lb/> Collegien hatten hie und da mehr freie Zeit als ihre Ver-<lb/> wandten die mitten im Leben ſtanden: ſie verwalteten de-<lb/> ren Geſchaͤfte, zogen ihr Geld ein, fuͤhrten ihre Proceſſe <note xml:id="seg2pn_13_1" next="#seg2pn_13_2" place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Epistola Goswini Nickel de amore et studio perfectae<lb/> paupertatis. Illud intolerabile, si et lites inferant et ad tribuna-</hi></note>.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Päpſte** 9</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [129/0141]
Jeſuiten.
weil ſie die Rechte der Krone zu lebhaft verfochten. Die
Oberhaͤupter der franzoͤſiſchen Jeſuiten vermieden den Um-
gang mit dem paͤpſtlichen Nuntius, um nicht den Ver-
dacht ultramontaner Geſinnung auf ſich zu laden. Auch ſonſt
konnte der roͤmiſche Stuhl den Gehorſam des Ordens in
dieſer Zeit nicht ruͤhmen: namentlich in den Miſſionen wur-
den die paͤpſtlichen Anordnungen faſt immer in Wind ge-
ſchlagen.
Ferner war ein Hauptgrundſatz des Ordens, allen welt-
lichen Verbindungen zu entſagen und ſich nur den geiſtli-
chen Pflichten zu widmen. Wie hatte man ſonſt ſo ſtreng
daruͤber gehalten, daß jeder Eintretende auf alle ſeine Be-
ſitzthuͤmer Verzicht leiſtete! Zuerſt ward das eine Weile
verſchoben; dann geſchah es wohl, aber nur bedingungs-
weiſe, weil man ja am Ende wieder ausgeſtoßen werden
koͤnne; endlich fuͤhrte ſich ein, daß man ſeine Guͤter der
Geſellſchaft ſelbſt uͤberließ: jedoch wohlverſtanden, dem be-
ſtimmten Collegium in welches man trat, dergeſtalt daß
man ſogar die Verwaltung derſelben nur unter anderm Ti-
tel oft noch ſelbſt in Haͤnden behielt 1). Die Mitglieder der
Collegien hatten hie und da mehr freie Zeit als ihre Ver-
wandten die mitten im Leben ſtanden: ſie verwalteten de-
ren Geſchaͤfte, zogen ihr Geld ein, fuͤhrten ihre Proceſſe 2).
1) Vincentii Carrafae epistola de mediis conservandi pri-
maevum spiritum societatis: Definitis pro arbitrio dantis domi-
bus sive collegiis in quibus aut sedem sibi fixurus est aut jam
animo fixerit, — — anxie agunt ut quae societati reliquerunt,
ipsimet per se administrent.
2) Epistola Goswini Nickel de amore et studio perfectae
paupertatis. Illud intolerabile, si et lites inferant et ad tribuna-
Päpſte** 9
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |