Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh. ward diese Nachricht empfangen. Die Städte erbautenKirchen und errichteten fromme Stiftungen, wie sie gelobt 1). Wie betrügerisch aber sind doch Hoffnungen die sich Der Prinz ward sehr wohl erzogen; er entwickelte Ta- Aber kaum war der Prinz sein eigener Herr, der Herr Hierauf mußte der alte Franz Maria die Regierung 1) La devoluzione a S. chiesa degli stati di Francesco Ma-
ria II della Rovere, ultimo duca d'Urbino, descritta dall' illmo Sr Antonio Donati nobile Venetiano. (Inff. Politt., auch bereits gedruckt.) Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. ward dieſe Nachricht empfangen. Die Staͤdte erbautenKirchen und errichteten fromme Stiftungen, wie ſie gelobt 1). Wie betruͤgeriſch aber ſind doch Hoffnungen die ſich Der Prinz ward ſehr wohl erzogen; er entwickelte Ta- Aber kaum war der Prinz ſein eigener Herr, der Herr Hierauf mußte der alte Franz Maria die Regierung 1) La devoluzione a S. chiesa degli stati di Francesco Ma-
ria II della Rovere, ultimo duca d’Urbino, descritta dall’ illmo Sr Antonio Donati nobile Venetiano. (Inff. Politt., auch bereits gedruckt.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0020" n="8"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi><hi rendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh</hi>.</fw><lb/> ward dieſe Nachricht empfangen. Die Staͤdte erbauten<lb/> Kirchen und errichteten fromme Stiftungen, wie ſie gelobt <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">La devoluzione a S. chiesa degli stati di Francesco Ma-<lb/> ria II della Rovere, ultimo duca d’Urbino, descritta dall’ ill<hi rendition="#sup">mo</hi><lb/> S<hi rendition="#sup">r</hi> Antonio Donati nobile Venetiano. (Inff. Politt.,</hi> auch bereits<lb/> gedruckt.)</note>.</p><lb/> <p>Wie betruͤgeriſch aber ſind doch Hoffnungen die ſich<lb/> auf Menſchen gruͤnden!</p><lb/> <p>Der Prinz ward ſehr wohl erzogen; er entwickelte Ta-<lb/> lent wenigſtens literariſches; der alte Herzog hatte die Freude<lb/> ihn noch mit einer Prinzeſſin von Toscana vermaͤhlen zu<lb/> koͤnnen. Dann zog er ſich ſelbſt in die Ruhe von Caſtel-<lb/> durante zuruͤck, und uͤberließ ihm die Regierung.</p><lb/> <p>Aber kaum war der Prinz ſein eigener Herr, der Herr<lb/> des Landes, ſo ergriff ihn der Rauſch der Gewalt. Erſt<lb/> in dieſer Zeit nahm in Italien der Geſchmack am Theater<lb/> uͤberhand: der junge Prinz ward um ſo mehr davon hin-<lb/> geriſſen, da er ſich in eine Schauſpielerin verliebte. Am<lb/> Tage machte er ſich das neroniſche Vergnuͤgen den Wa-<lb/> gen zu lenken: am Abend erſchien er ſelbſt auf den Bret-<lb/> tern: tauſend andere Ausſchweifungen folgten. Traurig<lb/> ſahen die ehrlichen Buͤrgersleute einander an. Sie wußten<lb/> nicht, ſollten ſie es beklagen oder ſich daruͤber freuen, als<lb/> der Prinz im Jahre 1623 nach einer wild durchtobten Nacht<lb/> eines Morgens in ſeinem Bette todt gefunden ward.</p><lb/> <p>Hierauf mußte der alte Franz Maria die Regierung<lb/> nochmals uͤbernehmen: voll tiefen Grames, daß er nun<lb/> doch der letzte Rovere war, daß es mit ſeinem Hauſe ganz<lb/> zu Ende ging: doppelt und dreifach unmuthig, da er die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0020]
Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
ward dieſe Nachricht empfangen. Die Staͤdte erbauten
Kirchen und errichteten fromme Stiftungen, wie ſie gelobt 1).
Wie betruͤgeriſch aber ſind doch Hoffnungen die ſich
auf Menſchen gruͤnden!
Der Prinz ward ſehr wohl erzogen; er entwickelte Ta-
lent wenigſtens literariſches; der alte Herzog hatte die Freude
ihn noch mit einer Prinzeſſin von Toscana vermaͤhlen zu
koͤnnen. Dann zog er ſich ſelbſt in die Ruhe von Caſtel-
durante zuruͤck, und uͤberließ ihm die Regierung.
Aber kaum war der Prinz ſein eigener Herr, der Herr
des Landes, ſo ergriff ihn der Rauſch der Gewalt. Erſt
in dieſer Zeit nahm in Italien der Geſchmack am Theater
uͤberhand: der junge Prinz ward um ſo mehr davon hin-
geriſſen, da er ſich in eine Schauſpielerin verliebte. Am
Tage machte er ſich das neroniſche Vergnuͤgen den Wa-
gen zu lenken: am Abend erſchien er ſelbſt auf den Bret-
tern: tauſend andere Ausſchweifungen folgten. Traurig
ſahen die ehrlichen Buͤrgersleute einander an. Sie wußten
nicht, ſollten ſie es beklagen oder ſich daruͤber freuen, als
der Prinz im Jahre 1623 nach einer wild durchtobten Nacht
eines Morgens in ſeinem Bette todt gefunden ward.
Hierauf mußte der alte Franz Maria die Regierung
nochmals uͤbernehmen: voll tiefen Grames, daß er nun
doch der letzte Rovere war, daß es mit ſeinem Hauſe ganz
zu Ende ging: doppelt und dreifach unmuthig, da er die
1) La devoluzione a S. chiesa degli stati di Francesco Ma-
ria II della Rovere, ultimo duca d’Urbino, descritta dall’ illmo
Sr Antonio Donati nobile Venetiano. (Inff. Politt., auch bereits
gedruckt.)
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