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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Revolutionäres Zeitalter.
dem Eindruck, den er in persönlicher Begegnung auf ihn
zu machen hoffte: er selbst begab sich nach Wien, und man
wird nicht sagen dürfen, daß die Milde, der Adel und die
Anmuth seiner Erscheinung ohne Einfluß geblieben. Jedoch
in der Hauptsache fuhr Joseph ohne Wanken noch Rück-
sicht fort. Dem Kloster, bei welchem er feierlich von dem
Papst Abschied genommen, ward unmittelbar darnach seine
Aufhebung angekündigt. Pius VI. mußte sich zuletzt ent-
schließen die Besetzung der bischöflichen Stellen dem Kai-
ser auch in Italien zu überlassen.

So drangen die antipäpstlichen Bestrebungen jetzt auch
von der östreichischen Seite in Italien vor. Leopold, so
viel wir urtheilen können, selbst von jansenistischer Gesin-
nung, reformirte die Kirche von Toscana ohne Rücksicht
auf den Stuhl von Rom: unfern der Capitale der Christen-
heit erließ die Synode von Pistoja in ihren Beschlüssen ein
rechtes Manifest der Vereinigung gallicanischer und janseni-
stischer Grundsätze. Neapel, das durch die Königin Caro-
line auch mit dieser Seite in enger Verbindung stand, hob
die letzten Zeichen des Lehensverbandes mit dem römischen
Stuhle auf.

Auch auf die deutsche Kirche hatten die Unternehmun-
gen des Kaisers mittelbare Rückwirkung. Die geistlichen
Churfürsten begannen nach so langem Einverständniß sich
endlich auch dem römischen Stuhle entgegenzusetzen. Nach
ihrer Erklärung von Ems, "geschrieben mit einer Feder",
sagt ein römischer Prälat, "die in die Galle Paul Sarpis
getaucht war," sollte sich der römische Primat in Zukunft
mit den Rechten begnügen, die ihm in den ersten Jahr-

Revolutionaͤres Zeitalter.
dem Eindruck, den er in perſoͤnlicher Begegnung auf ihn
zu machen hoffte: er ſelbſt begab ſich nach Wien, und man
wird nicht ſagen duͤrfen, daß die Milde, der Adel und die
Anmuth ſeiner Erſcheinung ohne Einfluß geblieben. Jedoch
in der Hauptſache fuhr Joſeph ohne Wanken noch Ruͤck-
ſicht fort. Dem Kloſter, bei welchem er feierlich von dem
Papſt Abſchied genommen, ward unmittelbar darnach ſeine
Aufhebung angekuͤndigt. Pius VI. mußte ſich zuletzt ent-
ſchließen die Beſetzung der biſchoͤflichen Stellen dem Kai-
ſer auch in Italien zu uͤberlaſſen.

So drangen die antipaͤpſtlichen Beſtrebungen jetzt auch
von der oͤſtreichiſchen Seite in Italien vor. Leopold, ſo
viel wir urtheilen koͤnnen, ſelbſt von janſeniſtiſcher Geſin-
nung, reformirte die Kirche von Toscana ohne Ruͤckſicht
auf den Stuhl von Rom: unfern der Capitale der Chriſten-
heit erließ die Synode von Piſtoja in ihren Beſchluͤſſen ein
rechtes Manifeſt der Vereinigung gallicaniſcher und janſeni-
ſtiſcher Grundſaͤtze. Neapel, das durch die Koͤnigin Caro-
line auch mit dieſer Seite in enger Verbindung ſtand, hob
die letzten Zeichen des Lehensverbandes mit dem roͤmiſchen
Stuhle auf.

Auch auf die deutſche Kirche hatten die Unternehmun-
gen des Kaiſers mittelbare Ruͤckwirkung. Die geiſtlichen
Churfuͤrſten begannen nach ſo langem Einverſtaͤndniß ſich
endlich auch dem roͤmiſchen Stuhle entgegenzuſetzen. Nach
ihrer Erklaͤrung von Ems, „geſchrieben mit einer Feder“,
ſagt ein roͤmiſcher Praͤlat, „die in die Galle Paul Sarpis
getaucht war,“ ſollte ſich der roͤmiſche Primat in Zukunft
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[203/0215] Revolutionaͤres Zeitalter. dem Eindruck, den er in perſoͤnlicher Begegnung auf ihn zu machen hoffte: er ſelbſt begab ſich nach Wien, und man wird nicht ſagen duͤrfen, daß die Milde, der Adel und die Anmuth ſeiner Erſcheinung ohne Einfluß geblieben. Jedoch in der Hauptſache fuhr Joſeph ohne Wanken noch Ruͤck- ſicht fort. Dem Kloſter, bei welchem er feierlich von dem Papſt Abſchied genommen, ward unmittelbar darnach ſeine Aufhebung angekuͤndigt. Pius VI. mußte ſich zuletzt ent- ſchließen die Beſetzung der biſchoͤflichen Stellen dem Kai- ſer auch in Italien zu uͤberlaſſen. So drangen die antipaͤpſtlichen Beſtrebungen jetzt auch von der oͤſtreichiſchen Seite in Italien vor. Leopold, ſo viel wir urtheilen koͤnnen, ſelbſt von janſeniſtiſcher Geſin- nung, reformirte die Kirche von Toscana ohne Ruͤckſicht auf den Stuhl von Rom: unfern der Capitale der Chriſten- heit erließ die Synode von Piſtoja in ihren Beſchluͤſſen ein rechtes Manifeſt der Vereinigung gallicaniſcher und janſeni- ſtiſcher Grundſaͤtze. Neapel, das durch die Koͤnigin Caro- line auch mit dieſer Seite in enger Verbindung ſtand, hob die letzten Zeichen des Lehensverbandes mit dem roͤmiſchen Stuhle auf. Auch auf die deutſche Kirche hatten die Unternehmun- gen des Kaiſers mittelbare Ruͤckwirkung. Die geiſtlichen Churfuͤrſten begannen nach ſo langem Einverſtaͤndniß ſich endlich auch dem roͤmiſchen Stuhle entgegenzuſetzen. Nach ihrer Erklaͤrung von Ems, „geſchrieben mit einer Feder“, ſagt ein roͤmiſcher Praͤlat, „die in die Galle Paul Sarpis getaucht war,“ ſollte ſich der roͤmiſche Primat in Zukunft mit den Rechten begnuͤgen, die ihm in den erſten Jahr-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/215>, abgerufen am 24.11.2024.