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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Gaspar Contarini Rel. 1530.
settola -- huomo, wie Contarini sagt, ingegnoso e di valore assai,
ma di lingua e di audacia maggiore;
-- so lange das Kriegsglück
schwankte, entschied der Papst sich noch nicht; als aber die Franzosen
geschlagen waren, und die Kaiserlichen sich allmählig bereit finden
ließen, die Plätze zu räumen die sie inne hatten, war es nicht mehr
zweifelhaft. Schon im Frühjahre 1529 stand der Papst wieder gut
mit dem Kaiser: im Juni schlossen sie ihren Bund, dessen Bedingun-
gen Contarini nur mit Mühe zu sehen bekam.

Auch die Personen schildert Contarini.

Der Papst war ziemlich groß und wohlgebaut: damals hatte er
sich von den Wirkungen so vieler Unglücksfälle und von einer schwe-
ren Krankheit noch nicht wieder recht erholt. "Er hat weder große
Liebe", sagt Contarini, "noch heftigen Haß; er ist cholerisch, aber er
beherrscht sich so, daß ihn Niemand dafür halten sollte. Er wünschte
wohl den Uebelständen abzuhelfen welche die Kirche drücken: doch er-
greift er hiezu kein geeignetes Mittel. Ueber seine Neigungen läßt
sich nicht mit Sicherheit urtheilen. Es schien eine Zeit lang, als
liege ihm Florenz wenig am Herzen, und doch läßt er nun ein kai-
serliches Heer vor diese Stadt ziehen."

In dem Ministerium Clemens VII. waren mehrere Verän-
derungen eingetreten.

Der Datario Giberto hatte noch immer das eigentliche Ver-
trauen seines Herrn am meisten, allein nachdem die Maaßregeln, die
unter seiner Verwaltung ergriffen worden waren, einen so schlechten
Ausgang genommen, zog er sich von selbst zurück. Er widmete
sich seinem Bisthume Verona. Niccolo Schomberg dagegen war
durch eine Sendung nach Neapel wieder in die wichtigsten Geschäfte
gekommen. Contarini findet ihn sehr kaiserlich, von gutem Verstande,
mildthätig, aber heftig. Auch Jacob Salviati vermochte viel; er
galt damals noch für französisch.

So kurz dieses Schriftchen ist, so gewährt es doch viele Be-
lehrung.

19.
Instructio data Caesari a revmo Campeggio in dieta Augustana
1530. (MS Rom.)

Bis hieher waren die politischen Geschäfte das Wichtigste: all-
mählig reißen die kirchlichen die Aufmerksamkeit an sich. Gleich im
Eingange stoßen wir auf jenen blutschnaubenden Entwurf zu einer
Reduction der Protestanten dessen ich gedacht habe: hier sogar eine
Instruction genannt.

Der Stelle die er einnehme, und der Commission des apostoli-
schen Stuhles gemäß, sagt der Cardinal, wolle er die Maaßregeln
angeben, die man nach seinem Urtheile ergreifen müsse.

Die Lage der Dinge schildert er folgendergestalt. In alcuni luo-
ghi della Germania per le suggestioni di questi ribaldi sono abro-
gati tutti li christiani riti a noi dagli antichi santi padri dati:
non piu si ministrano li sacramenti, non si osservano li voti,
li matrimonii si confundono e nelli gradi prohibiti della legge

Gaspar Contarini Rel. 1530.
ſettola — huomo, wie Contarini ſagt, ingegnoso e di valore assai,
ma di lingua e di audacia maggiore;
— ſo lange das Kriegsgluͤck
ſchwankte, entſchied der Papſt ſich noch nicht; als aber die Franzoſen
geſchlagen waren, und die Kaiſerlichen ſich allmaͤhlig bereit finden
ließen, die Plaͤtze zu raͤumen die ſie inne hatten, war es nicht mehr
zweifelhaft. Schon im Fruͤhjahre 1529 ſtand der Papſt wieder gut
mit dem Kaiſer: im Juni ſchloſſen ſie ihren Bund, deſſen Bedingun-
gen Contarini nur mit Muͤhe zu ſehen bekam.

Auch die Perſonen ſchildert Contarini.

Der Papſt war ziemlich groß und wohlgebaut: damals hatte er
ſich von den Wirkungen ſo vieler Ungluͤcksfaͤlle und von einer ſchwe-
ren Krankheit noch nicht wieder recht erholt. „Er hat weder große
Liebe“, ſagt Contarini, „noch heftigen Haß; er iſt choleriſch, aber er
beherrſcht ſich ſo, daß ihn Niemand dafuͤr halten ſollte. Er wuͤnſchte
wohl den Uebelſtaͤnden abzuhelfen welche die Kirche druͤcken: doch er-
greift er hiezu kein geeignetes Mittel. Ueber ſeine Neigungen laͤßt
ſich nicht mit Sicherheit urtheilen. Es ſchien eine Zeit lang, als
liege ihm Florenz wenig am Herzen, und doch laͤßt er nun ein kai-
ſerliches Heer vor dieſe Stadt ziehen.“

In dem Miniſterium Clemens VII. waren mehrere Veraͤn-
derungen eingetreten.

Der Datario Giberto hatte noch immer das eigentliche Ver-
trauen ſeines Herrn am meiſten, allein nachdem die Maaßregeln, die
unter ſeiner Verwaltung ergriffen worden waren, einen ſo ſchlechten
Ausgang genommen, zog er ſich von ſelbſt zuruͤck. Er widmete
ſich ſeinem Bisthume Verona. Niccolo Schomberg dagegen war
durch eine Sendung nach Neapel wieder in die wichtigſten Geſchaͤfte
gekommen. Contarini findet ihn ſehr kaiſerlich, von gutem Verſtande,
mildthaͤtig, aber heftig. Auch Jacob Salviati vermochte viel; er
galt damals noch fuͤr franzoͤſiſch.

So kurz dieſes Schriftchen iſt, ſo gewaͤhrt es doch viele Be-
lehrung.

19.
Instructio data Caesari a revmo Campeggio in dieta Augustana
1530. (MS Rom.)

Bis hieher waren die politiſchen Geſchaͤfte das Wichtigſte: all-
maͤhlig reißen die kirchlichen die Aufmerkſamkeit an ſich. Gleich im
Eingange ſtoßen wir auf jenen blutſchnaubenden Entwurf zu einer
Reduction der Proteſtanten deſſen ich gedacht habe: hier ſogar eine
Inſtruction genannt.

Der Stelle die er einnehme, und der Commiſſion des apoſtoli-
ſchen Stuhles gemaͤß, ſagt der Cardinal, wolle er die Maaßregeln
angeben, die man nach ſeinem Urtheile ergreifen muͤſſe.

Die Lage der Dinge ſchildert er folgendergeſtalt. In alcuni luo-
ghi della Germania per le suggestioni di questi ribaldi sono abro-
gati tutti li christiani riti a noi dagli antichi santi padri dati:
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li matrimonii si confundono e nelli gradi prohibiti della legge

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[266/0278] Gaspar Contarini Rel. 1530. ſettola — huomo, wie Contarini ſagt, ingegnoso e di valore assai, ma di lingua e di audacia maggiore; — ſo lange das Kriegsgluͤck ſchwankte, entſchied der Papſt ſich noch nicht; als aber die Franzoſen geſchlagen waren, und die Kaiſerlichen ſich allmaͤhlig bereit finden ließen, die Plaͤtze zu raͤumen die ſie inne hatten, war es nicht mehr zweifelhaft. Schon im Fruͤhjahre 1529 ſtand der Papſt wieder gut mit dem Kaiſer: im Juni ſchloſſen ſie ihren Bund, deſſen Bedingun- gen Contarini nur mit Muͤhe zu ſehen bekam. Auch die Perſonen ſchildert Contarini. Der Papſt war ziemlich groß und wohlgebaut: damals hatte er ſich von den Wirkungen ſo vieler Ungluͤcksfaͤlle und von einer ſchwe- ren Krankheit noch nicht wieder recht erholt. „Er hat weder große Liebe“, ſagt Contarini, „noch heftigen Haß; er iſt choleriſch, aber er beherrſcht ſich ſo, daß ihn Niemand dafuͤr halten ſollte. Er wuͤnſchte wohl den Uebelſtaͤnden abzuhelfen welche die Kirche druͤcken: doch er- greift er hiezu kein geeignetes Mittel. Ueber ſeine Neigungen laͤßt ſich nicht mit Sicherheit urtheilen. Es ſchien eine Zeit lang, als liege ihm Florenz wenig am Herzen, und doch laͤßt er nun ein kai- ſerliches Heer vor dieſe Stadt ziehen.“ In dem Miniſterium Clemens VII. waren mehrere Veraͤn- derungen eingetreten. Der Datario Giberto hatte noch immer das eigentliche Ver- trauen ſeines Herrn am meiſten, allein nachdem die Maaßregeln, die unter ſeiner Verwaltung ergriffen worden waren, einen ſo ſchlechten Ausgang genommen, zog er ſich von ſelbſt zuruͤck. Er widmete ſich ſeinem Bisthume Verona. Niccolo Schomberg dagegen war durch eine Sendung nach Neapel wieder in die wichtigſten Geſchaͤfte gekommen. Contarini findet ihn ſehr kaiſerlich, von gutem Verſtande, mildthaͤtig, aber heftig. Auch Jacob Salviati vermochte viel; er galt damals noch fuͤr franzoͤſiſch. So kurz dieſes Schriftchen iſt, ſo gewaͤhrt es doch viele Be- lehrung. 19. Instructio data Caesari a revmo Campeggio in dieta Augustana 1530. (MS Rom.) Bis hieher waren die politiſchen Geſchaͤfte das Wichtigſte: all- maͤhlig reißen die kirchlichen die Aufmerkſamkeit an ſich. Gleich im Eingange ſtoßen wir auf jenen blutſchnaubenden Entwurf zu einer Reduction der Proteſtanten deſſen ich gedacht habe: hier ſogar eine Inſtruction genannt. Der Stelle die er einnehme, und der Commiſſion des apoſtoli- ſchen Stuhles gemaͤß, ſagt der Cardinal, wolle er die Maaßregeln angeben, die man nach ſeinem Urtheile ergreifen muͤſſe. Die Lage der Dinge ſchildert er folgendergeſtalt. In alcuni luo- ghi della Germania per le suggestioni di questi ribaldi sono abro- gati tutti li christiani riti a noi dagli antichi santi padri dati: non piu si ministrano li sacramenti, non si osservano li voti, li matrimonii si confundono e nelli gradi prohibiti della legge

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/278>, abgerufen am 22.11.2024.