wahrt. Die Correspondenz zwischen Churfürst Jo- hann Friedrich und Landgraf Philipp von Hessen allein würde eine Reihe von Bänden anfüllen, wenn man sie publiciren wollte. Ich suchte mich vor al- lem der beiden Registranden zu bemächtigen, welche die Angelegenheiten des Reiches und des schmalkal- dischen Bündnisses umfassen. Auch für jene fand ich, wie sich das bei der Natur des Gegenstandes nicht anders erwarten läßt, viele höchst willkommene Erläuterungen; für diese aber schöpfte ich hier die erste der Wißbegier wie ich wenigstens hoffe eini- germaaßen genugthuende Kenntniß.
Für die freisinnige und oft nicht mühelose För- derung, die ich bei allen diese Archive beaufsichti- genden Behörden gefunden, fühle ich mich verpflich- tet, öffentlich meinen Dank auszusprechen. Wie um vieles leichter ist auch in diesen Beziehungen Leben und Studium geworden als ehedem!
Und nun kam mir wohl die Idee, noch eine weitere Wanderung durch die deutschen Archive zu unternehmen. Ich begab mich noch nach dem Communal-archive des Hauses Anhalt zu Des- sau, welches Haus in jener Epoche dem sächsi- schen mit verwandter Gesinnung und Thätigkeit zur Seite stand; allein gleich hier sah ich, daß ich mich leicht mit zu viel localem Stoff beladen könne. Ich erinnerte mich, wie manches andre Archiv von dem Fleiße deutscher Gelehrten eben für diese Zeit bereits durchsucht und benutzt worden ist. Aus dem östreichischen findet sich in dem Werke von Bucholtz über Ferdinand I ein überaus ergiebiger Schatz wich-
Vorrede.
wahrt. Die Correſpondenz zwiſchen Churfürſt Jo- hann Friedrich und Landgraf Philipp von Heſſen allein würde eine Reihe von Bänden anfüllen, wenn man ſie publiciren wollte. Ich ſuchte mich vor al- lem der beiden Regiſtranden zu bemächtigen, welche die Angelegenheiten des Reiches und des ſchmalkal- diſchen Bündniſſes umfaſſen. Auch für jene fand ich, wie ſich das bei der Natur des Gegenſtandes nicht anders erwarten läßt, viele höchſt willkommene Erläuterungen; für dieſe aber ſchöpfte ich hier die erſte der Wißbegier wie ich wenigſtens hoffe eini- germaaßen genugthuende Kenntniß.
Für die freiſinnige und oft nicht müheloſe För- derung, die ich bei allen dieſe Archive beaufſichti- genden Behörden gefunden, fühle ich mich verpflich- tet, öffentlich meinen Dank auszuſprechen. Wie um vieles leichter iſt auch in dieſen Beziehungen Leben und Studium geworden als ehedem!
Und nun kam mir wohl die Idee, noch eine weitere Wanderung durch die deutſchen Archive zu unternehmen. Ich begab mich noch nach dem Communal-archive des Hauſes Anhalt zu Deſ- ſau, welches Haus in jener Epoche dem ſächſi- ſchen mit verwandter Geſinnung und Thätigkeit zur Seite ſtand; allein gleich hier ſah ich, daß ich mich leicht mit zu viel localem Stoff beladen könne. Ich erinnerte mich, wie manches andre Archiv von dem Fleiße deutſcher Gelehrten eben für dieſe Zeit bereits durchſucht und benutzt worden iſt. Aus dem öſtreichiſchen findet ſich in dem Werke von Bucholtz über Ferdinand I ein überaus ergiebiger Schatz wich-
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[VIII/0014]
Vorrede.
wahrt. Die Correſpondenz zwiſchen Churfürſt Jo-
hann Friedrich und Landgraf Philipp von Heſſen
allein würde eine Reihe von Bänden anfüllen, wenn
man ſie publiciren wollte. Ich ſuchte mich vor al-
lem der beiden Regiſtranden zu bemächtigen, welche
die Angelegenheiten des Reiches und des ſchmalkal-
diſchen Bündniſſes umfaſſen. Auch für jene fand
ich, wie ſich das bei der Natur des Gegenſtandes
nicht anders erwarten läßt, viele höchſt willkommene
Erläuterungen; für dieſe aber ſchöpfte ich hier die
erſte der Wißbegier wie ich wenigſtens hoffe eini-
germaaßen genugthuende Kenntniß.
Für die freiſinnige und oft nicht müheloſe För-
derung, die ich bei allen dieſe Archive beaufſichti-
genden Behörden gefunden, fühle ich mich verpflich-
tet, öffentlich meinen Dank auszuſprechen. Wie um
vieles leichter iſt auch in dieſen Beziehungen Leben
und Studium geworden als ehedem!
Und nun kam mir wohl die Idee, noch eine
weitere Wanderung durch die deutſchen Archive
zu unternehmen. Ich begab mich noch nach dem
Communal-archive des Hauſes Anhalt zu Deſ-
ſau, welches Haus in jener Epoche dem ſächſi-
ſchen mit verwandter Geſinnung und Thätigkeit zur
Seite ſtand; allein gleich hier ſah ich, daß ich
mich leicht mit zu viel localem Stoff beladen könne.
Ich erinnerte mich, wie manches andre Archiv von
dem Fleiße deutſcher Gelehrten eben für dieſe Zeit
bereits durchſucht und benutzt worden iſt. Aus dem
öſtreichiſchen findet ſich in dem Werke von Bucholtz
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/14>, abgerufen am 21.11.2024.
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