Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Reichstag zu Worms und zu Freiburg 1497. 98. in Parabeln mit uns zu sprechen, wie Christus mit denJüngern." Sie baten ihn, seine Anträge vor die Reichs- versammlung zu bringen, die darüber berathen werde. 1 Sonderbare Vereinigung dieses Königs mit dieser Ver- Es gehörte die ganze Klugheit, Mäßigung und Über- Den König gewann er damit, daß er ihm die Aus- 1 Das Brandenburger Protocoll, das auch für den Reichstag von Freiburg unsre vornehmste Quelle ist, fügt hinzu: der König habe geredet "mit viel wunderlichen Worten und Gebehrden, ganz dunkel und unverständlich." 9*
Reichstag zu Worms und zu Freiburg 1497. 98. in Parabeln mit uns zu ſprechen, wie Chriſtus mit denJüngern.“ Sie baten ihn, ſeine Anträge vor die Reichs- verſammlung zu bringen, die darüber berathen werde. 1 Sonderbare Vereinigung dieſes Königs mit dieſer Ver- Es gehörte die ganze Klugheit, Mäßigung und Über- Den König gewann er damit, daß er ihm die Aus- 1 Das Brandenburger Protocoll, das auch fuͤr den Reichstag von Freiburg unſre vornehmſte Quelle iſt, fuͤgt hinzu: der Koͤnig habe geredet „mit viel wunderlichen Worten und Gebehrden, ganz dunkel und unverſtaͤndlich.“ 9*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0149" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Reichstag zu Worms und zu Freiburg</hi> 1497. 98.</fw><lb/> in Parabeln mit uns zu ſprechen, wie Chriſtus mit den<lb/> Jüngern.“ Sie baten ihn, ſeine Anträge vor die Reichs-<lb/> verſammlung zu bringen, die darüber berathen werde. <note place="foot" n="1">Das Brandenburger Protocoll, das auch fuͤr den Reichstag<lb/> von Freiburg unſre vornehmſte Quelle iſt, fuͤgt hinzu: der Koͤnig<lb/> habe geredet „mit viel wunderlichen Worten und Gebehrden, ganz<lb/> dunkel und unverſtaͤndlich.“</note></p><lb/> <p>Sonderbare Vereinigung dieſes Königs mit dieſer Ver-<lb/> ſammlung! Maximilian lebt vor allem im Intereſſe ſeines<lb/> Hauſes, in Anſchauung der großen europäiſchen Verhält-<lb/> niſſe, im Gefühl, daß er die höchſte Würde der Chriſten-<lb/> heit trägt, die jedoch eben gefährdet iſt; er iſt ehrgeizig,<lb/> kriegsluſtig, geldbedürftig. Die Verſammlung hat dagegen<lb/> die innern Verhältniſſe im Auge; ſie möchte vor allen<lb/> Dingen Ordnung und Recht im Reiche machen; ſie iſt<lb/> bedächtig, friedfertig, ſparſam. Sie will den König be-<lb/> ſchränken und feſthalten: er will ſie entflammen und fort-<lb/> reißen.</p><lb/> <p>Es gehörte die ganze Klugheit, Mäßigung und Über-<lb/> legenheit dazu, welche der Erzbiſchof von Mainz beſaß, um<lb/> es nicht zu einem Bruch kommen zu laſſen.</p><lb/> <p>Den König gewann er damit, daß er ihm die Aus-<lb/> ſicht auf den Ertrag des gemeinen Pfennigs zeigte. Er<lb/> ſetzte durch daß die Verſammlung dem König unverzüg-<lb/> liche Zahlung der einſt zu Worms zugeſagten Summe ver-<lb/> ſprach, vorausgeſetzt daß er durch Vorgang und Beihülfe<lb/> zur vollſtändigern Einbringung der Auflage behülflich ſey.<lb/> Es kam hierüber zu ausführlichen Erörterungen. Ein Je-<lb/> der mußte angeben, wie weit er mit dem gemeinen Pfennig<lb/> <fw place="bottom" type="sig">9*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0149]
Reichstag zu Worms und zu Freiburg 1497. 98.
in Parabeln mit uns zu ſprechen, wie Chriſtus mit den
Jüngern.“ Sie baten ihn, ſeine Anträge vor die Reichs-
verſammlung zu bringen, die darüber berathen werde. 1
Sonderbare Vereinigung dieſes Königs mit dieſer Ver-
ſammlung! Maximilian lebt vor allem im Intereſſe ſeines
Hauſes, in Anſchauung der großen europäiſchen Verhält-
niſſe, im Gefühl, daß er die höchſte Würde der Chriſten-
heit trägt, die jedoch eben gefährdet iſt; er iſt ehrgeizig,
kriegsluſtig, geldbedürftig. Die Verſammlung hat dagegen
die innern Verhältniſſe im Auge; ſie möchte vor allen
Dingen Ordnung und Recht im Reiche machen; ſie iſt
bedächtig, friedfertig, ſparſam. Sie will den König be-
ſchränken und feſthalten: er will ſie entflammen und fort-
reißen.
Es gehörte die ganze Klugheit, Mäßigung und Über-
legenheit dazu, welche der Erzbiſchof von Mainz beſaß, um
es nicht zu einem Bruch kommen zu laſſen.
Den König gewann er damit, daß er ihm die Aus-
ſicht auf den Ertrag des gemeinen Pfennigs zeigte. Er
ſetzte durch daß die Verſammlung dem König unverzüg-
liche Zahlung der einſt zu Worms zugeſagten Summe ver-
ſprach, vorausgeſetzt daß er durch Vorgang und Beihülfe
zur vollſtändigern Einbringung der Auflage behülflich ſey.
Es kam hierüber zu ausführlichen Erörterungen. Ein Je-
der mußte angeben, wie weit er mit dem gemeinen Pfennig
1 Das Brandenburger Protocoll, das auch fuͤr den Reichstag
von Freiburg unſre vornehmſte Quelle iſt, fuͤgt hinzu: der Koͤnig
habe geredet „mit viel wunderlichen Worten und Gebehrden, ganz
dunkel und unverſtaͤndlich.“
9*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |