Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Erstes Buch. sogar geltend machen wollte, daß er ja Regiment und Kam-mergericht bereits selber aufgerichtet habe, 1 fühlte er sich doch nicht stark genug, jene Reichsversammlung zu verbie- ten: er ergriff vielmehr den Ausweg, sie nun auch seiner- seits zu verkündigen; da werde auch er erscheinen, und mit Fürsten und Churfürsten über eine Unternehmung gegen die Türken zu Rathe gehn, welche täglich nothwendiger werde. Eigentlich nicht viel anders, als wie es schon König Ru- precht gemacht, wie wir später die französischen Könige sich an die Spitze der Factionen stellen sehen, welche sie nicht zu überwältigen vermögen. Aber nicht einmal so weit wollten die deutschen Chur- Dagegen hielten sie im Dezember eine besondere Zu- Auch Maximilian, der auf einer Reise nach den Nie- 1 Schreiben von Schwäbischwerd 2 Nov. Frankfurter RA. Tom. XX. 2 Hinsburg an Frankfurt, Donnerstag nach Galli 20 Oct.
Gelnhausen sandte an Frankfurt das Schreiben des Churf. Berthold, das am 19ten eintraf, worin auch dieser erklärte, "der Tag zu Geln- hausen angesetzt sey aus merklichen Ursachen erstreckt und an eine andre Malstadt verruckt." Erſtes Buch. ſogar geltend machen wollte, daß er ja Regiment und Kam-mergericht bereits ſelber aufgerichtet habe, 1 fühlte er ſich doch nicht ſtark genug, jene Reichsverſammlung zu verbie- ten: er ergriff vielmehr den Ausweg, ſie nun auch ſeiner- ſeits zu verkündigen; da werde auch er erſcheinen, und mit Fürſten und Churfürſten über eine Unternehmung gegen die Türken zu Rathe gehn, welche täglich nothwendiger werde. Eigentlich nicht viel anders, als wie es ſchon König Ru- precht gemacht, wie wir ſpäter die franzöſiſchen Könige ſich an die Spitze der Factionen ſtellen ſehen, welche ſie nicht zu überwältigen vermögen. Aber nicht einmal ſo weit wollten die deutſchen Chur- Dagegen hielten ſie im Dezember eine beſondere Zu- Auch Maximilian, der auf einer Reiſe nach den Nie- 1 Schreiben von Schwaͤbiſchwerd 2 Nov. Frankfurter RA. Tom. XX. 2 Hinsburg an Frankfurt, Donnerſtag nach Galli 20 Oct.
Gelnhauſen ſandte an Frankfurt das Schreiben des Churf. Berthold, das am 19ten eintraf, worin auch dieſer erklaͤrte, „der Tag zu Geln- hauſen angeſetzt ſey aus merklichen Urſachen erſtreckt und an eine andre Malſtadt verruckt.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0168" n="150"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erſtes Buch</hi>.</fw><lb/> ſogar geltend machen wollte, daß er ja Regiment und Kam-<lb/> mergericht bereits ſelber aufgerichtet habe, <note place="foot" n="1">Schreiben von Schwaͤbiſchwerd 2 Nov. Frankfurter RA.<lb/><hi rendition="#aq">Tom. XX.</hi></note> fühlte er ſich<lb/> doch nicht ſtark genug, jene Reichsverſammlung zu verbie-<lb/> ten: er ergriff vielmehr den Ausweg, ſie nun auch ſeiner-<lb/> ſeits zu verkündigen; da werde auch er erſcheinen, und mit<lb/> Fürſten und Churfürſten über eine Unternehmung gegen die<lb/> Türken zu Rathe gehn, welche täglich nothwendiger werde.<lb/> Eigentlich nicht viel anders, als wie es ſchon König Ru-<lb/> precht gemacht, wie wir ſpäter die franzöſiſchen Könige ſich<lb/> an die Spitze der Factionen ſtellen ſehen, welche ſie nicht<lb/> zu überwältigen vermögen.</p><lb/> <p>Aber nicht einmal ſo weit wollten die deutſchen Chur-<lb/> fürſten nachgeben. Schon waren Einige zum Tag von<lb/> Gelnhauſen eingetroffen, unter andern ein päpſtlicher Le-<lb/> gat: und viele Andere hatten Herberge beſtellt: als ein<lb/> Schreiben des Churfürſten von der Pfalz vom 18ten Octo-<lb/> ber einlief, in welchem er den Tag abkündigte. <note place="foot" n="2">Hinsburg an Frankfurt, Donnerſtag nach Galli 20 Oct.<lb/> Gelnhauſen ſandte an Frankfurt das Schreiben des Churf. Berthold,<lb/> das am 19ten eintraf, worin auch dieſer erklaͤrte, „der Tag zu Geln-<lb/> hauſen angeſetzt ſey aus merklichen Urſachen erſtreckt und an eine<lb/> andre Malſtadt verruckt.“</note></p><lb/> <p>Dagegen hielten ſie im Dezember eine beſondere Zu-<lb/> ſammenkunft in Würzburg: in welcher ſie ihre Oppoſition<lb/> erneuerten und eine größere Reichsverſammlung auf nächſte<lb/> Pfingſten ankündigten.</p><lb/> <p>Auch Maximilian, der auf einer Reiſe nach den Nie-<lb/> derlanden begriffen war, erließ ein Ausſchreiben, worin er<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0168]
Erſtes Buch.
ſogar geltend machen wollte, daß er ja Regiment und Kam-
mergericht bereits ſelber aufgerichtet habe, 1 fühlte er ſich
doch nicht ſtark genug, jene Reichsverſammlung zu verbie-
ten: er ergriff vielmehr den Ausweg, ſie nun auch ſeiner-
ſeits zu verkündigen; da werde auch er erſcheinen, und mit
Fürſten und Churfürſten über eine Unternehmung gegen die
Türken zu Rathe gehn, welche täglich nothwendiger werde.
Eigentlich nicht viel anders, als wie es ſchon König Ru-
precht gemacht, wie wir ſpäter die franzöſiſchen Könige ſich
an die Spitze der Factionen ſtellen ſehen, welche ſie nicht
zu überwältigen vermögen.
Aber nicht einmal ſo weit wollten die deutſchen Chur-
fürſten nachgeben. Schon waren Einige zum Tag von
Gelnhauſen eingetroffen, unter andern ein päpſtlicher Le-
gat: und viele Andere hatten Herberge beſtellt: als ein
Schreiben des Churfürſten von der Pfalz vom 18ten Octo-
ber einlief, in welchem er den Tag abkündigte. 2
Dagegen hielten ſie im Dezember eine beſondere Zu-
ſammenkunft in Würzburg: in welcher ſie ihre Oppoſition
erneuerten und eine größere Reichsverſammlung auf nächſte
Pfingſten ankündigten.
Auch Maximilian, der auf einer Reiſe nach den Nie-
derlanden begriffen war, erließ ein Ausſchreiben, worin er
1 Schreiben von Schwaͤbiſchwerd 2 Nov. Frankfurter RA.
Tom. XX.
2 Hinsburg an Frankfurt, Donnerſtag nach Galli 20 Oct.
Gelnhauſen ſandte an Frankfurt das Schreiben des Churf. Berthold,
das am 19ten eintraf, worin auch dieſer erklaͤrte, „der Tag zu Geln-
hauſen angeſetzt ſey aus merklichen Urſachen erſtreckt und an eine
andre Malſtadt verruckt.“
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Zitationshilfe: | Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/168>, abgerufen am 16.02.2025. |