Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Kriegszüge 1506. Veränderung der Dynastie wieder in die Ferne traten, soentschlossen sich die ungrischen Großen zwar nicht ihren Beschluß gradezu zurückzunehmen, aber auch nicht, dar- auf zu bestehen. Ein Ausschuß der Stände stellte eine unbeschränkte Vollmacht zum Abschluß des Friedens aus, der dann im Juli 1506 zu Wien zu Stande kam und in welchem sich Maximilian sein Erbrecht aufs neue vorbe- hielt. Obwohl die Anerkennung welche die ungrischen Stände durch die Annahme dieses Vertrages aussprachen, nur indirect ist, so fand doch Maximilian seine und der deutschen Nation Rechte dadurch hinreichend gewährleistet. 1 Und nun wandte er seine Aufmerksamkeit und seine Da zeigte sich aber doch daß er mit der kleinen Mann- Ludwig XII, mit dem er noch vor kurzem die engste 1 Maximilian bezeichnet in seiner Erklärung an die Stände
den Wiener Vertrag als einen Tractat, "dadurch J. K. Mt und deutsche Nation, ob Gott will, an ihrer erblichen und andern Gerech- tigkeit des Königreichs Ungern, wenn es zu Fällen kommt, nicht Man- gel haben werde. Kriegszuͤge 1506. Veränderung der Dynaſtie wieder in die Ferne traten, ſoentſchloſſen ſich die ungriſchen Großen zwar nicht ihren Beſchluß gradezu zurückzunehmen, aber auch nicht, dar- auf zu beſtehen. Ein Ausſchuß der Stände ſtellte eine unbeſchränkte Vollmacht zum Abſchluß des Friedens aus, der dann im Juli 1506 zu Wien zu Stande kam und in welchem ſich Maximilian ſein Erbrecht aufs neue vorbe- hielt. Obwohl die Anerkennung welche die ungriſchen Stände durch die Annahme dieſes Vertrages ausſprachen, nur indirect iſt, ſo fand doch Maximilian ſeine und der deutſchen Nation Rechte dadurch hinreichend gewährleiſtet. 1 Und nun wandte er ſeine Aufmerkſamkeit und ſeine Da zeigte ſich aber doch daß er mit der kleinen Mann- Ludwig XII, mit dem er noch vor kurzem die engſte 1 Maximilian bezeichnet in ſeiner Erklaͤrung an die Staͤnde
den Wiener Vertrag als einen Tractat, „dadurch J. K. Mt und deutſche Nation, ob Gott will, an ihrer erblichen und andern Gerech- tigkeit des Koͤnigreichs Ungern, wenn es zu Faͤllen kommt, nicht Man- gel haben werde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0187" n="169"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kriegszuͤge</hi> 1506.</fw><lb/> Veränderung der Dynaſtie wieder in die Ferne traten, ſo<lb/> entſchloſſen ſich die ungriſchen Großen zwar nicht ihren<lb/> Beſchluß gradezu zurückzunehmen, aber auch nicht, dar-<lb/> auf zu beſtehen. Ein Ausſchuß der Stände ſtellte eine<lb/> unbeſchränkte Vollmacht zum Abſchluß des Friedens aus,<lb/> der dann im Juli 1506 zu Wien zu Stande kam und in<lb/> welchem ſich Maximilian ſein Erbrecht aufs neue vorbe-<lb/> hielt. Obwohl die Anerkennung welche die ungriſchen<lb/> Stände durch die Annahme dieſes Vertrages ausſprachen,<lb/> nur indirect iſt, ſo fand doch Maximilian ſeine und der<lb/> deutſchen Nation Rechte dadurch hinreichend gewährleiſtet. <note place="foot" n="1">Maximilian bezeichnet in ſeiner Erklaͤrung an die Staͤnde<lb/> den Wiener Vertrag als einen Tractat, „dadurch J. K. Mt und<lb/> deutſche Nation, ob Gott will, an ihrer erblichen und andern Gerech-<lb/> tigkeit des Koͤnigreichs Ungern, wenn es zu Faͤllen kommt, nicht Man-<lb/> gel haben werde.</note></p><lb/> <p>Und nun wandte er ſeine Aufmerkſamkeit und ſeine<lb/> Kräfte auf Italien. Ohne den Beſitz der Krone und des<lb/> kaiſerlichen Titels glaubte er noch nicht zu ſeiner vollen<lb/> Würde gelangt zu ſeyn.</p><lb/> <p>Da zeigte ſich aber doch daß er mit der kleinen Mann-<lb/> ſchaft, die ihm von Ungern folgte, nicht auskommen würde.</p><lb/> <p>Ludwig <hi rendition="#aq">XII,</hi> mit dem er noch vor kurzem die engſte<lb/> Verbindung ihrer beiderſeitigen Häuſer verabredet, war durch<lb/> ſeine Stände auf andre Ideen gebracht worden. Es ſchien<lb/> ihm jetzt nicht mehr gut, den ehrgeizigen, beweglichen, von<lb/> einer kriegeriſchen Nation in dieſem Augenblicke unterſtütz-<lb/> ten Maximilian in Italien Fuß faſſen zu laſſen. Die Ve-<lb/> nezianer ſchloſſen ſich ihm darin an. In dem Augenblick,<lb/> daß Maximilian ſich ihren Grenzen näherte, eilten ſie — ein<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0187]
Kriegszuͤge 1506.
Veränderung der Dynaſtie wieder in die Ferne traten, ſo
entſchloſſen ſich die ungriſchen Großen zwar nicht ihren
Beſchluß gradezu zurückzunehmen, aber auch nicht, dar-
auf zu beſtehen. Ein Ausſchuß der Stände ſtellte eine
unbeſchränkte Vollmacht zum Abſchluß des Friedens aus,
der dann im Juli 1506 zu Wien zu Stande kam und in
welchem ſich Maximilian ſein Erbrecht aufs neue vorbe-
hielt. Obwohl die Anerkennung welche die ungriſchen
Stände durch die Annahme dieſes Vertrages ausſprachen,
nur indirect iſt, ſo fand doch Maximilian ſeine und der
deutſchen Nation Rechte dadurch hinreichend gewährleiſtet. 1
Und nun wandte er ſeine Aufmerkſamkeit und ſeine
Kräfte auf Italien. Ohne den Beſitz der Krone und des
kaiſerlichen Titels glaubte er noch nicht zu ſeiner vollen
Würde gelangt zu ſeyn.
Da zeigte ſich aber doch daß er mit der kleinen Mann-
ſchaft, die ihm von Ungern folgte, nicht auskommen würde.
Ludwig XII, mit dem er noch vor kurzem die engſte
Verbindung ihrer beiderſeitigen Häuſer verabredet, war durch
ſeine Stände auf andre Ideen gebracht worden. Es ſchien
ihm jetzt nicht mehr gut, den ehrgeizigen, beweglichen, von
einer kriegeriſchen Nation in dieſem Augenblicke unterſtütz-
ten Maximilian in Italien Fuß faſſen zu laſſen. Die Ve-
nezianer ſchloſſen ſich ihm darin an. In dem Augenblick,
daß Maximilian ſich ihren Grenzen näherte, eilten ſie — ein
1 Maximilian bezeichnet in ſeiner Erklaͤrung an die Staͤnde
den Wiener Vertrag als einen Tractat, „dadurch J. K. Mt und
deutſche Nation, ob Gott will, an ihrer erblichen und andern Gerech-
tigkeit des Koͤnigreichs Ungern, wenn es zu Faͤllen kommt, nicht Man-
gel haben werde.
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