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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.

Es blieben zwar hiebei noch einige Differenzen. Wenn
der König zu verstehen gab, er denke die Franzosen aus Mai-
land zu verjagen, so waren die Stände nicht dieser Meinung.
Sie waren nur dafür den Durchzug denselben zum Trotz
zu erzwingen: denn einem eigentlichen Krieg gegen Frank-
reich müßten wohl erst Unterhandlungen vorhergehn. Auch
bewilligten sie nicht die ganze Hülfe auf die der König
zuerst angetragen. Allein die Bewilligung, zu der sie sich
auf einen zweiten Antrag desselben verstanden, war doch
ungewöhnlich stark. Sie betrug 3000 M. z. Pf., 9000
M. z. F.

Maximilian, der nicht zweifelte damit etwas Entschei-
dendes auszurichten, versprach nun dagegen, die Eroberun-
gen die er machen werde nach dem Rathe der Reichs-
stände zu verwalten. Er deutete an, daß mit dem Ertrag
sich in Zukunft vielleicht die Lasten des Reichs bestreiten
lassen würden. 1

Die Stände nahmen das bestens an. Alles was an

diesen Richstag uf irer Mt Erfordern als die Gehorsame erschie-
nen, ganz Gemüts, zu raten und ires Vermögens die Kaiserliche
Krone helfen zu erlangen und des Königs von Frankreich Fürne-
men, des er wider das h. Reich in Übung steht, Widerstand zu tun.
1 In der Erklärung in der er die 12000 M. fordert, fügt
er hinzu: "Und wo sich die Stend des Reichs jetzo dermaaßen da-
pferlich mit der Hilf erzaigen, so ist k. Mt willig jetzo nach irem
Rat zu handeln, was von Geld Gut Land und Lüten zuston wird,
wie dasselb gehandelt und angelegt werden soll, wie auch die eroberte
Herrschaften und Lut by dem Rich zu hanndhaben und zu erhalten
syn, dadurch die Bürden in ewig Zeiten ab den Deutschen und der
Billichait nach uf andre Nation gelegt, auch ein jeder romisch Ko-
nig eehrlich und statlich on sunder Beswerung deutscher Nation er-
halten werden mög."
Erſtes Buch.

Es blieben zwar hiebei noch einige Differenzen. Wenn
der König zu verſtehen gab, er denke die Franzoſen aus Mai-
land zu verjagen, ſo waren die Stände nicht dieſer Meinung.
Sie waren nur dafür den Durchzug denſelben zum Trotz
zu erzwingen: denn einem eigentlichen Krieg gegen Frank-
reich müßten wohl erſt Unterhandlungen vorhergehn. Auch
bewilligten ſie nicht die ganze Hülfe auf die der König
zuerſt angetragen. Allein die Bewilligung, zu der ſie ſich
auf einen zweiten Antrag deſſelben verſtanden, war doch
ungewöhnlich ſtark. Sie betrug 3000 M. z. Pf., 9000
M. z. F.

Maximilian, der nicht zweifelte damit etwas Entſchei-
dendes auszurichten, verſprach nun dagegen, die Eroberun-
gen die er machen werde nach dem Rathe der Reichs-
ſtände zu verwalten. Er deutete an, daß mit dem Ertrag
ſich in Zukunft vielleicht die Laſten des Reichs beſtreiten
laſſen würden. 1

Die Stände nahmen das beſtens an. Alles was an

dieſen Richstag uf irer Mt Erfordern als die Gehorſame erſchie-
nen, ganz Gemuͤts, zu raten und ires Vermoͤgens die Kaiſerliche
Krone helfen zu erlangen und des Koͤnigs von Frankreich Fuͤrne-
men, des er wider das h. Reich in Uͤbung ſteht, Widerſtand zu tun.
1 In der Erklaͤrung in der er die 12000 M. fordert, fuͤgt
er hinzu: „Und wo ſich die Stend des Reichs jetzo dermaaßen da-
pferlich mit der Hilf erzaigen, ſo iſt k. Mt willig jetzo nach irem
Rat zu handeln, was von Geld Gut Land und Luͤten zuſton wird,
wie daſſelb gehandelt und angelegt werden ſoll, wie auch die eroberte
Herrſchaften und Lut by dem Rich zu hanndhaben und zu erhalten
ſyn, dadurch die Buͤrden in ewig Zeiten ab den Deutſchen und der
Billichait nach uf andre Nation gelegt, auch ein jeder romiſch Ko-
nig eehrlich und ſtatlich on ſunder Beſwerung deutſcher Nation er-
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[172/0190] Erſtes Buch. Es blieben zwar hiebei noch einige Differenzen. Wenn der König zu verſtehen gab, er denke die Franzoſen aus Mai- land zu verjagen, ſo waren die Stände nicht dieſer Meinung. Sie waren nur dafür den Durchzug denſelben zum Trotz zu erzwingen: denn einem eigentlichen Krieg gegen Frank- reich müßten wohl erſt Unterhandlungen vorhergehn. Auch bewilligten ſie nicht die ganze Hülfe auf die der König zuerſt angetragen. Allein die Bewilligung, zu der ſie ſich auf einen zweiten Antrag deſſelben verſtanden, war doch ungewöhnlich ſtark. Sie betrug 3000 M. z. Pf., 9000 M. z. F. Maximilian, der nicht zweifelte damit etwas Entſchei- dendes auszurichten, verſprach nun dagegen, die Eroberun- gen die er machen werde nach dem Rathe der Reichs- ſtände zu verwalten. Er deutete an, daß mit dem Ertrag ſich in Zukunft vielleicht die Laſten des Reichs beſtreiten laſſen würden. 1 Die Stände nahmen das beſtens an. Alles was an 2 1 In der Erklaͤrung in der er die 12000 M. fordert, fuͤgt er hinzu: „Und wo ſich die Stend des Reichs jetzo dermaaßen da- pferlich mit der Hilf erzaigen, ſo iſt k. Mt willig jetzo nach irem Rat zu handeln, was von Geld Gut Land und Luͤten zuſton wird, wie daſſelb gehandelt und angelegt werden ſoll, wie auch die eroberte Herrſchaften und Lut by dem Rich zu hanndhaben und zu erhalten ſyn, dadurch die Buͤrden in ewig Zeiten ab den Deutſchen und der Billichait nach uf andre Nation gelegt, auch ein jeder romiſch Ko- nig eehrlich und ſtatlich on ſunder Beſwerung deutſcher Nation er- halten werden moͤg.“ 2 dieſen Richstag uf irer Mt Erfordern als die Gehorſame erſchie- nen, ganz Gemuͤts, zu raten und ires Vermoͤgens die Kaiſerliche Krone helfen zu erlangen und des Koͤnigs von Frankreich Fuͤrne- men, des er wider das h. Reich in Uͤbung ſteht, Widerſtand zu tun.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/190>, abgerufen am 18.05.2024.