Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Innere Gährung. schen Geleit an, und begannen darauf den offenen Kriegwider den Bischof und die Stadt. Die Beschlüsse des Reichstages waren ungenügend: 1 Götz von Berlichingen glaubt sich über die Unterhandlungen die man eröffnete noch beklagen zu müssen, sonst wollte er den Nürnbergern auch ihren Bürgermeister niedergeworfen haben, mit seiner "goldnen Kette am Hals, und seinem Streitkolben in der Hand." 2 Zu derselben Zeit hatte sich eine andre berüch- 1 Kaiser und Stände stritten sich über den Ausschuß der nie- derzusetzen sey. Der Kaiser glaubte man wolle die Sache verzögern, und erinnerte, was heute Bamberg könne morgen einem andern ge- schehen. Scheine ihnen die angesonnene Hülfe zu schwer, so wolle er Bamberg ersuchen, sich mit hundert gerüsteten reisigen Pferden zu begnügen. Diese bewilligten die Stände, jedoch nur unter der Bedingung, daß die Ächter oder Verdachter zuvor in die Acht er- klärt werden müssen, ehe man sie gebrauche. (F. A.) -- Die allgemeine Entzweiung warf sich auch auf diese Sache. 2 Götzens von Berlichingen ritterliche Thaten. Ausg. von Pi-
storius p. 127. Den Verlauf der Sache stellt die Chronik von Müllner (MS) nach den Documenten des Archives von Nürnberg folgendermaaßen dar. Der Überfall geschah zwischen Forchheim und Neuseß 18 Mai 1512; von einer Schaar, die 130 Pferde stark war; 31 Personen wurden weggeführt: ihr Schade belief sich auf 8800 G.; in einem Wald bei Schweinfurt wurde gefüttert und die Beute getheilt. Die Gefangnen wurden bei den Thüngen, Eberstein, Buchenau versteckt. Der Rath zu Nürnberg nimmt hierauf 500 Knechte in Sold, und kündigt den Genannten des großen Rathes seinen Entschluß an, alles zu thun um die Thäter zur Strafe zu bringen: indeß "solten sie ihre Kaufmannschaft so enge es seyn könnte, einziehn, biß die Leufte etwas besser würden." Auch bringt [ - 5 Zeichen fehlen]lich am 15ten Juli eine Achtserklärung aus: nur zugleich mit einer Commission vor der sich die Beschuldigten reinigen können. Einige vollziehen diese Reinigung: andre nicht. Unter den letzten werden genannt: Caspar von Rabenstein, Balthasar und Reichart Steinrück, Wilh. von Schaumburg, Dietrich und Georg Fuchs, Con- rad Schott. Es sind viele Würzburgische Amtleute darunter und diese werden nun vom Kammergericht sämmtlich in die Acht erklärt. Innere Gaͤhrung. ſchen Geleit an, und begannen darauf den offenen Kriegwider den Biſchof und die Stadt. Die Beſchlüſſe des Reichstages waren ungenügend: 1 Götz von Berlichingen glaubt ſich über die Unterhandlungen die man eröffnete noch beklagen zu müſſen, ſonſt wollte er den Nürnbergern auch ihren Bürgermeiſter niedergeworfen haben, mit ſeiner „goldnen Kette am Hals, und ſeinem Streitkolben in der Hand.“ 2 Zu derſelben Zeit hatte ſich eine andre berüch- 1 Kaiſer und Staͤnde ſtritten ſich uͤber den Ausſchuß der nie- derzuſetzen ſey. Der Kaiſer glaubte man wolle die Sache verzoͤgern, und erinnerte, was heute Bamberg koͤnne morgen einem andern ge- ſchehen. Scheine ihnen die angeſonnene Huͤlfe zu ſchwer, ſo wolle er Bamberg erſuchen, ſich mit hundert geruͤſteten reiſigen Pferden zu begnuͤgen. Dieſe bewilligten die Staͤnde, jedoch nur unter der Bedingung, daß die Aͤchter oder Verdachter zuvor in die Acht er- klaͤrt werden muͤſſen, ehe man ſie gebrauche. (F. A.) — Die allgemeine Entzweiung warf ſich auch auf dieſe Sache. 2 Goͤtzens von Berlichingen ritterliche Thaten. Ausg. von Pi-
ſtorius p. 127. Den Verlauf der Sache ſtellt die Chronik von Muͤllner (MS) nach den Documenten des Archives von Nuͤrnberg folgendermaaßen dar. Der Uͤberfall geſchah zwiſchen Forchheim und Neuſeß 18 Mai 1512; von einer Schaar, die 130 Pferde ſtark war; 31 Perſonen wurden weggefuͤhrt: ihr Schade belief ſich auf 8800 G.; in einem Wald bei Schweinfurt wurde gefuͤttert und die Beute getheilt. Die Gefangnen wurden bei den Thuͤngen, Eberſtein, Buchenau verſteckt. Der Rath zu Nuͤrnberg nimmt hierauf 500 Knechte in Sold, und kuͤndigt den Genannten des großen Rathes ſeinen Entſchluß an, alles zu thun um die Thaͤter zur Strafe zu bringen: indeß „ſolten ſie ihre Kaufmannſchaft ſo enge es ſeyn koͤnnte, einziehn, biß die Leufte etwas beſſer wuͤrden.“ Auch bringt [ – 5 Zeichen fehlen]lich am 15ten Juli eine Achtserklaͤrung aus: nur zugleich mit einer Commiſſíon vor der ſich die Beſchuldigten reinigen koͤnnen. Einige vollziehen dieſe Reinigung: andre nicht. Unter den letzten werden genannt: Caspar von Rabenſtein, Balthaſar und Reichart Steinruͤck, Wilh. von Schaumburg, Dietrich und Georg Fuchs, Con- rad Schott. Es ſind viele Wuͤrzburgiſche Amtleute darunter und dieſe werden nun vom Kammergericht ſaͤmmtlich in die Acht erklaͤrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0225" n="207"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Innere Gaͤhrung</hi>.</fw><lb/> ſchen Geleit an, und begannen darauf den offenen Krieg<lb/> wider den Biſchof und die Stadt. Die Beſchlüſſe des<lb/> Reichstages waren ungenügend: <note place="foot" n="1">Kaiſer und Staͤnde ſtritten ſich uͤber den Ausſchuß der nie-<lb/> derzuſetzen ſey. Der Kaiſer glaubte man wolle die Sache verzoͤgern,<lb/> und erinnerte, was heute Bamberg koͤnne morgen einem andern ge-<lb/> ſchehen. Scheine ihnen die angeſonnene Huͤlfe zu ſchwer, ſo wolle<lb/> er Bamberg erſuchen, ſich mit hundert geruͤſteten reiſigen Pferden<lb/> zu begnuͤgen. Dieſe bewilligten die Staͤnde, jedoch nur unter der<lb/> Bedingung, daß die Aͤchter oder Verdachter zuvor in die Acht er-<lb/> klaͤrt werden muͤſſen, ehe man ſie gebrauche. (F. A.) — Die allgemeine<lb/> Entzweiung warf ſich auch auf dieſe Sache.</note> Götz von Berlichingen<lb/> glaubt ſich über die Unterhandlungen die man eröffnete<lb/> noch beklagen zu müſſen, ſonſt wollte er den Nürnbergern<lb/> auch ihren Bürgermeiſter niedergeworfen haben, mit ſeiner<lb/> „goldnen Kette am Hals, und ſeinem Streitkolben in der<lb/> Hand.“ <note xml:id="seg2pn_19_1" next="#seg2pn_19_2" place="foot" n="2">Goͤtzens von Berlichingen ritterliche Thaten. Ausg. von Pi-<lb/> ſtorius <hi rendition="#aq">p.</hi> 127. Den Verlauf der Sache ſtellt die Chronik von<lb/> Muͤllner (<hi rendition="#aq">MS</hi>) nach den Documenten des Archives von Nuͤrnberg<lb/> folgendermaaßen dar. Der Uͤberfall geſchah zwiſchen Forchheim und<lb/> Neuſeß 18 Mai 1512; von einer Schaar, die 130 Pferde ſtark<lb/> war; 31 Perſonen wurden weggefuͤhrt: ihr Schade belief ſich auf<lb/> 8800 G.; in einem Wald bei Schweinfurt wurde gefuͤttert und die<lb/> Beute getheilt. Die Gefangnen wurden bei den Thuͤngen, Eberſtein,<lb/> Buchenau verſteckt. Der Rath zu Nuͤrnberg nimmt hierauf 500<lb/> Knechte in Sold, und kuͤndigt den Genannten des großen Rathes<lb/> ſeinen Entſchluß an, alles zu thun um die Thaͤter zur Strafe zu<lb/> bringen: indeß „ſolten ſie ihre Kaufmannſchaft ſo enge es ſeyn<lb/> koͤnnte, einziehn, biß die Leufte etwas beſſer wuͤrden.“ Auch bringt<lb/><gap unit="chars" quantity="5"/>lich am 15ten Juli eine Achtserklaͤrung aus: nur zugleich mit<lb/> einer Commiſſíon vor der ſich die Beſchuldigten reinigen koͤnnen.<lb/> Einige vollziehen dieſe Reinigung: andre nicht. Unter den letzten<lb/> werden genannt: Caspar von Rabenſtein, Balthaſar und Reichart<lb/> Steinruͤck, Wilh. von Schaumburg, Dietrich und Georg Fuchs, Con-<lb/> rad Schott. Es ſind viele Wuͤrzburgiſche Amtleute darunter und<lb/> dieſe werden nun vom Kammergericht ſaͤmmtlich in die Acht erklaͤrt.</note> Zu derſelben Zeit hatte ſich eine andre berüch-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0225]
Innere Gaͤhrung.
ſchen Geleit an, und begannen darauf den offenen Krieg
wider den Biſchof und die Stadt. Die Beſchlüſſe des
Reichstages waren ungenügend: 1 Götz von Berlichingen
glaubt ſich über die Unterhandlungen die man eröffnete
noch beklagen zu müſſen, ſonſt wollte er den Nürnbergern
auch ihren Bürgermeiſter niedergeworfen haben, mit ſeiner
„goldnen Kette am Hals, und ſeinem Streitkolben in der
Hand.“ 2 Zu derſelben Zeit hatte ſich eine andre berüch-
1 Kaiſer und Staͤnde ſtritten ſich uͤber den Ausſchuß der nie-
derzuſetzen ſey. Der Kaiſer glaubte man wolle die Sache verzoͤgern,
und erinnerte, was heute Bamberg koͤnne morgen einem andern ge-
ſchehen. Scheine ihnen die angeſonnene Huͤlfe zu ſchwer, ſo wolle
er Bamberg erſuchen, ſich mit hundert geruͤſteten reiſigen Pferden
zu begnuͤgen. Dieſe bewilligten die Staͤnde, jedoch nur unter der
Bedingung, daß die Aͤchter oder Verdachter zuvor in die Acht er-
klaͤrt werden muͤſſen, ehe man ſie gebrauche. (F. A.) — Die allgemeine
Entzweiung warf ſich auch auf dieſe Sache.
2 Goͤtzens von Berlichingen ritterliche Thaten. Ausg. von Pi-
ſtorius p. 127. Den Verlauf der Sache ſtellt die Chronik von
Muͤllner (MS) nach den Documenten des Archives von Nuͤrnberg
folgendermaaßen dar. Der Uͤberfall geſchah zwiſchen Forchheim und
Neuſeß 18 Mai 1512; von einer Schaar, die 130 Pferde ſtark
war; 31 Perſonen wurden weggefuͤhrt: ihr Schade belief ſich auf
8800 G.; in einem Wald bei Schweinfurt wurde gefuͤttert und die
Beute getheilt. Die Gefangnen wurden bei den Thuͤngen, Eberſtein,
Buchenau verſteckt. Der Rath zu Nuͤrnberg nimmt hierauf 500
Knechte in Sold, und kuͤndigt den Genannten des großen Rathes
ſeinen Entſchluß an, alles zu thun um die Thaͤter zur Strafe zu
bringen: indeß „ſolten ſie ihre Kaufmannſchaft ſo enge es ſeyn
koͤnnte, einziehn, biß die Leufte etwas beſſer wuͤrden.“ Auch bringt
_____lich am 15ten Juli eine Achtserklaͤrung aus: nur zugleich mit
einer Commiſſíon vor der ſich die Beſchuldigten reinigen koͤnnen.
Einige vollziehen dieſe Reinigung: andre nicht. Unter den letzten
werden genannt: Caspar von Rabenſtein, Balthaſar und Reichart
Steinruͤck, Wilh. von Schaumburg, Dietrich und Georg Fuchs, Con-
rad Schott. Es ſind viele Wuͤrzburgiſche Amtleute darunter und
dieſe werden nun vom Kammergericht ſaͤmmtlich in die Acht erklaͤrt.
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