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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Ursprung der religiösen Opposition.
Die, welche sich seine Schüler nennen, die Seiks, selber
abgöttische Verehrung.

Auch in dem anderen Zweige der indischen Religionen,
dem Buddhismus, trat während des funfzehnten Jahrhun-
derts eine neue großartige Entwickelung ein. Der erste re-
generirte Lama erschien in dem Kloster Brepung und fand
allmählig in Tibet Anerkennung; der zweiten Incarnation
desselben (von 1462 bis 1542) gelang das auch in den
entferntesten buddhistischen Ländern; 1 Hunderte von Mil-
lionen verehren seitdem in dem Dalailama zu L'Hassa den
lebendigen Buddha der jedesmaligen Gegenwart, die Ein-
heit der göttlichen Dreiheit, und strömen herbei, seinen Se-
gen zu empfangen. Man kann nicht leugnen, daß diese
Religion einen günstigen Einfluß auf die Sitten roher Na-
tionen ausgeübt hat; allein welch eine Fessel ist hinwie-
derum eine so abenteuerliche Vergötterung des Menschen-
geistes! Man besitzt dort die Mittel einer populären Lite-
ratur: weit verbreitete Kenntniß der Elemente, die Buch-
druckerkunst; nur die Literatur selbst, das selbständige Le-
ben des Geistes, das sich in ihr ausspricht, kann nie er-
scheinen. 2 Auch die Gegensätze, welche allerdings eintre-

1 Fr. Georgi Alphabetum Tibetanum p. 326 sagt von ihr:
Pergit inter Tartaros ad amplificandam religionem Xacaicam in
regno Kokonor cis murum magnum Sinorum: inde in Kang: multa
erigit asceteria: redit in Brepung.
Er heißt So-nam-kiel va-
chiam-tzho, doch ist es der alte Keval-Kedun, der 1399 starb.
2 Hodgson Notice sur la langue, la literature et la religion
des Boudhistes. L'ecriture des Tubetains n'est jamais employee
a rien de plus utile que des notes d'affaires ou de plus instructif
que les reves d'une mythologie absurde etc.
Die Einwendungen
Klaproth's Nouv. journ. asiatique p. 99 bedeuten meines Erachtens
15*

Urſprung der religioͤſen Oppoſition.
Die, welche ſich ſeine Schüler nennen, die Seiks, ſelber
abgöttiſche Verehrung.

Auch in dem anderen Zweige der indiſchen Religionen,
dem Buddhismus, trat während des funfzehnten Jahrhun-
derts eine neue großartige Entwickelung ein. Der erſte re-
generirte Lama erſchien in dem Kloſter Brepung und fand
allmählig in Tibet Anerkennung; der zweiten Incarnation
deſſelben (von 1462 bis 1542) gelang das auch in den
entfernteſten buddhiſtiſchen Ländern; 1 Hunderte von Mil-
lionen verehren ſeitdem in dem Dalailama zu L’Haſſa den
lebendigen Buddha der jedesmaligen Gegenwart, die Ein-
heit der göttlichen Dreiheit, und ſtrömen herbei, ſeinen Se-
gen zu empfangen. Man kann nicht leugnen, daß dieſe
Religion einen günſtigen Einfluß auf die Sitten roher Na-
tionen ausgeübt hat; allein welch eine Feſſel iſt hinwie-
derum eine ſo abenteuerliche Vergötterung des Menſchen-
geiſtes! Man beſitzt dort die Mittel einer populären Lite-
ratur: weit verbreitete Kenntniß der Elemente, die Buch-
druckerkunſt; nur die Literatur ſelbſt, das ſelbſtändige Le-
ben des Geiſtes, das ſich in ihr ausſpricht, kann nie er-
ſcheinen. 2 Auch die Gegenſätze, welche allerdings eintre-

1 Fr. Georgi Alphabetum Tibetanum p. 326 ſagt von ihr:
Pergit inter Tartaros ad amplificandam religionem Xacaicam in
regno Kokonor cis murum magnum Sinorum: inde in Kang: multa
erigit asceteria: redit in Brepung.
Er heißt So-nam-kiel va-
chiam-tzho, doch iſt es der alte Keval-Kedun, der 1399 ſtarb.
2 Hodgson Notice sur la langue, la literature et la religion
des Boudhistes. L’ecriture des Tubetains n’est jamais employée
à rien de plus utile que des notes d’affaires ou de plus instructif
que les reves d’une mythologie absurde etc.
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Klaproth’s Nouv. journ. asiatique p. 99 bedeuten meines Erachtens
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[227/0245] Urſprung der religioͤſen Oppoſition. Die, welche ſich ſeine Schüler nennen, die Seiks, ſelber abgöttiſche Verehrung. Auch in dem anderen Zweige der indiſchen Religionen, dem Buddhismus, trat während des funfzehnten Jahrhun- derts eine neue großartige Entwickelung ein. Der erſte re- generirte Lama erſchien in dem Kloſter Brepung und fand allmählig in Tibet Anerkennung; der zweiten Incarnation deſſelben (von 1462 bis 1542) gelang das auch in den entfernteſten buddhiſtiſchen Ländern; 1 Hunderte von Mil- lionen verehren ſeitdem in dem Dalailama zu L’Haſſa den lebendigen Buddha der jedesmaligen Gegenwart, die Ein- heit der göttlichen Dreiheit, und ſtrömen herbei, ſeinen Se- gen zu empfangen. Man kann nicht leugnen, daß dieſe Religion einen günſtigen Einfluß auf die Sitten roher Na- tionen ausgeübt hat; allein welch eine Feſſel iſt hinwie- derum eine ſo abenteuerliche Vergötterung des Menſchen- geiſtes! Man beſitzt dort die Mittel einer populären Lite- ratur: weit verbreitete Kenntniß der Elemente, die Buch- druckerkunſt; nur die Literatur ſelbſt, das ſelbſtändige Le- ben des Geiſtes, das ſich in ihr ausſpricht, kann nie er- ſcheinen. 2 Auch die Gegenſätze, welche allerdings eintre- 1 Fr. Georgi Alphabetum Tibetanum p. 326 ſagt von ihr: Pergit inter Tartaros ad amplificandam religionem Xacaicam in regno Kokonor cis murum magnum Sinorum: inde in Kang: multa erigit asceteria: redit in Brepung. Er heißt So-nam-kiel va- chiam-tzho, doch iſt es der alte Keval-Kedun, der 1399 ſtarb. 2 Hodgson Notice sur la langue, la literature et la religion des Boudhistes. L’ecriture des Tubetains n’est jamais employée à rien de plus utile que des notes d’affaires ou de plus instructif que les reves d’une mythologie absurde etc. Die Einwendungen Klaproth’s Nouv. journ. asiatique p. 99 bedeuten meines Erachtens 15*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/245>, abgerufen am 21.11.2024.