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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Reuchlin.
lectischen Theologen, der Nominalisten wie der Realisten,
freudige Zustimmung.

Die Welt und besonders die gelehrte müßte nicht seyn
was sie ist, wenn dieß ohne einen heftigen Kampf hätte
abgehen sollen.

Merkwürdig jedoch wie dieser ausbrach. Den Anlaß
gab nicht ein gefährlicher Angriff oder nur ein entschiede-
ner Feind, den man abzuwehren gehabt hätte: von allen
Bekennern der neuen Richtung vielleicht der ruhigste, der
das Werk seines Lebens bereits vollbracht hatte, und eben
damals beinahe abstruse Richtungen verfolgte, Johann
Reuchlin mußte dazu dienen.

Es waren doch sehr persönliche Gaben, durch welche
Johann Reuchlin, wahrscheinlich der Sohn eines Bo-
ten zu Pforzheim, auf seinem Wege gefördert worden war.
Eine gute Stimme verschaffte ihm Eingang an dem ba-
denschen Hof; von seiner zierlichen Handschrift lebte er
eine Zeitlang in Frankreich; daß er sich im Umgang mit
Fremden eine reinere Aussprache des Lateins zu eigen ge-
macht, verhalf ihm zur Theilnahme an einer Gesandt-
schaft nach Rom, woran sich dann eine bedeutende Stel-
lung und Wirksamkeit am Hofe von Wirtenberg, bei dem
schwäbischen Bunde überhaupt knüpfte. 1 Von Erasmus
war er äußerlich und innerlich sehr verschieden. Er war

1 Schnurrer Nachrichten von den Lehrern der hebräischen Li-
teratur p. 11. Eine kleine Schrift von Michael Coccinius de im-
perii a Graecis ad Germanos translatione
1506 ist dem Reuch-
lin zugleich mit seinen beiden Collegen im schwäbischen Bundesgericht
Streber und Winkelhofer (confoederatorum Suevorum judicibus
consistorialibus et triumviris
) gewidmet.
Ranke d. Gesch. I. 18

Reuchlin.
lectiſchen Theologen, der Nominaliſten wie der Realiſten,
freudige Zuſtimmung.

Die Welt und beſonders die gelehrte müßte nicht ſeyn
was ſie iſt, wenn dieß ohne einen heftigen Kampf hätte
abgehen ſollen.

Merkwürdig jedoch wie dieſer ausbrach. Den Anlaß
gab nicht ein gefährlicher Angriff oder nur ein entſchiede-
ner Feind, den man abzuwehren gehabt hätte: von allen
Bekennern der neuen Richtung vielleicht der ruhigſte, der
das Werk ſeines Lebens bereits vollbracht hatte, und eben
damals beinahe abſtruſe Richtungen verfolgte, Johann
Reuchlin mußte dazu dienen.

Es waren doch ſehr perſönliche Gaben, durch welche
Johann Reuchlin, wahrſcheinlich der Sohn eines Bo-
ten zu Pforzheim, auf ſeinem Wege gefördert worden war.
Eine gute Stimme verſchaffte ihm Eingang an dem ba-
denſchen Hof; von ſeiner zierlichen Handſchrift lebte er
eine Zeitlang in Frankreich; daß er ſich im Umgang mit
Fremden eine reinere Ausſprache des Lateins zu eigen ge-
macht, verhalf ihm zur Theilnahme an einer Geſandt-
ſchaft nach Rom, woran ſich dann eine bedeutende Stel-
lung und Wirkſamkeit am Hofe von Wirtenberg, bei dem
ſchwäbiſchen Bunde überhaupt knüpfte. 1 Von Erasmus
war er äußerlich und innerlich ſehr verſchieden. Er war

1 Schnurrer Nachrichten von den Lehrern der hebraͤiſchen Li-
teratur p. 11. Eine kleine Schrift von Michael Coccinius de im-
perii a Graecis ad Germanos translatione
1506 iſt dem Reuch-
lin zugleich mit ſeinen beiden Collegen im ſchwaͤbiſchen Bundesgericht
Streber und Winkelhofer (confoederatorum Suevorum judicibus
consistorialibus et triumviris
) gewidmet.
Ranke d. Geſch. I. 18
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[273/0291] Reuchlin. lectiſchen Theologen, der Nominaliſten wie der Realiſten, freudige Zuſtimmung. Die Welt und beſonders die gelehrte müßte nicht ſeyn was ſie iſt, wenn dieß ohne einen heftigen Kampf hätte abgehen ſollen. Merkwürdig jedoch wie dieſer ausbrach. Den Anlaß gab nicht ein gefährlicher Angriff oder nur ein entſchiede- ner Feind, den man abzuwehren gehabt hätte: von allen Bekennern der neuen Richtung vielleicht der ruhigſte, der das Werk ſeines Lebens bereits vollbracht hatte, und eben damals beinahe abſtruſe Richtungen verfolgte, Johann Reuchlin mußte dazu dienen. Es waren doch ſehr perſönliche Gaben, durch welche Johann Reuchlin, wahrſcheinlich der Sohn eines Bo- ten zu Pforzheim, auf ſeinem Wege gefördert worden war. Eine gute Stimme verſchaffte ihm Eingang an dem ba- denſchen Hof; von ſeiner zierlichen Handſchrift lebte er eine Zeitlang in Frankreich; daß er ſich im Umgang mit Fremden eine reinere Ausſprache des Lateins zu eigen ge- macht, verhalf ihm zur Theilnahme an einer Geſandt- ſchaft nach Rom, woran ſich dann eine bedeutende Stel- lung und Wirkſamkeit am Hofe von Wirtenberg, bei dem ſchwäbiſchen Bunde überhaupt knüpfte. 1 Von Erasmus war er äußerlich und innerlich ſehr verſchieden. Er war 1 Schnurrer Nachrichten von den Lehrern der hebraͤiſchen Li- teratur p. 11. Eine kleine Schrift von Michael Coccinius de im- perii a Graecis ad Germanos translatione 1506 iſt dem Reuch- lin zugleich mit ſeinen beiden Collegen im ſchwaͤbiſchen Bundesgericht Streber und Winkelhofer (confoederatorum Suevorum judicibus consistorialibus et triumviris) gewidmet. Ranke d. Geſch. I. 18

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/291>, abgerufen am 23.11.2024.