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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Verhältnisse deutscher Fürsten.
fieng an für ihr Leben zu fürchten und entwich: erst zu
dem Kaiser ihrem Oheim, der sich in der Nähe mit der
Jagd ergötzte, dann zu ihren Brüdern in Baiern. Da war
schon ohnehin viel böses Blut. Jetzt klagte Sabina ihren
Gemahl bei dem Kaiser an und forderte die Auslieferung
ihrer Feinde; Ulrich dagegen verfolgte um so ungestümer
ihre Freunde, alle die, welche er für Anhänger des Bun-
des und des Kaisers hielt; die Sühneversuche brachten erst
die innere Feindseligkeit recht zum Ausbruch; ein Vertrag
ward geschlossen, aber sogleich wieder gebrochen; ehrenrüh-
rige Schriften wurden gewechselt; nie riß sich ein Fürst
von einer Partei, zu der er gehörte, mit der er emporge-
kommen, gewaltsamer los, als Herzog Ulrich. Auf dem
Reichstag von 1518 hörte man, daß er wieder Anhän-
ger des Kaisers eingezogen habe, mit qualvollen Mar-
tern heimsuche, mit dem Tode bedrohe. Maximilian ließ
sich dagegen vernehmen, auch er wolle dem Herzog ein
Halsgericht setzen und das Urtel vollstrecken, das es spre-
chen werde; 1 zunächst gab er in einem besondern Aus-
schreiben den Ständen Gewalt, die Gefangenen ihres Herrn
ledig zu machen, und forderte sie auf dazu. 2 Auch aus
dieser Rücksicht suchte er sich mit dem Churfürsten von der
Pfalz zu versöhnen. Wenigstens so weit brachte er es,
daß derselbe auf dem Reichstag erschien und seine Lehen

1 Fürstenberg 9ten Sept. nennt es "eine scharfe und über-
meßliche Antwort:" wo er sich nicht füge, wolle ihm S. M. ein
Halsgericht setzen, daß er daselbst in Schranken komme, und weß
von anderen und Sr Maj. Interessen wegen an ihn erlangt wird,
daß dem auch Vollzug geschehe.
2 17 Juli 1518 bei Sattler I, Anh. 263.
Ranke d. Gesch. I. 22

Verhaͤltniſſe deutſcher Fuͤrſten.
fieng an für ihr Leben zu fürchten und entwich: erſt zu
dem Kaiſer ihrem Oheim, der ſich in der Nähe mit der
Jagd ergötzte, dann zu ihren Brüdern in Baiern. Da war
ſchon ohnehin viel böſes Blut. Jetzt klagte Sabina ihren
Gemahl bei dem Kaiſer an und forderte die Auslieferung
ihrer Feinde; Ulrich dagegen verfolgte um ſo ungeſtümer
ihre Freunde, alle die, welche er für Anhänger des Bun-
des und des Kaiſers hielt; die Sühneverſuche brachten erſt
die innere Feindſeligkeit recht zum Ausbruch; ein Vertrag
ward geſchloſſen, aber ſogleich wieder gebrochen; ehrenrüh-
rige Schriften wurden gewechſelt; nie riß ſich ein Fürſt
von einer Partei, zu der er gehörte, mit der er emporge-
kommen, gewaltſamer los, als Herzog Ulrich. Auf dem
Reichstag von 1518 hörte man, daß er wieder Anhän-
ger des Kaiſers eingezogen habe, mit qualvollen Mar-
tern heimſuche, mit dem Tode bedrohe. Maximilian ließ
ſich dagegen vernehmen, auch er wolle dem Herzog ein
Halsgericht ſetzen und das Urtel vollſtrecken, das es ſpre-
chen werde; 1 zunächſt gab er in einem beſondern Aus-
ſchreiben den Ständen Gewalt, die Gefangenen ihres Herrn
ledig zu machen, und forderte ſie auf dazu. 2 Auch aus
dieſer Rückſicht ſuchte er ſich mit dem Churfürſten von der
Pfalz zu verſöhnen. Wenigſtens ſo weit brachte er es,
daß derſelbe auf dem Reichstag erſchien und ſeine Lehen

1 Fuͤrſtenberg 9ten Sept. nennt es „eine ſcharfe und uͤber-
meßliche Antwort:“ wo er ſich nicht fuͤge, wolle ihm S. M. ein
Halsgericht ſetzen, daß er daſelbſt in Schranken komme, und weß
von anderen und Sr Maj. Intereſſen wegen an ihn erlangt wird,
daß dem auch Vollzug geſchehe.
2 17 Juli 1518 bei Sattler I, Anh. 263.
Ranke d. Geſch. I. 22
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[337/0355] Verhaͤltniſſe deutſcher Fuͤrſten. fieng an für ihr Leben zu fürchten und entwich: erſt zu dem Kaiſer ihrem Oheim, der ſich in der Nähe mit der Jagd ergötzte, dann zu ihren Brüdern in Baiern. Da war ſchon ohnehin viel böſes Blut. Jetzt klagte Sabina ihren Gemahl bei dem Kaiſer an und forderte die Auslieferung ihrer Feinde; Ulrich dagegen verfolgte um ſo ungeſtümer ihre Freunde, alle die, welche er für Anhänger des Bun- des und des Kaiſers hielt; die Sühneverſuche brachten erſt die innere Feindſeligkeit recht zum Ausbruch; ein Vertrag ward geſchloſſen, aber ſogleich wieder gebrochen; ehrenrüh- rige Schriften wurden gewechſelt; nie riß ſich ein Fürſt von einer Partei, zu der er gehörte, mit der er emporge- kommen, gewaltſamer los, als Herzog Ulrich. Auf dem Reichstag von 1518 hörte man, daß er wieder Anhän- ger des Kaiſers eingezogen habe, mit qualvollen Mar- tern heimſuche, mit dem Tode bedrohe. Maximilian ließ ſich dagegen vernehmen, auch er wolle dem Herzog ein Halsgericht ſetzen und das Urtel vollſtrecken, das es ſpre- chen werde; 1 zunächſt gab er in einem beſondern Aus- ſchreiben den Ständen Gewalt, die Gefangenen ihres Herrn ledig zu machen, und forderte ſie auf dazu. 2 Auch aus dieſer Rückſicht ſuchte er ſich mit dem Churfürſten von der Pfalz zu verſöhnen. Wenigſtens ſo weit brachte er es, daß derſelbe auf dem Reichstag erſchien und ſeine Lehen 1 Fuͤrſtenberg 9ten Sept. nennt es „eine ſcharfe und uͤber- meßliche Antwort:“ wo er ſich nicht fuͤge, wolle ihm S. M. ein Halsgericht ſetzen, daß er daſelbſt in Schranken komme, und weß von anderen und Sr Maj. Intereſſen wegen an ihn erlangt wird, daß dem auch Vollzug geſchehe. 2 17 Juli 1518 bei Sattler I, Anh. 263. Ranke d. Geſch. I. 22

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/355>, abgerufen am 22.11.2024.