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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Einleitung.
durch seine Verbindung mit Ingolstadt mächtig: in Baiern-
münchen behauptete Albrecht der Weise nicht ohne Gewalt-
samkeit, die aber dießmal wenigstens in ihren Folgen wohl-
thätig ward, die Einheit des Landes unter den schwierig-
sten Umständen. Auch in Würtenberg verschmolz die Menge
der getrennten Besitzthümer allmählig in Eine Landschaft,
in die Gestalt eines deutschen Fürstenthumes.

Noch bildeten sich neue Territorialgewalten aus. In
Ostfriesland erschien endlich ein Häuptling, vor welchem
alle übrigen sich beugten, Junker Ulrich Cirksena, mächtig
durch seines Bruders, seines Vaters und seine eigenen Er-
werbungen. Auch die Anhänger des alten Fokko Uken, die
ihm noch entgegen waren, gewann er, indem er sich mit
dessen Enkelin Theta vermählte. Hierauf ward er im Jahr
1463 zu Emden feierlich zum Grafen ausgerufen. Haupt-
sächlich war es Theta, die dann in 28jähriger Alleinregie-
rung die neue Herrschaft zu befestigen wußte: eine schöne
Frau, blaß von Gesicht, mit rabenschwarzem Haar und
feurigen Augen, wie ihr Bildniß sie zeigt; vor allem aber
von einem zur Herrschaft geeigneten großen Verstande, wie
ihr Thun und Lassen bewiesen hat.

Schon erhoben sich deutsche Fürsten auf auswärtige
Throne. Im Jahr 1448 unterzeichnete Christian I Graf
von Oldenburg die Handveste, die ihn zum König von
Dänemark machte; 1450 ward er zu Drontheim mit S.
Olafs Krone gekrönt; 1457 unterwarfen sich ihm die Schwe-
den; 1460 huldigte ihm Holstein, das dann für ihn zu ei-
nem deutschen Herzogthum erhoben wurde. Wohl waren
diese Erwerbungen nicht von so fester und zuverläßiger Na-

tur

Einleitung.
durch ſeine Verbindung mit Ingolſtadt mächtig: in Baiern-
münchen behauptete Albrecht der Weiſe nicht ohne Gewalt-
ſamkeit, die aber dießmal wenigſtens in ihren Folgen wohl-
thätig ward, die Einheit des Landes unter den ſchwierig-
ſten Umſtänden. Auch in Würtenberg verſchmolz die Menge
der getrennten Beſitzthümer allmählig in Eine Landſchaft,
in die Geſtalt eines deutſchen Fürſtenthumes.

Noch bildeten ſich neue Territorialgewalten aus. In
Oſtfriesland erſchien endlich ein Häuptling, vor welchem
alle übrigen ſich beugten, Junker Ulrich Cirkſena, mächtig
durch ſeines Bruders, ſeines Vaters und ſeine eigenen Er-
werbungen. Auch die Anhänger des alten Fokko Uken, die
ihm noch entgegen waren, gewann er, indem er ſich mit
deſſen Enkelin Theta vermählte. Hierauf ward er im Jahr
1463 zu Emden feierlich zum Grafen ausgerufen. Haupt-
ſächlich war es Theta, die dann in 28jähriger Alleinregie-
rung die neue Herrſchaft zu befeſtigen wußte: eine ſchöne
Frau, blaß von Geſicht, mit rabenſchwarzem Haar und
feurigen Augen, wie ihr Bildniß ſie zeigt; vor allem aber
von einem zur Herrſchaft geeigneten großen Verſtande, wie
ihr Thun und Laſſen bewieſen hat.

Schon erhoben ſich deutſche Fürſten auf auswärtige
Throne. Im Jahr 1448 unterzeichnete Chriſtian I Graf
von Oldenburg die Handveſte, die ihn zum König von
Dänemark machte; 1450 ward er zu Drontheim mit S.
Olafs Krone gekrönt; 1457 unterwarfen ſich ihm die Schwe-
den; 1460 huldigte ihm Holſtein, das dann für ihn zu ei-
nem deutſchen Herzogthum erhoben wurde. Wohl waren
dieſe Erwerbungen nicht von ſo feſter und zuverläßiger Na-

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[64/0082] Einleitung. durch ſeine Verbindung mit Ingolſtadt mächtig: in Baiern- münchen behauptete Albrecht der Weiſe nicht ohne Gewalt- ſamkeit, die aber dießmal wenigſtens in ihren Folgen wohl- thätig ward, die Einheit des Landes unter den ſchwierig- ſten Umſtänden. Auch in Würtenberg verſchmolz die Menge der getrennten Beſitzthümer allmählig in Eine Landſchaft, in die Geſtalt eines deutſchen Fürſtenthumes. Noch bildeten ſich neue Territorialgewalten aus. In Oſtfriesland erſchien endlich ein Häuptling, vor welchem alle übrigen ſich beugten, Junker Ulrich Cirkſena, mächtig durch ſeines Bruders, ſeines Vaters und ſeine eigenen Er- werbungen. Auch die Anhänger des alten Fokko Uken, die ihm noch entgegen waren, gewann er, indem er ſich mit deſſen Enkelin Theta vermählte. Hierauf ward er im Jahr 1463 zu Emden feierlich zum Grafen ausgerufen. Haupt- ſächlich war es Theta, die dann in 28jähriger Alleinregie- rung die neue Herrſchaft zu befeſtigen wußte: eine ſchöne Frau, blaß von Geſicht, mit rabenſchwarzem Haar und feurigen Augen, wie ihr Bildniß ſie zeigt; vor allem aber von einem zur Herrſchaft geeigneten großen Verſtande, wie ihr Thun und Laſſen bewieſen hat. Schon erhoben ſich deutſche Fürſten auf auswärtige Throne. Im Jahr 1448 unterzeichnete Chriſtian I Graf von Oldenburg die Handveſte, die ihn zum König von Dänemark machte; 1450 ward er zu Drontheim mit S. Olafs Krone gekrönt; 1457 unterwarfen ſich ihm die Schwe- den; 1460 huldigte ihm Holſtein, das dann für ihn zu ei- nem deutſchen Herzogthum erhoben wurde. Wohl waren dieſe Erwerbungen nicht von ſo feſter und zuverläßiger Na- tur

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/82>, abgerufen am 21.11.2024.