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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Siebentes Capitel.
sie aus dem Herzog Wilhelm von Baiern, dem Vorfech-
ter der Päpstlich-gesinnten, und Markgraf Casimir von
Brandenburg, der sich schon so lange zu den Evangelisch-
gesinnten gehalten. Zwar lehnte Casimir ab, auf das Ver-
ständniß einzugehn das ihm die Gesandten von Hessen und
Sachsen antrugen, aber er erklärte doch, er werde seine Über-
zeugung innerhalb der Commission verfechten, und dadurch
mehr Nutzen stiften als durch ein förmliches Bündniß.

Da würde es nun wohl zu einem lebhaften ernstli-
chen und entscheidenden Kampfe haben kommen müssen,
wären die Fürsten persönlich zugegen gewesen: man würde
sogleich gesehen haben, wohin die Majorität sich neige.

Allein noch war doch im Grunde weder die eine noch
die andre Partei dazu ernstlich entschlossen. Jedwede sah
zu gut was die Entscheidung zu bedeuten habe, sie wünschte
noch erst, alle ihre Kräfte zu sammeln, sich alle mög-
liche Unterstützung zu verschaffen. In Friedewalt war es
gleich rathsam gefunden worden, den Reichstag nach Speier
oder nach Worms zu verlegen. Von der andern Seite
zögerte der mainzische Abgeordnete, ohne den kein Schritt
geschehen konnte, da er die Canzlei mit sich führte, unge-
bührlich lange. Kein Fürst war in Person erschienen:
selbst die Commission ward nicht vollzählig: eine große An-
zahl von Abgeordneten wurde vermißt.

Die erste vorläufige Versammlung ward am elften De-
zember gehalten. Erzherzog Ferdinand ersuchte die Erschie-
nenen noch einige Zeit Geduld zu haben, bis eine grö-
ßere Anzahl angelangt sey: den guten Willen der Anwe-
senden werde er dem Kaiser rühmen. 1


1 Schreiben von Feilitsch an Chf. Johann 24 Dez. Weim. A.

Drittes Buch. Siebentes Capitel.
ſie aus dem Herzog Wilhelm von Baiern, dem Vorfech-
ter der Päpſtlich-geſinnten, und Markgraf Caſimir von
Brandenburg, der ſich ſchon ſo lange zu den Evangeliſch-
geſinnten gehalten. Zwar lehnte Caſimir ab, auf das Ver-
ſtändniß einzugehn das ihm die Geſandten von Heſſen und
Sachſen antrugen, aber er erklärte doch, er werde ſeine Über-
zeugung innerhalb der Commiſſion verfechten, und dadurch
mehr Nutzen ſtiften als durch ein förmliches Bündniß.

Da würde es nun wohl zu einem lebhaften ernſtli-
chen und entſcheidenden Kampfe haben kommen müſſen,
wären die Fürſten perſönlich zugegen geweſen: man würde
ſogleich geſehen haben, wohin die Majorität ſich neige.

Allein noch war doch im Grunde weder die eine noch
die andre Partei dazu ernſtlich entſchloſſen. Jedwede ſah
zu gut was die Entſcheidung zu bedeuten habe, ſie wünſchte
noch erſt, alle ihre Kräfte zu ſammeln, ſich alle mög-
liche Unterſtützung zu verſchaffen. In Friedewalt war es
gleich rathſam gefunden worden, den Reichstag nach Speier
oder nach Worms zu verlegen. Von der andern Seite
zögerte der mainziſche Abgeordnete, ohne den kein Schritt
geſchehen konnte, da er die Canzlei mit ſich führte, unge-
bührlich lange. Kein Fürſt war in Perſon erſchienen:
ſelbſt die Commiſſion ward nicht vollzählig: eine große An-
zahl von Abgeordneten wurde vermißt.

Die erſte vorläufige Verſammlung ward am elften De-
zember gehalten. Erzherzog Ferdinand erſuchte die Erſchie-
nenen noch einige Zeit Geduld zu haben, bis eine grö-
ßere Anzahl angelangt ſey: den guten Willen der Anwe-
ſenden werde er dem Kaiſer rühmen. 1


1 Schreiben von Feilitſch an Chf. Johann 24 Dez. Weim. A.
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[244/0254] Drittes Buch. Siebentes Capitel. ſie aus dem Herzog Wilhelm von Baiern, dem Vorfech- ter der Päpſtlich-geſinnten, und Markgraf Caſimir von Brandenburg, der ſich ſchon ſo lange zu den Evangeliſch- geſinnten gehalten. Zwar lehnte Caſimir ab, auf das Ver- ſtändniß einzugehn das ihm die Geſandten von Heſſen und Sachſen antrugen, aber er erklärte doch, er werde ſeine Über- zeugung innerhalb der Commiſſion verfechten, und dadurch mehr Nutzen ſtiften als durch ein förmliches Bündniß. Da würde es nun wohl zu einem lebhaften ernſtli- chen und entſcheidenden Kampfe haben kommen müſſen, wären die Fürſten perſönlich zugegen geweſen: man würde ſogleich geſehen haben, wohin die Majorität ſich neige. Allein noch war doch im Grunde weder die eine noch die andre Partei dazu ernſtlich entſchloſſen. Jedwede ſah zu gut was die Entſcheidung zu bedeuten habe, ſie wünſchte noch erſt, alle ihre Kräfte zu ſammeln, ſich alle mög- liche Unterſtützung zu verſchaffen. In Friedewalt war es gleich rathſam gefunden worden, den Reichstag nach Speier oder nach Worms zu verlegen. Von der andern Seite zögerte der mainziſche Abgeordnete, ohne den kein Schritt geſchehen konnte, da er die Canzlei mit ſich führte, unge- bührlich lange. Kein Fürſt war in Perſon erſchienen: ſelbſt die Commiſſion ward nicht vollzählig: eine große An- zahl von Abgeordneten wurde vermißt. Die erſte vorläufige Verſammlung ward am elften De- zember gehalten. Erzherzog Ferdinand erſuchte die Erſchie- nenen noch einige Zeit Geduld zu haben, bis eine grö- ßere Anzahl angelangt ſey: den guten Willen der Anwe- ſenden werde er dem Kaiſer rühmen. 1 1 Schreiben von Feilitſch an Chf. Johann 24 Dez. Weim. A.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/254>, abgerufen am 12.12.2024.