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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Erstes Capitel.
im Mai machte Franz I einen Versuch, Alibret geradezu
mit den Waffen nach Navarra zurückzuführen: auf die fried-
lichen Erinnerungen der Engländer erklärte er, er könne sich
in seinem Siegeslauf nicht aufhalten lassen. 1 Er nahm
Robert von der Mark, der um eine Verletzung seiner Ge-
richtsbarkeit durch den Canzler von Brabant zu rächen,
im Luxemburgischen zu Gewaltthätigkeiten schritt, öffentlich
in seinen Schutz.

Dagegen schloß nun auch der Kaiser sein Bündniß
mit Papst Leo X, dem die Überlegenheit der Franzosen in
Italien schon jetzt höchst beschwerlich fiel und jeder neue
Fortschritt derselben vollends unerträglich geworden wäre. 2
Der Bund war darauf berechnet, die Rechte des Kaiser-
thums und des Papstthums gemeinschaftlich zu erneuern.
Schon auf die entferntere Zukunft ward darin Bedacht ge-
nommen. Der Kaiser versprach die Ansprüche des Pap-
stes auf Ferrara, der Papst, die Rechte des Reiches gegen
Venedig durchführen zu helfen. 3 Zunächst aber beschloß
man, die Lombardei mit einander zu erobern. Parma und

Pia-
et nunciis turbatos Hispaniae populos. -- Aus diesen und ähnli-
chen Klagen in der Refutatio apologiae dissuasoriae bei Goldast
P. Imp. p. 870 sieht man was den Kaiser außer den directen An-
griffen noch besonders verdroß.
1 Auszüge aus den Depeschen des engl. Gesandten Fitzwilliam in
Paris vom 18 Febr. und 29 Mai bei Raumer: Pariser Briefe I, p. 237.
2 Dieß Motiv, das die Italiener späterhin vergessen hatten,
stellt sich besonders in einer Unterredung Heinrichs VIII mit dem
französischen Gesandten heraus: "fere off extreme subjection." State
papers Henry VIII, I, p.
13.
3 "omnibus viribus suis spiritualibus et temporalibus." Art.
19. Dumont IV, III, 99.

Viertes Buch. Erſtes Capitel.
im Mai machte Franz I einen Verſuch, Alibret geradezu
mit den Waffen nach Navarra zurückzuführen: auf die fried-
lichen Erinnerungen der Engländer erklärte er, er könne ſich
in ſeinem Siegeslauf nicht aufhalten laſſen. 1 Er nahm
Robert von der Mark, der um eine Verletzung ſeiner Ge-
richtsbarkeit durch den Canzler von Brabant zu rächen,
im Luxemburgiſchen zu Gewaltthätigkeiten ſchritt, öffentlich
in ſeinen Schutz.

Dagegen ſchloß nun auch der Kaiſer ſein Bündniß
mit Papſt Leo X, dem die Überlegenheit der Franzoſen in
Italien ſchon jetzt höchſt beſchwerlich fiel und jeder neue
Fortſchritt derſelben vollends unerträglich geworden wäre. 2
Der Bund war darauf berechnet, die Rechte des Kaiſer-
thums und des Papſtthums gemeinſchaftlich zu erneuern.
Schon auf die entferntere Zukunft ward darin Bedacht ge-
nommen. Der Kaiſer verſprach die Anſprüche des Pap-
ſtes auf Ferrara, der Papſt, die Rechte des Reiches gegen
Venedig durchführen zu helfen. 3 Zunächſt aber beſchloß
man, die Lombardei mit einander zu erobern. Parma und

Pia-
et nunciis turbatos Hispaniae populos. — Aus dieſen und aͤhnli-
chen Klagen in der Refutatio apologiae dissuasoriae bei Goldaſt
P. Imp. p. 870 ſieht man was den Kaiſer außer den directen An-
griffen noch beſonders verdroß.
1 Auszuͤge aus den Depeſchen des engl. Geſandten Fitzwilliam in
Paris vom 18 Febr. und 29 Mai bei Raumer: Pariſer Briefe I, p. 237.
2 Dieß Motiv, das die Italiener ſpaͤterhin vergeſſen hatten,
ſtellt ſich beſonders in einer Unterredung Heinrichs VIII mit dem
franzoͤſiſchen Geſandten heraus: „fere off extreme subjection.“ State
papers Henry VIII, I, p.
13.
3 „omnibus viribus suis spiritualibus et temporalibus.“ Art.
19. Dumont IV, III, 99.
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[256/0266] Viertes Buch. Erſtes Capitel. im Mai machte Franz I einen Verſuch, Alibret geradezu mit den Waffen nach Navarra zurückzuführen: auf die fried- lichen Erinnerungen der Engländer erklärte er, er könne ſich in ſeinem Siegeslauf nicht aufhalten laſſen. 1 Er nahm Robert von der Mark, der um eine Verletzung ſeiner Ge- richtsbarkeit durch den Canzler von Brabant zu rächen, im Luxemburgiſchen zu Gewaltthätigkeiten ſchritt, öffentlich in ſeinen Schutz. Dagegen ſchloß nun auch der Kaiſer ſein Bündniß mit Papſt Leo X, dem die Überlegenheit der Franzoſen in Italien ſchon jetzt höchſt beſchwerlich fiel und jeder neue Fortſchritt derſelben vollends unerträglich geworden wäre. 2 Der Bund war darauf berechnet, die Rechte des Kaiſer- thums und des Papſtthums gemeinſchaftlich zu erneuern. Schon auf die entferntere Zukunft ward darin Bedacht ge- nommen. Der Kaiſer verſprach die Anſprüche des Pap- ſtes auf Ferrara, der Papſt, die Rechte des Reiches gegen Venedig durchführen zu helfen. 3 Zunächſt aber beſchloß man, die Lombardei mit einander zu erobern. Parma und Pia- 1 1 Auszuͤge aus den Depeſchen des engl. Geſandten Fitzwilliam in Paris vom 18 Febr. und 29 Mai bei Raumer: Pariſer Briefe I, p. 237. 2 Dieß Motiv, das die Italiener ſpaͤterhin vergeſſen hatten, ſtellt ſich beſonders in einer Unterredung Heinrichs VIII mit dem franzoͤſiſchen Geſandten heraus: „fere off extreme subjection.“ State papers Henry VIII, I, p. 13. 3 „omnibus viribus suis spiritualibus et temporalibus.“ Art. 19. Dumont IV, III, 99. 1 et nunciis turbatos Hispaniae populos. — Aus dieſen und aͤhnli- chen Klagen in der Refutatio apologiae dissuasoriae bei Goldaſt P. Imp. p. 870 ſieht man was den Kaiſer außer den directen An- griffen noch beſonders verdroß.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/266>, abgerufen am 30.11.2024.