Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Schlacht bei Bicocca. letzt begangenen Fehler zu vermeiden. Jedermann war derMeinung, daß es im vorigen Herbst bei Rebecca nur ei- nes entschlossenen Angriffes bedurft hätte, um den Sieg zu erfechten: namentlich die Schweizer waren davon über- zeugt: sie wollten sich die Gelegenheit nicht wieder entgehn lassen, und forderten ihren Feldherrn mit Ungestüm auf, sie an den Feind zu führen. Auch Lautrec war wohl an sich selbst irre geworden. Obwohl er das Vorhaben der Schweizer nicht ganz billigte, so wagte er doch auch nicht ihnen abermals so ernstlich zu widerstehen: er ließ sich von ihnen fortreißen. Am Morgen des 27sten April setzten sich Schweizer und Franzosen gegen Bicocca in Bewegung. Die Kaiserlichen hatten ihr Lager in einem durch Schlacht bei Bicocca. letzt begangenen Fehler zu vermeiden. Jedermann war derMeinung, daß es im vorigen Herbſt bei Rebecca nur ei- nes entſchloſſenen Angriffes bedurft hätte, um den Sieg zu erfechten: namentlich die Schweizer waren davon über- zeugt: ſie wollten ſich die Gelegenheit nicht wieder entgehn laſſen, und forderten ihren Feldherrn mit Ungeſtüm auf, ſie an den Feind zu führen. Auch Lautrec war wohl an ſich ſelbſt irre geworden. Obwohl er das Vorhaben der Schweizer nicht ganz billigte, ſo wagte er doch auch nicht ihnen abermals ſo ernſtlich zu widerſtehen: er ließ ſich von ihnen fortreißen. Am Morgen des 27ſten April ſetzten ſich Schweizer und Franzoſen gegen Bicocca in Bewegung. Die Kaiſerlichen hatten ihr Lager in einem durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0287" n="277"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Schlacht bei Bicocca</hi>.</fw><lb/> letzt begangenen Fehler zu vermeiden. Jedermann war der<lb/> Meinung, daß es im vorigen Herbſt bei Rebecca nur ei-<lb/> nes entſchloſſenen Angriffes bedurft hätte, um den Sieg<lb/> zu erfechten: namentlich die Schweizer waren davon über-<lb/> zeugt: ſie wollten ſich die Gelegenheit nicht wieder entgehn<lb/> laſſen, und forderten ihren Feldherrn mit Ungeſtüm auf,<lb/> ſie an den Feind zu führen. Auch Lautrec war wohl an<lb/> ſich ſelbſt irre geworden. Obwohl er das Vorhaben der<lb/> Schweizer nicht ganz billigte, ſo wagte er doch auch nicht<lb/> ihnen abermals ſo ernſtlich zu widerſtehen: er ließ ſich von<lb/> ihnen fortreißen. Am Morgen des 27ſten April ſetzten ſich<lb/> Schweizer und Franzoſen gegen Bicocca in Bewegung.</p><lb/> <p>Die Kaiſerlichen hatten ihr Lager in einem durch<lb/> Sumpf, Hohlwege, Gräben und Hecken eingeſchloſſenen<lb/> Landgut genommen und ſich hier nach den Regeln der Kunſt<lb/> wie in einer Feſtung verſchanzt, ihr Geſchütz auf hohen<lb/> Bruſtwehren aufgeſtellt. Das Heer beſtand aus jenen deut-<lb/> ſchen Fähnlein, die unter Georg Frundsberg und Rudolf<lb/> Häl die Front einnahmen, aus ſpaniſchen Fußvölkern,<lb/> namentlich Hakenſchützen, die ſeit den frühern Kriegen in<lb/> Italien geblieben, und ſchon unter Gonſalvo di Cordova an<lb/> der Seite der Deutſchen gekämpft hatten, und italieniſchen<lb/> Gibellinen, welche die Macht des Reiches hergeſtellt zu<lb/> ſehen wünſchten, um unter deſſen Schutze ihrer Gegner<lb/> Herr zu werden. Es war ein Heer, das die ſpaniſch-deut-<lb/> ſche, auf der Idee des Reiches beruhende Macht des Kai-<lb/> ſers vollkommen repräſentirte. Franz Sforza, deſſen Heil es<lb/> hier zunächſt galt, beſetzte noch am Morgen mit mailän-<lb/> diſchen Schaaren zu Fuß und zu Pferd eine Brücke, die<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0287]
Schlacht bei Bicocca.
letzt begangenen Fehler zu vermeiden. Jedermann war der
Meinung, daß es im vorigen Herbſt bei Rebecca nur ei-
nes entſchloſſenen Angriffes bedurft hätte, um den Sieg
zu erfechten: namentlich die Schweizer waren davon über-
zeugt: ſie wollten ſich die Gelegenheit nicht wieder entgehn
laſſen, und forderten ihren Feldherrn mit Ungeſtüm auf,
ſie an den Feind zu führen. Auch Lautrec war wohl an
ſich ſelbſt irre geworden. Obwohl er das Vorhaben der
Schweizer nicht ganz billigte, ſo wagte er doch auch nicht
ihnen abermals ſo ernſtlich zu widerſtehen: er ließ ſich von
ihnen fortreißen. Am Morgen des 27ſten April ſetzten ſich
Schweizer und Franzoſen gegen Bicocca in Bewegung.
Die Kaiſerlichen hatten ihr Lager in einem durch
Sumpf, Hohlwege, Gräben und Hecken eingeſchloſſenen
Landgut genommen und ſich hier nach den Regeln der Kunſt
wie in einer Feſtung verſchanzt, ihr Geſchütz auf hohen
Bruſtwehren aufgeſtellt. Das Heer beſtand aus jenen deut-
ſchen Fähnlein, die unter Georg Frundsberg und Rudolf
Häl die Front einnahmen, aus ſpaniſchen Fußvölkern,
namentlich Hakenſchützen, die ſeit den frühern Kriegen in
Italien geblieben, und ſchon unter Gonſalvo di Cordova an
der Seite der Deutſchen gekämpft hatten, und italieniſchen
Gibellinen, welche die Macht des Reiches hergeſtellt zu
ſehen wünſchten, um unter deſſen Schutze ihrer Gegner
Herr zu werden. Es war ein Heer, das die ſpaniſch-deut-
ſche, auf der Idee des Reiches beruhende Macht des Kai-
ſers vollkommen repräſentirte. Franz Sforza, deſſen Heil es
hier zunächſt galt, beſetzte noch am Morgen mit mailän-
diſchen Schaaren zu Fuß und zu Pferd eine Brücke, die
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