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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Erstes Capitel.
gekommen: sie hofften noch immer, den Feind seinem Vor-
theil zum Trotz zu übermannen.

Da hatte indeß auch die französische Reiterei einen
Angriff auf jene Brücke gemacht und war abgeschlagen wor-
den: ihre rückgängige Bewegung wirkte auf die im Hinter-
treffen aufgestellten Mannschaften und zog sie mit sich fort.
Das Geschrei erhob sich: "hinten fliehen sie." Zu der Wir-
kung des Geschützes, der Uneinnehmbarkeit der Verschanzun-
gen und dem hartnäckigen Widerstand des Feindes kam die
Gefahr, verlassen zu werden. So ungestüm die Schweizer
herangestürmt, so gewaltsam erhob sich in ihnen der Ent-
schluß zurückzugehn. Ein paar tausend Todte hatten sie auf
dem Schlachtfeld verloren: übrigens zogen sie in ziemlich
geschlossener Ordnung von dannen.

Die italienische Reiterei, die spanischen Fußvölker bra-
chen nun hinter ihnen her aus den Verschanzungen hervor,
jedoch ohne ihnen vielen Schaden zu thun.

Auch Frundsberg ward aufgefordert, ihnen nachzu-
setzen. Er war aber schon zufrieden, daß man den gewal-
tigen Feind abgeschlagen: er sagte: für heute habe er ge-
nug Ehre eingelegt; er fühlte was dieser Sieg zu bedeuten
hatte und wollte ihn nicht durch die Unordnung des Ver-
folgens gefährden. 1


1 In der Erzählung dieser Schlacht halte ich mich an die äl-
testen einfachsten Quellen: unter den Schweizern Anshelm: unter den
Italienern Galeazzo Capra: unter den Deutschen das historische Lied,
das ich im Anhang mitzutheilen gedenke, und Reisners Historia der
Frundsberge. Es ist mir nicht unbekannt, was namentlich Bullin-
ger gegen einige Züge der letztern eingewendet hat. Die Schweizer
wollten nemlich nicht zugestehn, von den Landsknechten besiegt wor-
den zu seyn: den Liedern, worin diese ihre Thaten rühmten, setzten

Viertes Buch. Erſtes Capitel.
gekommen: ſie hofften noch immer, den Feind ſeinem Vor-
theil zum Trotz zu übermannen.

Da hatte indeß auch die franzöſiſche Reiterei einen
Angriff auf jene Brücke gemacht und war abgeſchlagen wor-
den: ihre rückgängige Bewegung wirkte auf die im Hinter-
treffen aufgeſtellten Mannſchaften und zog ſie mit ſich fort.
Das Geſchrei erhob ſich: „hinten fliehen ſie.“ Zu der Wir-
kung des Geſchützes, der Uneinnehmbarkeit der Verſchanzun-
gen und dem hartnäckigen Widerſtand des Feindes kam die
Gefahr, verlaſſen zu werden. So ungeſtüm die Schweizer
herangeſtürmt, ſo gewaltſam erhob ſich in ihnen der Ent-
ſchluß zurückzugehn. Ein paar tauſend Todte hatten ſie auf
dem Schlachtfeld verloren: übrigens zogen ſie in ziemlich
geſchloſſener Ordnung von dannen.

Die italieniſche Reiterei, die ſpaniſchen Fußvölker bra-
chen nun hinter ihnen her aus den Verſchanzungen hervor,
jedoch ohne ihnen vielen Schaden zu thun.

Auch Frundsberg ward aufgefordert, ihnen nachzu-
ſetzen. Er war aber ſchon zufrieden, daß man den gewal-
tigen Feind abgeſchlagen: er ſagte: für heute habe er ge-
nug Ehre eingelegt; er fühlte was dieſer Sieg zu bedeuten
hatte und wollte ihn nicht durch die Unordnung des Ver-
folgens gefährden. 1


1 In der Erzaͤhlung dieſer Schlacht halte ich mich an die aͤl-
teſten einfachſten Quellen: unter den Schweizern Anshelm: unter den
Italienern Galeazzo Capra: unter den Deutſchen das hiſtoriſche Lied,
das ich im Anhang mitzutheilen gedenke, und Reisners Hiſtoria der
Frundsberge. Es iſt mir nicht unbekannt, was namentlich Bullin-
ger gegen einige Zuͤge der letztern eingewendet hat. Die Schweizer
wollten nemlich nicht zugeſtehn, von den Landsknechten beſiegt wor-
den zu ſeyn: den Liedern, worin dieſe ihre Thaten ruͤhmten, ſetzten
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[280/0290] Viertes Buch. Erſtes Capitel. gekommen: ſie hofften noch immer, den Feind ſeinem Vor- theil zum Trotz zu übermannen. Da hatte indeß auch die franzöſiſche Reiterei einen Angriff auf jene Brücke gemacht und war abgeſchlagen wor- den: ihre rückgängige Bewegung wirkte auf die im Hinter- treffen aufgeſtellten Mannſchaften und zog ſie mit ſich fort. Das Geſchrei erhob ſich: „hinten fliehen ſie.“ Zu der Wir- kung des Geſchützes, der Uneinnehmbarkeit der Verſchanzun- gen und dem hartnäckigen Widerſtand des Feindes kam die Gefahr, verlaſſen zu werden. So ungeſtüm die Schweizer herangeſtürmt, ſo gewaltſam erhob ſich in ihnen der Ent- ſchluß zurückzugehn. Ein paar tauſend Todte hatten ſie auf dem Schlachtfeld verloren: übrigens zogen ſie in ziemlich geſchloſſener Ordnung von dannen. Die italieniſche Reiterei, die ſpaniſchen Fußvölker bra- chen nun hinter ihnen her aus den Verſchanzungen hervor, jedoch ohne ihnen vielen Schaden zu thun. Auch Frundsberg ward aufgefordert, ihnen nachzu- ſetzen. Er war aber ſchon zufrieden, daß man den gewal- tigen Feind abgeſchlagen: er ſagte: für heute habe er ge- nug Ehre eingelegt; er fühlte was dieſer Sieg zu bedeuten hatte und wollte ihn nicht durch die Unordnung des Ver- folgens gefährden. 1 1 In der Erzaͤhlung dieſer Schlacht halte ich mich an die aͤl- teſten einfachſten Quellen: unter den Schweizern Anshelm: unter den Italienern Galeazzo Capra: unter den Deutſchen das hiſtoriſche Lied, das ich im Anhang mitzutheilen gedenke, und Reisners Hiſtoria der Frundsberge. Es iſt mir nicht unbekannt, was namentlich Bullin- ger gegen einige Zuͤge der letztern eingewendet hat. Die Schweizer wollten nemlich nicht zugeſtehn, von den Landsknechten beſiegt wor- den zu ſeyn: den Liedern, worin dieſe ihre Thaten ruͤhmten, ſetzten

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/290>, abgerufen am 28.11.2024.