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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Erstes Capitel.
schmiegen muß, der sonst die Stirn hochgetragen, und Georg
Frundsberg auf des Kaisers Befehl das Heer nach der
Seeküste gegen Genua führt. Gern folgen ihm die Lands-
knechte: die Genuesen fühlen, daß sie der kaiserlichen Krone
nicht widerstehn können, aber die Ankunft französischer Hülfe
unter Peter Navarra bringt sie doch dahin, es zu versu-
chen: hierauf führt man das Geschütz herbei, das die
Knechte freudig bedienen: es kommt zu einem Scharmützel
vor den Mauern: Stürmen und Fechten ist den Deut-
schen eben ein Spiel: sie sind es welche die Stadt erobern:"
keiner fremden Theilnahme, keines ausländischen Anführers
wird dabei gedacht. Gewiß ist es, daß sie großen An-
theil so an dem Sieg wie an der Plünderung hatten. Sie
maaßen das Tuch mit ihren Spießen: sie kleideten sich in
Sammt und Seide: eine Anzahl reicher Familien kaufte
die Plünderung mit Geld ab. Frundsberg war mißver-
gnügt, daß so viele Reichthümer, mit denen das Heer lange
Monate hindurch hätte im Feld können erhalten werden,
demselben so unordentlich in die Hände geriethen: für sich
selbst nahm er aus der Beute vor allem einen schönen
Compaß, gleichsam zum Andenken. So groß der Verlust der
Genuesen auch war, so machten sie doch nicht viel Aufhebens
davon: sie hätten gefürchtet ihren Credit zu erschüttern. 1

So wurden diese alten Reichskammerländer, Genua
und Mailand nach langer Entfremdung wieder herbeigebracht:
ein siegreiches kaiserliches Heer, wie seit Heinrich VI keins
so mächtig gewesen, setzte ergebene Herrscher auf legitimem
Wege daselbst ein.


1 Polydorus Virgilius Hist. Angl. 27, 64.

Viertes Buch. Erſtes Capitel.
ſchmiegen muß, der ſonſt die Stirn hochgetragen, und Georg
Frundsberg auf des Kaiſers Befehl das Heer nach der
Seeküſte gegen Genua führt. Gern folgen ihm die Lands-
knechte: die Genueſen fühlen, daß ſie der kaiſerlichen Krone
nicht widerſtehn können, aber die Ankunft franzöſiſcher Hülfe
unter Peter Navarra bringt ſie doch dahin, es zu verſu-
chen: hierauf führt man das Geſchütz herbei, das die
Knechte freudig bedienen: es kommt zu einem Scharmützel
vor den Mauern: Stürmen und Fechten iſt den Deut-
ſchen eben ein Spiel: ſie ſind es welche die Stadt erobern:“
keiner fremden Theilnahme, keines ausländiſchen Anführers
wird dabei gedacht. Gewiß iſt es, daß ſie großen An-
theil ſo an dem Sieg wie an der Plünderung hatten. Sie
maaßen das Tuch mit ihren Spießen: ſie kleideten ſich in
Sammt und Seide: eine Anzahl reicher Familien kaufte
die Plünderung mit Geld ab. Frundsberg war mißver-
gnügt, daß ſo viele Reichthümer, mit denen das Heer lange
Monate hindurch hätte im Feld können erhalten werden,
demſelben ſo unordentlich in die Hände geriethen: für ſich
ſelbſt nahm er aus der Beute vor allem einen ſchönen
Compaß, gleichſam zum Andenken. So groß der Verluſt der
Genueſen auch war, ſo machten ſie doch nicht viel Aufhebens
davon: ſie hätten gefürchtet ihren Credit zu erſchüttern. 1

So wurden dieſe alten Reichskammerländer, Genua
und Mailand nach langer Entfremdung wieder herbeigebracht:
ein ſiegreiches kaiſerliches Heer, wie ſeit Heinrich VI keins
ſo mächtig geweſen, ſetzte ergebene Herrſcher auf legitimem
Wege daſelbſt ein.


1 Polydorus Virgilius Hist. Angl. 27, 64.
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[282/0292] Viertes Buch. Erſtes Capitel. ſchmiegen muß, der ſonſt die Stirn hochgetragen, und Georg Frundsberg auf des Kaiſers Befehl das Heer nach der Seeküſte gegen Genua führt. Gern folgen ihm die Lands- knechte: die Genueſen fühlen, daß ſie der kaiſerlichen Krone nicht widerſtehn können, aber die Ankunft franzöſiſcher Hülfe unter Peter Navarra bringt ſie doch dahin, es zu verſu- chen: hierauf führt man das Geſchütz herbei, das die Knechte freudig bedienen: es kommt zu einem Scharmützel vor den Mauern: Stürmen und Fechten iſt den Deut- ſchen eben ein Spiel: ſie ſind es welche die Stadt erobern:“ keiner fremden Theilnahme, keines ausländiſchen Anführers wird dabei gedacht. Gewiß iſt es, daß ſie großen An- theil ſo an dem Sieg wie an der Plünderung hatten. Sie maaßen das Tuch mit ihren Spießen: ſie kleideten ſich in Sammt und Seide: eine Anzahl reicher Familien kaufte die Plünderung mit Geld ab. Frundsberg war mißver- gnügt, daß ſo viele Reichthümer, mit denen das Heer lange Monate hindurch hätte im Feld können erhalten werden, demſelben ſo unordentlich in die Hände geriethen: für ſich ſelbſt nahm er aus der Beute vor allem einen ſchönen Compaß, gleichſam zum Andenken. So groß der Verluſt der Genueſen auch war, ſo machten ſie doch nicht viel Aufhebens davon: ſie hätten gefürchtet ihren Credit zu erſchüttern. 1 So wurden dieſe alten Reichskammerländer, Genua und Mailand nach langer Entfremdung wieder herbeigebracht: ein ſiegreiches kaiſerliches Heer, wie ſeit Heinrich VI keins ſo mächtig geweſen, ſetzte ergebene Herrſcher auf legitimem Wege daſelbſt ein. 1 Polydorus Virgilius Hist. Angl. 27, 64.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/292>, abgerufen am 28.11.2024.