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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Belagerung von Pavia.
par Frundsberg, der sich hier zum Hauptmann aufschwang,
daß er ihn selbst bei gutem Muth erhalten habe. Antonio
Leiva war übrigens ganz für Fälle dieser Art gemacht: eben
so klug wie entschlossen: selber voll Aufopferung für die
Sache des Kaisers: er zog seine goldne Kette vom Hals
und ließ Ducaten daraus prägen. So hielt man sich auf
das beste, und schlug alle Stürme ab. Den Deutschen
kamen zuweilen ihre berginännischen Fertigkeiten zu gute; 1
dem König dagegen setzte auch der Fluß unüberwindlichen
Widerstand entgegen: der freilich verwegene Versuch den
Tessin abzuleiten, mißlang ihm vollständig: im Januar 1525
sah er sich darauf beschränkt, die Stadt umschlossen zu hal-
ten und wo möglich auszuhungern. 2 Einige tausend Mann
sonderte er unter dem Herzog von Albanien ab, um eine
Diversion in dem mittlern oder untern Italien zu versuchen.

Indem aber kamen auch schon andre deutsche Schaa-
ren die Berge herab. Bourbon hatte die Juwelen ver-
kauft die er bei seiner Flucht gerettet, war dann selbst nach
Insbruck, nach Augsburg gegangen; von Erzherzog Fer-
dinand unterstützt brachte er jetzt achtzehn Fähnlein Lands-
knechte unter Marx Sittich von Ems herüber: Graf Ni-
colaus von Salm begleitete sie mit 200 Pferden vom Hofge-
sinde. Indessen ließ der Vicekönig in Neapel alles veräußern,

1 Carpesanus schreibt das Sprengen einer Brücke "Germanis,
ingeniosis viris"
zu; -- Tägius rühmt deshalb besonders den Glürns,
der dieselbe "instrumentis ferreis mirabili arte in medio rescindit."
2 Lettera di Pavia 10 Genn. Chr. Ven. MS. Man vernimmt,
"che il re Xmo avea deliberato di non voler piu dar battaglia a
Pavia per non far morir gente, ma volea tener quella assediata
et in simil modo averla."
20*

Belagerung von Pavia.
par Frundsberg, der ſich hier zum Hauptmann aufſchwang,
daß er ihn ſelbſt bei gutem Muth erhalten habe. Antonio
Leiva war übrigens ganz für Fälle dieſer Art gemacht: eben
ſo klug wie entſchloſſen: ſelber voll Aufopferung für die
Sache des Kaiſers: er zog ſeine goldne Kette vom Hals
und ließ Ducaten daraus prägen. So hielt man ſich auf
das beſte, und ſchlug alle Stürme ab. Den Deutſchen
kamen zuweilen ihre berginänniſchen Fertigkeiten zu gute; 1
dem König dagegen ſetzte auch der Fluß unüberwindlichen
Widerſtand entgegen: der freilich verwegene Verſuch den
Teſſin abzuleiten, mißlang ihm vollſtändig: im Januar 1525
ſah er ſich darauf beſchränkt, die Stadt umſchloſſen zu hal-
ten und wo möglich auszuhungern. 2 Einige tauſend Mann
ſonderte er unter dem Herzog von Albanien ab, um eine
Diverſion in dem mittlern oder untern Italien zu verſuchen.

Indem aber kamen auch ſchon andre deutſche Schaa-
ren die Berge herab. Bourbon hatte die Juwelen ver-
kauft die er bei ſeiner Flucht gerettet, war dann ſelbſt nach
Insbruck, nach Augsburg gegangen; von Erzherzog Fer-
dinand unterſtützt brachte er jetzt achtzehn Fähnlein Lands-
knechte unter Marx Sittich von Ems herüber: Graf Ni-
colaus von Salm begleitete ſie mit 200 Pferden vom Hofge-
ſinde. Indeſſen ließ der Vicekönig in Neapel alles veräußern,

1 Carpeſanus ſchreibt das Sprengen einer Bruͤcke „Germanis,
ingeniosis viris“
zu; — Taͤgius ruͤhmt deshalb beſonders den Gluͤrns,
der dieſelbe „instrumentis ferreis mirabili arte in medio rescindit.“
2 Lettera di Pavia 10 Genn. Chr. Ven. MS. Man vernimmt,
„che il re Xmo avea deliberato di non voler piu dar battaglia a
Pavia per non far morir gente, ma volea tener quella assediata
et in simil modo averla.“
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[307/0317] Belagerung von Pavia. par Frundsberg, der ſich hier zum Hauptmann aufſchwang, daß er ihn ſelbſt bei gutem Muth erhalten habe. Antonio Leiva war übrigens ganz für Fälle dieſer Art gemacht: eben ſo klug wie entſchloſſen: ſelber voll Aufopferung für die Sache des Kaiſers: er zog ſeine goldne Kette vom Hals und ließ Ducaten daraus prägen. So hielt man ſich auf das beſte, und ſchlug alle Stürme ab. Den Deutſchen kamen zuweilen ihre berginänniſchen Fertigkeiten zu gute; 1 dem König dagegen ſetzte auch der Fluß unüberwindlichen Widerſtand entgegen: der freilich verwegene Verſuch den Teſſin abzuleiten, mißlang ihm vollſtändig: im Januar 1525 ſah er ſich darauf beſchränkt, die Stadt umſchloſſen zu hal- ten und wo möglich auszuhungern. 2 Einige tauſend Mann ſonderte er unter dem Herzog von Albanien ab, um eine Diverſion in dem mittlern oder untern Italien zu verſuchen. Indem aber kamen auch ſchon andre deutſche Schaa- ren die Berge herab. Bourbon hatte die Juwelen ver- kauft die er bei ſeiner Flucht gerettet, war dann ſelbſt nach Insbruck, nach Augsburg gegangen; von Erzherzog Fer- dinand unterſtützt brachte er jetzt achtzehn Fähnlein Lands- knechte unter Marx Sittich von Ems herüber: Graf Ni- colaus von Salm begleitete ſie mit 200 Pferden vom Hofge- ſinde. Indeſſen ließ der Vicekönig in Neapel alles veräußern, 1 Carpeſanus ſchreibt das Sprengen einer Bruͤcke „Germanis, ingeniosis viris“ zu; — Taͤgius ruͤhmt deshalb beſonders den Gluͤrns, der dieſelbe „instrumentis ferreis mirabili arte in medio rescindit.“ 2 Lettera di Pavia 10 Genn. Chr. Ven. MS. Man vernimmt, „che il re Xmo avea deliberato di non voler piu dar battaglia a Pavia per non far morir gente, ma volea tener quella assediata et in simil modo averla.“ 20*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/317>, abgerufen am 27.11.2024.