Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Angriff Solimans. nig von Ungern ein Verbündeter des Kaisers. Am 23stenApril 1526 erhob sich Soliman, nachdem er die Gräber seiner Vorfahren und der alten moslimischen Märtyrer be- sucht, mit seinem gewaltigen Heere aus Constantinopel; -- es mochte 100000 M. betragen, unaufhörlich zogen ihm Verstärkungen zu. Er wußte die Mannschaften in der streng- sten Unterordnung zu halten. Sein Tagebuch bemerkt, er habe Leute köpfen lassen, weil sie Pferde der Unterthanen weggetrieben, oder weil sie die Saaten eines Dorfes zu Grund gerichtet hatten. 1 Er selber glänzte in seiner Ju- gend durch alle die Eigenschaften der Thatkraft und Er- oberungslust, welche seine Vorfahren groß gemacht hatten. Und wie wären nun die Ungern in dem Zustand worin Ibrahim-pascha belagerte schon Peterwardein, ehe die Ibrahim hatte Peterwardein erobert und seinen Sultan 1 In Hammers Geschichte der Osmanen Bd III, p. 639. 2 Broderithus Descriptio cladis Mohaczianae in appendice
Bonfinii ed. Sambucus p. 558. Vgl. Turnschwamb p. 204. Angriff Solimans. nig von Ungern ein Verbündeter des Kaiſers. Am 23ſtenApril 1526 erhob ſich Soliman, nachdem er die Gräber ſeiner Vorfahren und der alten moslimiſchen Märtyrer be- ſucht, mit ſeinem gewaltigen Heere aus Conſtantinopel; — es mochte 100000 M. betragen, unaufhörlich zogen ihm Verſtärkungen zu. Er wußte die Mannſchaften in der ſtreng- ſten Unterordnung zu halten. Sein Tagebuch bemerkt, er habe Leute köpfen laſſen, weil ſie Pferde der Unterthanen weggetrieben, oder weil ſie die Saaten eines Dorfes zu Grund gerichtet hatten. 1 Er ſelber glänzte in ſeiner Ju- gend durch alle die Eigenſchaften der Thatkraft und Er- oberungsluſt, welche ſeine Vorfahren groß gemacht hatten. Und wie wären nun die Ungern in dem Zuſtand worin Ibrahim-paſcha belagerte ſchon Peterwardein, ehe die Ibrahim hatte Peterwardein erobert und ſeinen Sultan 1 In Hammers Geſchichte der Osmanen Bd III, p. 639. 2 Broderithus Descriptio cladis Mohaczianae in appendice
Bonfinii ed. Sambucus p. 558. Vgl. Turnſchwamb p. 204. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0419" n="409"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Angriff Solimans</hi>.</fw><lb/> nig von Ungern ein Verbündeter des Kaiſers. Am 23ſten<lb/> April 1526 erhob ſich Soliman, nachdem er die Gräber<lb/> ſeiner Vorfahren und der alten moslimiſchen Märtyrer be-<lb/> ſucht, mit ſeinem gewaltigen Heere aus Conſtantinopel; —<lb/> es mochte 100000 M. betragen, unaufhörlich zogen ihm<lb/> Verſtärkungen zu. Er wußte die Mannſchaften in der ſtreng-<lb/> ſten Unterordnung zu halten. Sein Tagebuch bemerkt, er<lb/> habe Leute köpfen laſſen, weil ſie Pferde der Unterthanen<lb/> weggetrieben, oder weil ſie die Saaten eines Dorfes zu<lb/> Grund gerichtet hatten. <note place="foot" n="1">In Hammers Geſchichte der Osmanen Bd <hi rendition="#aq">III, p.</hi> 639.</note> Er ſelber glänzte in ſeiner Ju-<lb/> gend durch alle die Eigenſchaften der Thatkraft und Er-<lb/> oberungsluſt, welche ſeine Vorfahren groß gemacht hatten.</p><lb/> <p>Und wie wären nun die Ungern in dem Zuſtand worin<lb/> ſie ſich befanden fähig geweſen, einem ſolchen Angriff Wi-<lb/> derſtand zu leiſten.</p><lb/> <p>Ibrahim-paſcha belagerte ſchon Peterwardein, ehe die<lb/> Ungern noch die mindeſte Anſtalt getroffen. Vorlängſt wa-<lb/> ren die Mannſchaften einberufen, aber Niemand war er-<lb/> ſchienen. Man hatte Contributionen ausgeſchrieben: es<lb/> war ſo gut wie nichts eingegangen. Nur mit Mühe hatte<lb/> man 50000 G. auf die Neuſohler Bergwerke von Anton<lb/> Fugger aufgebracht. Mit einem Gefolge von nicht mehr<lb/> als 3000 M. gieng der junge König am 24ſten Juli ins<lb/> Feld. <note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">Broderithus Descriptio cladis Mohaczianae in appendice<lb/> Bonfinii ed. Sambucus p.</hi> 558. Vgl. Turnſchwamb <hi rendition="#aq">p.</hi> 204.</note></p><lb/> <p>Ibrahim hatte Peterwardein erobert und ſeinen Sultan<lb/> mit dem Geſchenk von fünfhundert abgeſchnittenen Köpfen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [409/0419]
Angriff Solimans.
nig von Ungern ein Verbündeter des Kaiſers. Am 23ſten
April 1526 erhob ſich Soliman, nachdem er die Gräber
ſeiner Vorfahren und der alten moslimiſchen Märtyrer be-
ſucht, mit ſeinem gewaltigen Heere aus Conſtantinopel; —
es mochte 100000 M. betragen, unaufhörlich zogen ihm
Verſtärkungen zu. Er wußte die Mannſchaften in der ſtreng-
ſten Unterordnung zu halten. Sein Tagebuch bemerkt, er
habe Leute köpfen laſſen, weil ſie Pferde der Unterthanen
weggetrieben, oder weil ſie die Saaten eines Dorfes zu
Grund gerichtet hatten. 1 Er ſelber glänzte in ſeiner Ju-
gend durch alle die Eigenſchaften der Thatkraft und Er-
oberungsluſt, welche ſeine Vorfahren groß gemacht hatten.
Und wie wären nun die Ungern in dem Zuſtand worin
ſie ſich befanden fähig geweſen, einem ſolchen Angriff Wi-
derſtand zu leiſten.
Ibrahim-paſcha belagerte ſchon Peterwardein, ehe die
Ungern noch die mindeſte Anſtalt getroffen. Vorlängſt wa-
ren die Mannſchaften einberufen, aber Niemand war er-
ſchienen. Man hatte Contributionen ausgeſchrieben: es
war ſo gut wie nichts eingegangen. Nur mit Mühe hatte
man 50000 G. auf die Neuſohler Bergwerke von Anton
Fugger aufgebracht. Mit einem Gefolge von nicht mehr
als 3000 M. gieng der junge König am 24ſten Juli ins
Feld. 2
Ibrahim hatte Peterwardein erobert und ſeinen Sultan
mit dem Geſchenk von fünfhundert abgeſchnittenen Köpfen
1 In Hammers Geſchichte der Osmanen Bd III, p. 639.
2 Broderithus Descriptio cladis Mohaczianae in appendice
Bonfinii ed. Sambucus p. 558. Vgl. Turnſchwamb p. 204.
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