Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Viertes Buch. Fünftes Capitel. Luther selbst hatte wohl früher dahin gewirkt. Im den 1 L. de instituendis ministris ecclesiae ad clarissimum se- natum Pragensem. Opp. Jen. II, p. 554: Convocatis et convenien- tibus libere quorum corda deus tetigerit, ut vobiscum unum sen- tiant et sapiant, procedatis in nomine domini et eligite quem et quos volueritis, qui digni et idonei visi fuerint, tum impositis super eos manibus illorum qui potiores inter vos fuerint, con- firmetis et commendetis eos populo et ecclesiae seu universitati sintque hoc ipso vestri episcopi ministri seu pastores. Amen. 2 Dorfmaister und Gemaind zu Wendelstanis Fürhalten den
Amptleuten zu Schwobach iren newangeenden Pfarrherrn gethan Viertes Buch. Fuͤnftes Capitel. Luther ſelbſt hatte wohl früher dahin gewirkt. Im den 1 L. de instituendis ministris ecclesiae ad clarissimum se- natum Pragensem. Opp. Jen. II, p. 554: Convocatis et convenien- tibus libere quorum corda deus tetigerit, ut vobiscum unum sen- tiant et sapiant, procedatis in nomine domini et eligite quem et quos volueritis, qui digni et idonei visi fuerint, tum impositis super eos manibus illorum qui potiores inter vos fuerint, con- firmetis et commendetis eos populo et ecclesiae seu universitati sintque hoc ipso vestri episcopi ministri seu pastores. Amen. 2 Dorfmaiſter und Gemaind zu Wendelſtanis Fuͤrhalten den
Amptleuten zu Schwobach iren newangeenden Pfarrherrn gethan <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0442" n="432"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Buch. Fuͤnftes Capitel</hi>.</fw><lb/> <p>Luther ſelbſt hatte wohl früher dahin gewirkt. Im<lb/> Jahr 1523 hatte er den Böhmen, welche in eine uner-<lb/> trägliche Verwirrung geriethen, weil ſie an der Nothwen-<lb/> digkeit der biſchöflichen Ordination feſthielten, den Rath<lb/> gegeben, ihre Pfarrer und Biſchöfe ohne Bedenken ſelbſt<lb/> zu wählen. „Mit Gebet möchten ſie ſich vorbereiten,“<lb/> ſagte er ihnen, „dann in Gottes Namen zuſammentreten<lb/> und zur Wahl ſchreiten. Die Angeſehenſten unter ihnen<lb/> möchten dem Erwählten getroſt die Hände auflegen; ſey<lb/> das in mehreren Gemeinden geſchehen, ſo ſtehe dann den<lb/> Pfarrern das Recht zu, ſich einen Obern zu wählen, der<lb/> ſie beſuche wie Petrus die erſten Chriſten-gemeinden.“ <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">L. de instituendis ministris ecclesiae ad clarissimum se-<lb/> natum Pragensem. Opp. Jen. II, p. 554: Convocatis et convenien-<lb/> tibus libere quorum corda deus tetigerit, ut vobiscum unum sen-<lb/> tiant et sapiant, procedatis in nomine domini et eligite quem et<lb/> quos volueritis, qui digni et idonei visi fuerint, tum impositis<lb/> super eos manibus illorum qui potiores inter vos fuerint, con-<lb/> firmetis et commendetis eos populo et ecclesiae seu universitati<lb/> sintque hoc ipso vestri episcopi ministri seu pastores. Amen.</hi></note><lb/> Ideen dieſer Art waren in jenen Jahren wie in der<lb/> Schweiz ſo in Deutſchland ſehr populär und verbreitet.<lb/> Es findet ſich eine Gemeinde, die ſo unbedeutend ſie übri-<lb/> gens auch iſt, doch ihrem neu eintretenden Pfarrer erklärt,<lb/> er ſey nicht ihr Herr, ſondern ihr Knecht und Diener, ihm<lb/> vor allen Dingen verbietet, ſich gegen irgend einen Pfarrver-<lb/> wandten an den bisherigen Biſchof zu wenden, und ihn mit<lb/> Abſetzung bedroht, wofern er nicht bei dem einigen ewigen<lb/> Worte Gottes bleibe. <note xml:id="seg2pn_42_1" next="#seg2pn_42_2" place="foot" n="2">Dorfmaiſter und Gemaind zu Wendelſtanis Fuͤrhalten den<lb/> Amptleuten zu Schwobach iren newangeenden Pfarrherrn gethan</note> In ſich ſelbſt ſehen die Gemeinen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [432/0442]
Viertes Buch. Fuͤnftes Capitel.
Luther ſelbſt hatte wohl früher dahin gewirkt. Im
Jahr 1523 hatte er den Böhmen, welche in eine uner-
trägliche Verwirrung geriethen, weil ſie an der Nothwen-
digkeit der biſchöflichen Ordination feſthielten, den Rath
gegeben, ihre Pfarrer und Biſchöfe ohne Bedenken ſelbſt
zu wählen. „Mit Gebet möchten ſie ſich vorbereiten,“
ſagte er ihnen, „dann in Gottes Namen zuſammentreten
und zur Wahl ſchreiten. Die Angeſehenſten unter ihnen
möchten dem Erwählten getroſt die Hände auflegen; ſey
das in mehreren Gemeinden geſchehen, ſo ſtehe dann den
Pfarrern das Recht zu, ſich einen Obern zu wählen, der
ſie beſuche wie Petrus die erſten Chriſten-gemeinden.“ 1
Ideen dieſer Art waren in jenen Jahren wie in der
Schweiz ſo in Deutſchland ſehr populär und verbreitet.
Es findet ſich eine Gemeinde, die ſo unbedeutend ſie übri-
gens auch iſt, doch ihrem neu eintretenden Pfarrer erklärt,
er ſey nicht ihr Herr, ſondern ihr Knecht und Diener, ihm
vor allen Dingen verbietet, ſich gegen irgend einen Pfarrver-
wandten an den bisherigen Biſchof zu wenden, und ihn mit
Abſetzung bedroht, wofern er nicht bei dem einigen ewigen
Worte Gottes bleibe. 2 In ſich ſelbſt ſehen die Gemeinen
den
1 L. de instituendis ministris ecclesiae ad clarissimum se-
natum Pragensem. Opp. Jen. II, p. 554: Convocatis et convenien-
tibus libere quorum corda deus tetigerit, ut vobiscum unum sen-
tiant et sapiant, procedatis in nomine domini et eligite quem et
quos volueritis, qui digni et idonei visi fuerint, tum impositis
super eos manibus illorum qui potiores inter vos fuerint, con-
firmetis et commendetis eos populo et ecclesiae seu universitati
sintque hoc ipso vestri episcopi ministri seu pastores. Amen.
2 Dorfmaiſter und Gemaind zu Wendelſtanis Fuͤrhalten den
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