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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Schlußbemerkung.
tor Heß ließ in Breslau das Evangelium slawisch verkündi-
gen: Luthers Schüler predigten es in Dänemark und Schwe-
den: einer der ersten Inscribirten in Marburg ist der Gründer
der schottischen Kirche: im Corpus Christ College zu Oxfort
bildete sich 1527 ein Verein Lutherisch-gesinnter, der als ein
Seminar der neuen Meinungen angesehen werden kann. 1 In-
dessen gieng seit 1528 von Bern eine unmittelbare Wirkung
auf Genf und die romanische Welt aus. In Italien wan-
derte die Lehre durch die alten literarischen Verbindungen
ein, in Spanien ward sie sehr früh von den Franciscanern
ergriffen, in Frankreich fand sie an der Königin von Navarra
eine mächtige Beschützerin. Luther, der von keinem Ehrgeiz
wußte, nicht einmal eigentlichen Bekehrungseifer hatte, 2
alles von der stillen eingebornen Macht der Überzeugung
erwartete, bemerkte doch, daß das Evangelium das er wie-
derhergestellt auch einst eine Kirchengeschichte haben werde.
Jezuweilen erhob er sich zu noch höhern Hofnungen. "Es
wird die Cedern des Libanon zu sich bringen" sagt er. Er
wendet den Spruch bei Jesaias darauf an: 3 "Ich spreche
zum Mittag, gieb her meine Töchter, und zum Abend,
wehre mirs nicht."



1 Fiddes: Wolsey p. 416.
2 Vgl. s. Schreiben an die Erfurter bei de W. III, 227. "Wer
uns nicht hören will, von dem sind wir leicht und bald geschieden."
3 Eine schöne herrliche und tröstliche Vorrede D. M. L. auf das
Büchlin der gottseligen Fürstin F. Ursulen Herzogin zu Münsterberg:
Altenb. IV, 416.

Schlußbemerkung.
tor Heß ließ in Breslau das Evangelium ſlawiſch verkündi-
gen: Luthers Schüler predigten es in Dänemark und Schwe-
den: einer der erſten Inſcribirten in Marburg iſt der Gründer
der ſchottiſchen Kirche: im Corpus Chriſt College zu Oxfort
bildete ſich 1527 ein Verein Lutheriſch-geſinnter, der als ein
Seminar der neuen Meinungen angeſehen werden kann. 1 In-
deſſen gieng ſeit 1528 von Bern eine unmittelbare Wirkung
auf Genf und die romaniſche Welt aus. In Italien wan-
derte die Lehre durch die alten literariſchen Verbindungen
ein, in Spanien ward ſie ſehr früh von den Franciscanern
ergriffen, in Frankreich fand ſie an der Königin von Navarra
eine mächtige Beſchützerin. Luther, der von keinem Ehrgeiz
wußte, nicht einmal eigentlichen Bekehrungseifer hatte, 2
alles von der ſtillen eingebornen Macht der Überzeugung
erwartete, bemerkte doch, daß das Evangelium das er wie-
derhergeſtellt auch einſt eine Kirchengeſchichte haben werde.
Jezuweilen erhob er ſich zu noch höhern Hofnungen. „Es
wird die Cedern des Libanon zu ſich bringen“ ſagt er. Er
wendet den Spruch bei Jeſaias darauf an: 3 „Ich ſpreche
zum Mittag, gieb her meine Töchter, und zum Abend,
wehre mirs nicht.“



1 Fiddes: Wolsey p. 416.
2 Vgl. ſ. Schreiben an die Erfurter bei de W. III, 227. „Wer
uns nicht hoͤren will, von dem ſind wir leicht und bald geſchieden.“
3 Eine ſchoͤne herrliche und troͤſtliche Vorrede D. M. L. auf das
Buͤchlin der gottſeligen Fuͤrſtin F. Urſulen Herzogin zu Muͤnſterberg:
Altenb. IV, 416.
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[483/0493] Schlußbemerkung. tor Heß ließ in Breslau das Evangelium ſlawiſch verkündi- gen: Luthers Schüler predigten es in Dänemark und Schwe- den: einer der erſten Inſcribirten in Marburg iſt der Gründer der ſchottiſchen Kirche: im Corpus Chriſt College zu Oxfort bildete ſich 1527 ein Verein Lutheriſch-geſinnter, der als ein Seminar der neuen Meinungen angeſehen werden kann. 1 In- deſſen gieng ſeit 1528 von Bern eine unmittelbare Wirkung auf Genf und die romaniſche Welt aus. In Italien wan- derte die Lehre durch die alten literariſchen Verbindungen ein, in Spanien ward ſie ſehr früh von den Franciscanern ergriffen, in Frankreich fand ſie an der Königin von Navarra eine mächtige Beſchützerin. Luther, der von keinem Ehrgeiz wußte, nicht einmal eigentlichen Bekehrungseifer hatte, 2 alles von der ſtillen eingebornen Macht der Überzeugung erwartete, bemerkte doch, daß das Evangelium das er wie- derhergeſtellt auch einſt eine Kirchengeſchichte haben werde. Jezuweilen erhob er ſich zu noch höhern Hofnungen. „Es wird die Cedern des Libanon zu ſich bringen“ ſagt er. Er wendet den Spruch bei Jeſaias darauf an: 3 „Ich ſpreche zum Mittag, gieb her meine Töchter, und zum Abend, wehre mirs nicht.“ 1 Fiddes: Wolsey p. 416. 2 Vgl. ſ. Schreiben an die Erfurter bei de W. III, 227. „Wer uns nicht hoͤren will, von dem ſind wir leicht und bald geſchieden.“ 3 Eine ſchoͤne herrliche und troͤſtliche Vorrede D. M. L. auf das Buͤchlin der gottſeligen Fuͤrſtin F. Urſulen Herzogin zu Muͤnſterberg: Altenb. IV, 416.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/493>, abgerufen am 04.12.2024.