Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Drittes Buch. Zweites Capitel. in dem Concilium nicht gedacht. 1 Es kam hiebei oft übereinen einzelnen Ausdruck zu heftigem Wortwechsel. Bei dem Artikel über die Verpflichtungen z. B. wollten die Geistlichen das Wort evangelisch nicht aufnehmen. Hierüber fielen von der weltlichen Seite so anzügliche Reden, daß der Churfürst von Mainz die Sitzung verließ und nach seiner Behausung ritt. Die Majorität entschied jedoch zuletzt für ihn, für die Weglassung des Wortes. Was nun aber hiedurch im Einzelnen auch geändert 1 In dem Entwurf heißt es: "Ist von Ppl. Heiligkeit -- -- woll angezeigt daß solches von wegen der Sund beschee und daß die Sund des Volks von den Sunden der Priester und Prälaten herfließen, und daß darum dieselben zuförderst und am ersten als die endlich Ursach solcher Krankheit von der Wurzel geheilt gestraft und abgewendet werden soll." Diese Stelle fehlt in der Antwort welche dem päpstlichen Nuntius wirklich gegeben. Vgl. den Abdruck bei Walch XV, p. 2551, nr. 8. 2 Es geschah dieß in der dem Nuntius übergebenen Antwort
in folgenden Ausdrücken: Majori namque populi parti jam pridem persuasum est -- -- nationi Germanicae a curia Romana per certos abusus multa et magna gravamina et incommoda illata esse: ob id, si pro executione apostolicae sedis sententiae vel impe- ratoriae majestatis edicti quippiam acerbius attemptatum esset, mox popularis multitudo sibi hanc opinionem animo concepisset ac si talia facerent pro evertenda evangca veritate et sustinendis manutenendisque malis abusibus, unde nihil aliud quam gravis- simi tumultus populares intestinaque bella speranda essent. (Fr. A.) Drittes Buch. Zweites Capitel. in dem Concilium nicht gedacht. 1 Es kam hiebei oft übereinen einzelnen Ausdruck zu heftigem Wortwechſel. Bei dem Artikel über die Verpflichtungen z. B. wollten die Geiſtlichen das Wort evangeliſch nicht aufnehmen. Hierüber fielen von der weltlichen Seite ſo anzügliche Reden, daß der Churfürſt von Mainz die Sitzung verließ und nach ſeiner Behauſung ritt. Die Majorität entſchied jedoch zuletzt für ihn, für die Weglaſſung des Wortes. Was nun aber hiedurch im Einzelnen auch geändert 1 In dem Entwurf heißt es: „Iſt von Ppl. Heiligkeit — — woll angezeigt daß ſolches von wegen der Sund beſchee und daß die Sund des Volks von den Sunden der Prieſter und Praͤlaten herfließen, und daß darum dieſelben zufoͤrderſt und am erſten als die endlich Urſach ſolcher Krankheit von der Wurzel geheilt geſtraft und abgewendet werden ſoll.“ Dieſe Stelle fehlt in der Antwort welche dem paͤpſtlichen Nuntius wirklich gegeben. Vgl. den Abdruck bei Walch XV, p. 2551, nr. 8. 2 Es geſchah dieß in der dem Nuntius uͤbergebenen Antwort
in folgenden Ausdruͤcken: Majori namque populi parti jam pridem persuasum est — — nationi Germanicae a curia Romana per certos abusus multa et magna gravamina et incommoda illata esse: ob id, si pro executione apostolicae sedis sententiae vel impe- ratoriae majestatis edicti quippiam acerbius attemptatum esset, mox popularis multitudo sibi hanc opinionem animo concepisset ac si talia facerent pro evertenda evangca veritate et sustinendis manutenendisque malis abusibus, unde nihil aliud quam gravis- simi tumultus populares intestinaque bella speranda essent. (Fr. A.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0070" n="60"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Drittes Buch. Zweites Capitel</hi>.</fw><lb/> in dem Concilium nicht gedacht. <note place="foot" n="1">In dem Entwurf heißt es: „Iſt von Ppl. Heiligkeit — —<lb/> woll angezeigt daß ſolches von wegen der Sund beſchee und daß<lb/> die Sund des Volks von den Sunden der Prieſter und Praͤlaten<lb/> herfließen, und daß darum dieſelben zufoͤrderſt und am erſten als die<lb/> endlich Urſach ſolcher Krankheit von der Wurzel geheilt geſtraft und<lb/> abgewendet werden ſoll.“ Dieſe Stelle fehlt in der Antwort welche<lb/> dem paͤpſtlichen Nuntius wirklich gegeben. Vgl. den Abdruck bei<lb/> Walch <hi rendition="#aq">XV, p.</hi> 2551, <hi rendition="#aq">nr.</hi> 8.</note> Es kam hiebei oft über<lb/> einen einzelnen Ausdruck zu heftigem Wortwechſel. Bei dem<lb/> Artikel über die Verpflichtungen z. B. wollten die Geiſtlichen<lb/> das Wort evangeliſch nicht aufnehmen. Hierüber fielen von<lb/> der weltlichen Seite ſo anzügliche Reden, daß der Churfürſt<lb/> von Mainz die Sitzung verließ und nach ſeiner Behauſung<lb/> ritt. Die Majorität entſchied jedoch zuletzt für ihn, für die<lb/> Weglaſſung des Wortes.</p><lb/> <p>Was nun aber hiedurch im Einzelnen auch geändert<lb/> werden mochte, ſo blieb doch die Hauptſache ſtehen: die<lb/> Ausführung des Wormſer Edictes ward abgelehnt; <note place="foot" n="2">Es geſchah dieß in der dem Nuntius uͤbergebenen Antwort<lb/> in folgenden Ausdruͤcken: <hi rendition="#aq">Majori namque populi parti jam pridem<lb/> persuasum est — — nationi Germanicae a curia Romana per<lb/> certos abusus multa et magna gravamina et incommoda illata esse:<lb/> ob id, si pro executione apostolicae sedis sententiae vel impe-<lb/> ratoriae majestatis edicti quippiam acerbius attemptatum esset,<lb/> mox popularis multitudo sibi hanc opinionem animo concepisset<lb/> ac si talia facerent pro evertenda evang<hi rendition="#sup">ca</hi> veritate et sustinendis<lb/> manutenendisque malis abusibus, unde nihil aliud quam gravis-<lb/> simi tumultus populares intestinaque bella speranda essent.</hi> (Fr. A.)</note> es<lb/> ward ein Concilium gefordert, wo möglich binnen eines<lb/> Jahres zu beginnen, in einer deutſchen Stadt, unter Mit-<lb/> wirkung des Kaiſers; ſogar auf die Veränderung der For-<lb/> men einer ſolchen Verſammlung ward Bezug genommen;<lb/> die Theilnahme weltlicher Stände ward ſtillſchweigend vor-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0070]
Drittes Buch. Zweites Capitel.
in dem Concilium nicht gedacht. 1 Es kam hiebei oft über
einen einzelnen Ausdruck zu heftigem Wortwechſel. Bei dem
Artikel über die Verpflichtungen z. B. wollten die Geiſtlichen
das Wort evangeliſch nicht aufnehmen. Hierüber fielen von
der weltlichen Seite ſo anzügliche Reden, daß der Churfürſt
von Mainz die Sitzung verließ und nach ſeiner Behauſung
ritt. Die Majorität entſchied jedoch zuletzt für ihn, für die
Weglaſſung des Wortes.
Was nun aber hiedurch im Einzelnen auch geändert
werden mochte, ſo blieb doch die Hauptſache ſtehen: die
Ausführung des Wormſer Edictes ward abgelehnt; 2 es
ward ein Concilium gefordert, wo möglich binnen eines
Jahres zu beginnen, in einer deutſchen Stadt, unter Mit-
wirkung des Kaiſers; ſogar auf die Veränderung der For-
men einer ſolchen Verſammlung ward Bezug genommen;
die Theilnahme weltlicher Stände ward ſtillſchweigend vor-
1 In dem Entwurf heißt es: „Iſt von Ppl. Heiligkeit — —
woll angezeigt daß ſolches von wegen der Sund beſchee und daß
die Sund des Volks von den Sunden der Prieſter und Praͤlaten
herfließen, und daß darum dieſelben zufoͤrderſt und am erſten als die
endlich Urſach ſolcher Krankheit von der Wurzel geheilt geſtraft und
abgewendet werden ſoll.“ Dieſe Stelle fehlt in der Antwort welche
dem paͤpſtlichen Nuntius wirklich gegeben. Vgl. den Abdruck bei
Walch XV, p. 2551, nr. 8.
2 Es geſchah dieß in der dem Nuntius uͤbergebenen Antwort
in folgenden Ausdruͤcken: Majori namque populi parti jam pridem
persuasum est — — nationi Germanicae a curia Romana per
certos abusus multa et magna gravamina et incommoda illata esse:
ob id, si pro executione apostolicae sedis sententiae vel impe-
ratoriae majestatis edicti quippiam acerbius attemptatum esset,
mox popularis multitudo sibi hanc opinionem animo concepisset
ac si talia facerent pro evertenda evangca veritate et sustinendis
manutenendisque malis abusibus, unde nihil aliud quam gravis-
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