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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Spanischer Katholicismus.
brixa verdient es z. B., neben Erasmus und Reuchlin ge-
nannt zu werden. Auch er widmete seinen Fleiß den hei-
ligen Urkunden, und gab ein Werk unter dem Titel heraus:
Dreimal funfzig besser erklärte Stellen der heiligen Schrift. 1
Allein jene Inquisition der Dominikaner, die in Deutsch-
land nicht durchdringen konnte, herrschte in Spanien un-
bedingt. Der Großinquisitor, Bischof von Palencia, Diego
Deza, nahm dem gelehrten Autor den größten Theil seines
Buches weg, und verhehlte nicht, daß er denselben damit
von allem weiterem Schreiben über diesen Gegenstand ab-
zuhalten gedenke. Dieser Bischof, behauptet man, hätte lie-
ber die Ursprache der heiligen Schrift selber ausgerottet.
Deza's Nachfolger, Ximenes, war wie man weiß mit nich-
ten so beschränkt; er hatte Sinn für das Originale, dessen
durch keine Uebertragung zu ersetzende innere Kraft, und
ging selbst an die Herausgabe des Grundtextes in seiner
Polyglotte. Allein der Vulgata, der angenommenen Ueber-
setzung der lateinischen Kirche, maß doch auch er einen höchst
übertriebenen Werth bei. Er vergleicht den griechischen und
den hebräischen Text, in deren Mitte er den lateinischen ab-
drucken ließ, mit den beiden Schächern zur Rechten und
Linken des Heilands; 3 es ist nicht in Abrede zu stellen,
2

1 Quinquagenae tres locorum sacrae scripturae non vulga-
riter enarratorum.
3 Prologus ad lectorem. Medium autem inter has (den hebräi-
schen und den griechischen Text) latinam beati Hieronymi translationem
2 Bonus ille praesul in tota quaestione sua nihil magis la-
borabat, quam ut duarum linguarum, ex quibus religio nostra pen-
det, neque ullum vestigium relinqueretur, per quod ad dignoscen-
dam in rebus dubiis certitudinem pervenire possemus. (Apolo-
gia pro se ipso. N. Antonii Bibl. Hisp. Nova I, p. 138.)

Spaniſcher Katholicismus.
brixa verdient es z. B., neben Erasmus und Reuchlin ge-
nannt zu werden. Auch er widmete ſeinen Fleiß den hei-
ligen Urkunden, und gab ein Werk unter dem Titel heraus:
Dreimal funfzig beſſer erklärte Stellen der heiligen Schrift. 1
Allein jene Inquiſition der Dominikaner, die in Deutſch-
land nicht durchdringen konnte, herrſchte in Spanien un-
bedingt. Der Großinquiſitor, Biſchof von Palencia, Diego
Deza, nahm dem gelehrten Autor den größten Theil ſeines
Buches weg, und verhehlte nicht, daß er denſelben damit
von allem weiterem Schreiben über dieſen Gegenſtand ab-
zuhalten gedenke. Dieſer Biſchof, behauptet man, hätte lie-
ber die Urſprache der heiligen Schrift ſelber ausgerottet.
Deza’s Nachfolger, Ximenes, war wie man weiß mit nich-
ten ſo beſchränkt; er hatte Sinn für das Originale, deſſen
durch keine Uebertragung zu erſetzende innere Kraft, und
ging ſelbſt an die Herausgabe des Grundtextes in ſeiner
Polyglotte. Allein der Vulgata, der angenommenen Ueber-
ſetzung der lateiniſchen Kirche, maß doch auch er einen höchſt
übertriebenen Werth bei. Er vergleicht den griechiſchen und
den hebräiſchen Text, in deren Mitte er den lateiniſchen ab-
drucken ließ, mit den beiden Schächern zur Rechten und
Linken des Heilands; 3 es iſt nicht in Abrede zu ſtellen,
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1 Quinquagenae tres locorum sacrae scripturae non vulga-
riter enarratorum.
3 Prologus ad lectorem. Medium autem inter has (den hebraͤi-
ſchen und den griechiſchen Text) latinam beati Hieronymi translationem
2 Bonus ille praesul in tota quaestione sua nihil magis la-
borabat, quam ut duarum linguarum, ex quibus religio nostra pen-
det, neque ullum vestigium relinqueretur, per quod ad dignoscen-
dam in rebus dubiis certitudinem pervenire possemus. (Apolo-
gia pro se ipso. N. Antonii Bibl. Hisp. Nova I, p. 138.)
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[111/0127] Spaniſcher Katholicismus. brixa verdient es z. B., neben Erasmus und Reuchlin ge- nannt zu werden. Auch er widmete ſeinen Fleiß den hei- ligen Urkunden, und gab ein Werk unter dem Titel heraus: Dreimal funfzig beſſer erklärte Stellen der heiligen Schrift. 1 Allein jene Inquiſition der Dominikaner, die in Deutſch- land nicht durchdringen konnte, herrſchte in Spanien un- bedingt. Der Großinquiſitor, Biſchof von Palencia, Diego Deza, nahm dem gelehrten Autor den größten Theil ſeines Buches weg, und verhehlte nicht, daß er denſelben damit von allem weiterem Schreiben über dieſen Gegenſtand ab- zuhalten gedenke. Dieſer Biſchof, behauptet man, hätte lie- ber die Urſprache der heiligen Schrift ſelber ausgerottet. Deza’s Nachfolger, Ximenes, war wie man weiß mit nich- ten ſo beſchränkt; er hatte Sinn für das Originale, deſſen durch keine Uebertragung zu erſetzende innere Kraft, und ging ſelbſt an die Herausgabe des Grundtextes in ſeiner Polyglotte. Allein der Vulgata, der angenommenen Ueber- ſetzung der lateiniſchen Kirche, maß doch auch er einen höchſt übertriebenen Werth bei. Er vergleicht den griechiſchen und den hebräiſchen Text, in deren Mitte er den lateiniſchen ab- drucken ließ, mit den beiden Schächern zur Rechten und Linken des Heilands; 3 es iſt nicht in Abrede zu ſtellen, 2 1 Quinquagenae tres locorum sacrae scripturae non vulga- riter enarratorum. 3 Prologus ad lectorem. Medium autem inter has (den hebraͤi- ſchen und den griechiſchen Text) latinam beati Hieronymi translationem 2 Bonus ille praesul in tota quaestione sua nihil magis la- borabat, quam ut duarum linguarum, ex quibus religio nostra pen- det, neque ullum vestigium relinqueretur, per quod ad dignoscen- dam in rebus dubiis certitudinem pervenire possemus. (Apolo- gia pro se ipso. N. Antonii Bibl. Hisp. Nova I, p. 138.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/127>, abgerufen am 21.11.2024.