lich anzugreifen. Sie entschlossen sich es von ferne einzu- schließen, und ihm vor allem die Zufuhr abzuschneiden. St. Pol hegte zugleich die Hoffnung, indem er sich von Mailand entfernte, etwas gegen Genua auszurichten.
Eben diesen Augenblick aber hielt Leiva für gün- stig, um einen Schlag auszuführen, wie er ihm öfter ge- lungen. Bei Nacht, ohne Trompeten und Trommeln setz- ten sich seine Leute, weiße Hemden über dem Harnisch, in Bewegung; er selbst, so sehr ihn das Podagra plagte, wollte nicht fehlen; in voller Rüstung, an der man einen wallen- den Helmbusch nicht vermißte, ließ er sich auf einer Sänfte daher tragen; es gelang ihm glücklich, die Franzosen bei Landriano zu überraschen, als sie noch im Aufbruch begrif- fen waren, in einem Augenblick, wo St. Pol eben ein Haus abzubrechen befahl, um mit den Balken des Daches ein Stück Geschütz hervorzuarbeiten, das im Schlamm stecken geblieben war. 1 Leiva erfocht einen vollkommenen Sieg; St. Pol und die vornehmsten Befehlshaber führte er gefangen mit sich nach Mailand zurück.
In der Lombardei ward der Kaiser hierdurch so gut Herr wie in Neapel. Wollte man ihn noch einmal bekäm- pfen, so hätten dazu neue gewaltige Anstrengungen gehört, zu denen sich Niemand mehr fähig oder geneigt fühlte.
Denn schon waren auf allen Seiten Friedensunter- handlungen angeknüpft. Eben in den Tagen der Entschei- dung in Mailand kam man mit dem Papst zum Abschluß.
1 Früh am 27. Juni; "in sul passar dell' Ambra. Varchi p. 214. Nach Leoni rührte der Verlust daher, weil S. Pol den Rath des Herzogs von Urbino, das Geschütz vorausgehen zu lassen und seine übrigen Truppen in ein paar Colonnen zu vertheilen, von denen eine die andere unterstützen könne, nicht befolgt habe. Vita di Fran- cesco Maria 414.
Italieniſcher Krieg 1529.
lich anzugreifen. Sie entſchloſſen ſich es von ferne einzu- ſchließen, und ihm vor allem die Zufuhr abzuſchneiden. St. Pol hegte zugleich die Hoffnung, indem er ſich von Mailand entfernte, etwas gegen Genua auszurichten.
Eben dieſen Augenblick aber hielt Leiva für gün- ſtig, um einen Schlag auszuführen, wie er ihm öfter ge- lungen. Bei Nacht, ohne Trompeten und Trommeln ſetz- ten ſich ſeine Leute, weiße Hemden über dem Harniſch, in Bewegung; er ſelbſt, ſo ſehr ihn das Podagra plagte, wollte nicht fehlen; in voller Rüſtung, an der man einen wallen- den Helmbuſch nicht vermißte, ließ er ſich auf einer Sänfte daher tragen; es gelang ihm glücklich, die Franzoſen bei Landriano zu überraſchen, als ſie noch im Aufbruch begrif- fen waren, in einem Augenblick, wo St. Pol eben ein Haus abzubrechen befahl, um mit den Balken des Daches ein Stück Geſchütz hervorzuarbeiten, das im Schlamm ſtecken geblieben war. 1 Leiva erfocht einen vollkommenen Sieg; St. Pol und die vornehmſten Befehlshaber führte er gefangen mit ſich nach Mailand zurück.
In der Lombardei ward der Kaiſer hierdurch ſo gut Herr wie in Neapel. Wollte man ihn noch einmal bekäm- pfen, ſo hätten dazu neue gewaltige Anſtrengungen gehört, zu denen ſich Niemand mehr fähig oder geneigt fühlte.
Denn ſchon waren auf allen Seiten Friedensunter- handlungen angeknüpft. Eben in den Tagen der Entſchei- dung in Mailand kam man mit dem Papſt zum Abſchluß.
1 Fruͤh am 27. Juni; „in sul passar dell’ Ambra. Varchi p. 214. Nach Leoni ruͤhrte der Verluſt daher, weil S. Pol den Rath des Herzogs von Urbino, das Geſchuͤtz vorausgehen zu laſſen und ſeine uͤbrigen Truppen in ein paar Colonnen zu vertheilen, von denen eine die andere unterſtuͤtzen könne, nicht befolgt habe. Vita di Fran- cesco Maria 414.
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Italieniſcher Krieg 1529.
lich anzugreifen. Sie entſchloſſen ſich es von ferne einzu-
ſchließen, und ihm vor allem die Zufuhr abzuſchneiden.
St. Pol hegte zugleich die Hoffnung, indem er ſich von
Mailand entfernte, etwas gegen Genua auszurichten.
Eben dieſen Augenblick aber hielt Leiva für gün-
ſtig, um einen Schlag auszuführen, wie er ihm öfter ge-
lungen. Bei Nacht, ohne Trompeten und Trommeln ſetz-
ten ſich ſeine Leute, weiße Hemden über dem Harniſch, in
Bewegung; er ſelbſt, ſo ſehr ihn das Podagra plagte, wollte
nicht fehlen; in voller Rüſtung, an der man einen wallen-
den Helmbuſch nicht vermißte, ließ er ſich auf einer Sänfte
daher tragen; es gelang ihm glücklich, die Franzoſen bei
Landriano zu überraſchen, als ſie noch im Aufbruch begrif-
fen waren, in einem Augenblick, wo St. Pol eben ein Haus
abzubrechen befahl, um mit den Balken des Daches ein Stück
Geſchütz hervorzuarbeiten, das im Schlamm ſtecken geblieben
war. 1 Leiva erfocht einen vollkommenen Sieg; St. Pol
und die vornehmſten Befehlshaber führte er gefangen mit
ſich nach Mailand zurück.
In der Lombardei ward der Kaiſer hierdurch ſo gut
Herr wie in Neapel. Wollte man ihn noch einmal bekäm-
pfen, ſo hätten dazu neue gewaltige Anſtrengungen gehört,
zu denen ſich Niemand mehr fähig oder geneigt fühlte.
Denn ſchon waren auf allen Seiten Friedensunter-
handlungen angeknüpft. Eben in den Tagen der Entſchei-
dung in Mailand kam man mit dem Papſt zum Abſchluß.
1 Fruͤh am 27. Juni; „in sul passar dell’ Ambra. Varchi
p. 214. Nach Leoni ruͤhrte der Verluſt daher, weil S. Pol den Rath
des Herzogs von Urbino, das Geſchuͤtz vorausgehen zu laſſen und
ſeine uͤbrigen Truppen in ein paar Colonnen zu vertheilen, von denen
eine die andere unterſtuͤtzen könne, nicht befolgt habe. Vita di Fran-
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/133>, abgerufen am 21.11.2024.
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