Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Fünftes Buch. Siebentes Capitel. hoben worden. Es ließ sich nicht erwarten, daß nachdemdieses Haus eine so ganz andre Richtung eingeschlagen, die Neigung der Nation ihm wieder zu Gute kommen würde. "Ich habe gehört," schrieb Daniel Mieg, der von Schon machte das Verfahren, das Umsichgreifen des 1 Samstag vor Jubilate 1529. Bei Jung Beil. nr. 37. 2 Speier 9. Oct. E. W. werden auch fleissik bedenken und
ermessen die schwinnen (geschwinden) läuf und brattig (Practiken) so in etlich Jaren vorhanden gewest und noch sint, also, das alle Chff. und Fürsten geistlich und weltlich, auch ander Prälaten Herrn und Städt sie seyen lotters (lutherisch) wie man denn die nennen will oder nit, nit wol wissen mögen, wes sie sich versehen sollen und also das dieselbig Hilf, so gemelt mein gnst. und gn. Herrn, Chur und Fürsten, auch andre Stende und Stet thun werden, dem hilligen Reich und Teutzer Nation und inen selber zu großen unüberwind- lichen Schaden und nachtail reichen und kommen moge. -- Er trägt auf eine Versammlung der Städte an: "von der und andern Sachen rede zu haben und zu beratschlagen, sich vorgleichen einer Meinung und was hierin zu thun sie und Antwort zu geben were." Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel. hoben worden. Es ließ ſich nicht erwarten, daß nachdemdieſes Haus eine ſo ganz andre Richtung eingeſchlagen, die Neigung der Nation ihm wieder zu Gute kommen würde. „Ich habe gehört,“ ſchrieb Daniel Mieg, der von Schon machte das Verfahren, das Umſichgreifen des 1 Samſtag vor Jubilate 1529. Bei Jung Beil. nr. 37. 2 Speier 9. Oct. E. W. werden auch fleiſſik bedenken und
ermeſſen die ſchwinnen (geſchwinden) laͤuf und brattig (Practiken) ſo in etlich Jaren vorhanden geweſt und noch ſint, alſo, das alle Chff. und Fuͤrſten geiſtlich und weltlich, auch ander Praͤlaten Herrn und Staͤdt ſie ſeyen lotters (lutheriſch) wie man denn die nennen will oder nit, nit wol wiſſen moͤgen, wes ſie ſich verſehen ſollen und alſo das dieſelbig Hilf, ſo gemelt mein gnſt. und gn. Herrn, Chur und Fuͤrſten, auch andre Stende und Stet thun werden, dem hilligen Reich und Teutzer Nation und inen ſelber zu großen unuͤberwind- lichen Schaden und nachtail reichen und kommen moge. — Er traͤgt auf eine Verſammlung der Staͤdte an: „von der und andern Sachen rede zu haben und zu beratſchlagen, ſich vorgleichen einer Meinung und was hierin zu thun ſie und Antwort zu geben were.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0204" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel</hi>.</fw><lb/> hoben worden. Es ließ ſich nicht erwarten, daß nachdem<lb/> dieſes Haus eine ſo ganz andre Richtung eingeſchlagen, die<lb/> Neigung der Nation ihm wieder zu Gute kommen würde.</p><lb/> <p>„Ich habe gehört,“ ſchrieb Daniel Mieg, der von<lb/> dem Reichsregiment ausgeſchloſſen worden, an den Altam-<lb/> meiſter zu Strasburg, „die Königl. Majeſtät habe um<lb/> Pulver angeſucht; mein Rath wäre, es ihr nicht zu be-<lb/> willigen, da uns ſolch eine Schmach geſchehen iſt. Es<lb/> wird gut ſeyn, daß wir unſer Geld und unſer Pulver ſelbſt<lb/> behalten, wir werden es ſelber brauchen.“ <note place="foot" n="1">Samſtag vor Jubilate 1529. Bei Jung Beil. <hi rendition="#aq">nr.</hi> 37.</note></p><lb/> <p>Schon machte das Verfahren, das Umſichgreifen des<lb/> Hauſes Oeſtreich eine allgemeine Beſorgniß rege; und man<lb/> hatte keine Luſt, es ernſtlich zu unterſtützen. Ein Beiſitzer<lb/> des Reichsregiments, Abgeordneter der ſonſt ſo gut kaiſer-<lb/> lich geſinnten Frankfurt, Hammann von Holzhuſen, bemerkt<lb/> doch, daß viele Stände, mögen ſie nun lutheriſch ſeyn oder<lb/> nicht, nicht wiſſen was ſie von Oeſtreich zu erwarten ha-<lb/> ben; ſie beſorgen, die Hülfe welche ſie leiſten, möge am<lb/> Ende dem Reiche und der Nation zum Schaden gereichen. <note place="foot" n="2">Speier 9. Oct. E. W. werden auch fleiſſik bedenken und<lb/> ermeſſen die ſchwinnen (geſchwinden) laͤuf und brattig (Practiken) ſo<lb/> in etlich Jaren vorhanden geweſt und noch ſint, alſo, das alle Chff.<lb/> und Fuͤrſten geiſtlich und weltlich, auch ander Praͤlaten Herrn und<lb/> Staͤdt ſie ſeyen lotters (lutheriſch) wie man denn die nennen will<lb/> oder nit, nit wol wiſſen moͤgen, wes ſie ſich verſehen ſollen und alſo<lb/> das dieſelbig Hilf, ſo gemelt mein gnſt. und gn. Herrn, Chur und<lb/> Fuͤrſten, auch andre Stende und Stet thun werden, dem hilligen<lb/> Reich und Teutzer Nation und inen ſelber zu großen unuͤberwind-<lb/> lichen Schaden und nachtail reichen und kommen moge. — Er traͤgt<lb/> auf eine Verſammlung der Staͤdte an: „von der und andern Sachen<lb/> rede zu haben und zu beratſchlagen, ſich vorgleichen einer Meinung<lb/> und was hierin zu thun ſie und Antwort zu geben were.“</note></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0204]
Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel.
hoben worden. Es ließ ſich nicht erwarten, daß nachdem
dieſes Haus eine ſo ganz andre Richtung eingeſchlagen, die
Neigung der Nation ihm wieder zu Gute kommen würde.
„Ich habe gehört,“ ſchrieb Daniel Mieg, der von
dem Reichsregiment ausgeſchloſſen worden, an den Altam-
meiſter zu Strasburg, „die Königl. Majeſtät habe um
Pulver angeſucht; mein Rath wäre, es ihr nicht zu be-
willigen, da uns ſolch eine Schmach geſchehen iſt. Es
wird gut ſeyn, daß wir unſer Geld und unſer Pulver ſelbſt
behalten, wir werden es ſelber brauchen.“ 1
Schon machte das Verfahren, das Umſichgreifen des
Hauſes Oeſtreich eine allgemeine Beſorgniß rege; und man
hatte keine Luſt, es ernſtlich zu unterſtützen. Ein Beiſitzer
des Reichsregiments, Abgeordneter der ſonſt ſo gut kaiſer-
lich geſinnten Frankfurt, Hammann von Holzhuſen, bemerkt
doch, daß viele Stände, mögen ſie nun lutheriſch ſeyn oder
nicht, nicht wiſſen was ſie von Oeſtreich zu erwarten ha-
ben; ſie beſorgen, die Hülfe welche ſie leiſten, möge am
Ende dem Reiche und der Nation zum Schaden gereichen. 2
1 Samſtag vor Jubilate 1529. Bei Jung Beil. nr. 37.
2 Speier 9. Oct. E. W. werden auch fleiſſik bedenken und
ermeſſen die ſchwinnen (geſchwinden) laͤuf und brattig (Practiken) ſo
in etlich Jaren vorhanden geweſt und noch ſint, alſo, das alle Chff.
und Fuͤrſten geiſtlich und weltlich, auch ander Praͤlaten Herrn und
Staͤdt ſie ſeyen lotters (lutheriſch) wie man denn die nennen will
oder nit, nit wol wiſſen moͤgen, wes ſie ſich verſehen ſollen und alſo
das dieſelbig Hilf, ſo gemelt mein gnſt. und gn. Herrn, Chur und
Fuͤrſten, auch andre Stende und Stet thun werden, dem hilligen
Reich und Teutzer Nation und inen ſelber zu großen unuͤberwind-
lichen Schaden und nachtail reichen und kommen moge. — Er traͤgt
auf eine Verſammlung der Staͤdte an: „von der und andern Sachen
rede zu haben und zu beratſchlagen, ſich vorgleichen einer Meinung
und was hierin zu thun ſie und Antwort zu geben were.“
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