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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Siebentes Capitel.
Begünstigten desselben, ich, Schatten Gottes über beide
Welten." So bezeichnete er sich in einem Schreiben an
den König von Frankreich. Darauf gründete er seine An-
sprüche. "Weißt du nicht," sagte sein Schwiegersohn Mu-
stapha 1528 zu Lasky, "daß unser Herr der nächste ist nach
Allah, daß wie nur Eine Sonne am Himmel, so auch er
der einzige Herr auf Erden ist?"

Noch zu einer Zeit, wo in Europa kein Friede ge-
schlossen war, wo er erwarten konnte, die ganze Oppo-
sition gegen Carl V in voller Thätigkeit zu finden, 4. Mai
1529, erhob sich Suleiman mit einem Heere, das man auf
dritthalbhunderttausend Mann berechnet hat, zum heiligen
Kriege. Vor ihm her brach der Hospodar der Moldau
in Siebenbürgen ein und trieb die Anhänger Ferdinands
auseinander; dann stieg Johann Zapolya mit der kleinen
Truppe, die sich um ihn gesammelt, von den Karpathen
herunter; er hatte das Glück, auf die Ferdinandeischen Un-
garn zu treffen, ehe sie sich mit den Deutschen vereinigt,
und sie zu schlagen; auf dem Schlachtfelde von Mohacz
kam er mit dem Sultan zusammen. Suleiman fragte ihn,
wodurch er sich bewogen fühle zu ihm zu kommen, der Ver-
schiedenheit ihres Glaubens ungeachtet. "Der Padischah,"
antwortete Johann, "ist die Zuflucht der Welt und seine
Diener sind unzählig, sowohl Moslems als Ungläubige."
Von dem Papst und der Christenheit ausgestoßen, floh Za-
polya unter den Schutz des Sultans. Eben dieses Be-
dürfniß momentanen Schutzes war es von jeher gewesen,
was das osmanische Reich groß gemacht hatte.

In Ungarn fand Suleiman dieß Mal so gut wie gar

Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel.
Begünſtigten deſſelben, ich, Schatten Gottes über beide
Welten.“ So bezeichnete er ſich in einem Schreiben an
den König von Frankreich. Darauf gründete er ſeine An-
ſprüche. „Weißt du nicht,“ ſagte ſein Schwiegerſohn Mu-
ſtapha 1528 zu Lasky, „daß unſer Herr der nächſte iſt nach
Allah, daß wie nur Eine Sonne am Himmel, ſo auch er
der einzige Herr auf Erden iſt?“

Noch zu einer Zeit, wo in Europa kein Friede ge-
ſchloſſen war, wo er erwarten konnte, die ganze Oppo-
ſition gegen Carl V in voller Thätigkeit zu finden, 4. Mai
1529, erhob ſich Suleiman mit einem Heere, das man auf
dritthalbhunderttauſend Mann berechnet hat, zum heiligen
Kriege. Vor ihm her brach der Hospodar der Moldau
in Siebenbürgen ein und trieb die Anhänger Ferdinands
auseinander; dann ſtieg Johann Zapolya mit der kleinen
Truppe, die ſich um ihn geſammelt, von den Karpathen
herunter; er hatte das Glück, auf die Ferdinandeiſchen Un-
garn zu treffen, ehe ſie ſich mit den Deutſchen vereinigt,
und ſie zu ſchlagen; auf dem Schlachtfelde von Mohacz
kam er mit dem Sultan zuſammen. Suleiman fragte ihn,
wodurch er ſich bewogen fühle zu ihm zu kommen, der Ver-
ſchiedenheit ihres Glaubens ungeachtet. „Der Padiſchah,“
antwortete Johann, „iſt die Zuflucht der Welt und ſeine
Diener ſind unzählig, ſowohl Moslems als Ungläubige.“
Von dem Papſt und der Chriſtenheit ausgeſtoßen, floh Za-
polya unter den Schutz des Sultans. Eben dieſes Be-
dürfniß momentanen Schutzes war es von jeher geweſen,
was das osmaniſche Reich groß gemacht hatte.

In Ungarn fand Suleiman dieß Mal ſo gut wie gar

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[190/0206] Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel. Begünſtigten deſſelben, ich, Schatten Gottes über beide Welten.“ So bezeichnete er ſich in einem Schreiben an den König von Frankreich. Darauf gründete er ſeine An- ſprüche. „Weißt du nicht,“ ſagte ſein Schwiegerſohn Mu- ſtapha 1528 zu Lasky, „daß unſer Herr der nächſte iſt nach Allah, daß wie nur Eine Sonne am Himmel, ſo auch er der einzige Herr auf Erden iſt?“ Noch zu einer Zeit, wo in Europa kein Friede ge- ſchloſſen war, wo er erwarten konnte, die ganze Oppo- ſition gegen Carl V in voller Thätigkeit zu finden, 4. Mai 1529, erhob ſich Suleiman mit einem Heere, das man auf dritthalbhunderttauſend Mann berechnet hat, zum heiligen Kriege. Vor ihm her brach der Hospodar der Moldau in Siebenbürgen ein und trieb die Anhänger Ferdinands auseinander; dann ſtieg Johann Zapolya mit der kleinen Truppe, die ſich um ihn geſammelt, von den Karpathen herunter; er hatte das Glück, auf die Ferdinandeiſchen Un- garn zu treffen, ehe ſie ſich mit den Deutſchen vereinigt, und ſie zu ſchlagen; auf dem Schlachtfelde von Mohacz kam er mit dem Sultan zuſammen. Suleiman fragte ihn, wodurch er ſich bewogen fühle zu ihm zu kommen, der Ver- ſchiedenheit ihres Glaubens ungeachtet. „Der Padiſchah,“ antwortete Johann, „iſt die Zuflucht der Welt und ſeine Diener ſind unzählig, ſowohl Moslems als Ungläubige.“ Von dem Papſt und der Chriſtenheit ausgeſtoßen, floh Za- polya unter den Schutz des Sultans. Eben dieſes Be- dürfniß momentanen Schutzes war es von jeher geweſen, was das osmaniſche Reich groß gemacht hatte. In Ungarn fand Suleiman dieß Mal ſo gut wie gar

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/206>, abgerufen am 21.11.2024.