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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Augsburgische Confession.
entwickelten Systems bis zur Uebereinstimmung mit der
Schrift, oder eine Auffassung der Schrift in dem ursprüng-
lichen Geist der lateinischen Kirche: -- der jedoch mehr un-
bewußt wirkte, als daß man sich an irgend eine schon da-
gewesene Manifestation desselben gebunden hätte; unser Be-
kenntniß ist selber seine reinste, der Quelle am nächsten kom-
mende, am ächtesten christliche Manifestation.

Es braucht kaum hinzugefügt zu werden, daß man
damit nicht gemeint war, eine Norm auf immer anzuge-
ben. Es ist nur eine Feststellung des Factums; "Unsre
Kirchen lehren;" "es wird gelehrt; es wird einmüthig ge-
lehrt; man beschuldigt die Unsren fälschlich:" das sind die
Ausdrücke, deren sich Melanchthon bedient; er will nur
die bereits entwickelte Ueberzeugung aussprechen.

Und in demselben Sinne hat er nun auch den zweiten
Abschnitt geschrieben, in welchem er die Mißbräuche erör-
tert, die man abgeschafft hat.

Welch ein weites Feld bot sich hier einer gehässigen
Polemik dar! Was ließ sich alles über die Eingriffe der
päpstlichen Gewalt sagen, zumal an dem Reichstag, dessen
Antipathien dagegen man vielleicht hätte erwecken können,
über die Ausartungen eines falschen Gottesdienstes, -- wie
wir denn in der That unter den Entwürfen der Schrift
ein langes Register derselben vorfinden -- doch hielt man
für besser, dieß zu vermeiden. Melanchthon blieb dabei
stehen, den kirchlichen Zustand zu rechtfertigen, in den man
diesseit allmählig gekommen war. Er erörterte, weshalb
man beiderlei Gestalt und die Priesterehe zulasse, Gelübde
und Privatmessen verwerfe, weder Fasten noch Ohrenbeichte

Augsburgiſche Confeſſion.
entwickelten Syſtems bis zur Uebereinſtimmung mit der
Schrift, oder eine Auffaſſung der Schrift in dem urſprüng-
lichen Geiſt der lateiniſchen Kirche: — der jedoch mehr un-
bewußt wirkte, als daß man ſich an irgend eine ſchon da-
geweſene Manifeſtation deſſelben gebunden hätte; unſer Be-
kenntniß iſt ſelber ſeine reinſte, der Quelle am nächſten kom-
mende, am ächteſten chriſtliche Manifeſtation.

Es braucht kaum hinzugefügt zu werden, daß man
damit nicht gemeint war, eine Norm auf immer anzuge-
ben. Es iſt nur eine Feſtſtellung des Factums; „Unſre
Kirchen lehren;“ „es wird gelehrt; es wird einmüthig ge-
lehrt; man beſchuldigt die Unſren fälſchlich:“ das ſind die
Ausdrücke, deren ſich Melanchthon bedient; er will nur
die bereits entwickelte Ueberzeugung ausſprechen.

Und in demſelben Sinne hat er nun auch den zweiten
Abſchnitt geſchrieben, in welchem er die Mißbräuche erör-
tert, die man abgeſchafft hat.

Welch ein weites Feld bot ſich hier einer gehäſſigen
Polemik dar! Was ließ ſich alles über die Eingriffe der
päpſtlichen Gewalt ſagen, zumal an dem Reichstag, deſſen
Antipathien dagegen man vielleicht hätte erwecken können,
über die Ausartungen eines falſchen Gottesdienſtes, — wie
wir denn in der That unter den Entwürfen der Schrift
ein langes Regiſter derſelben vorfinden — doch hielt man
für beſſer, dieß zu vermeiden. Melanchthon blieb dabei
ſtehen, den kirchlichen Zuſtand zu rechtfertigen, in den man
dieſſeit allmählig gekommen war. Er erörterte, weshalb
man beiderlei Geſtalt und die Prieſterehe zulaſſe, Gelübde
und Privatmeſſen verwerfe, weder Faſten noch Ohrenbeichte

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[245/0261] Augsburgiſche Confeſſion. entwickelten Syſtems bis zur Uebereinſtimmung mit der Schrift, oder eine Auffaſſung der Schrift in dem urſprüng- lichen Geiſt der lateiniſchen Kirche: — der jedoch mehr un- bewußt wirkte, als daß man ſich an irgend eine ſchon da- geweſene Manifeſtation deſſelben gebunden hätte; unſer Be- kenntniß iſt ſelber ſeine reinſte, der Quelle am nächſten kom- mende, am ächteſten chriſtliche Manifeſtation. Es braucht kaum hinzugefügt zu werden, daß man damit nicht gemeint war, eine Norm auf immer anzuge- ben. Es iſt nur eine Feſtſtellung des Factums; „Unſre Kirchen lehren;“ „es wird gelehrt; es wird einmüthig ge- lehrt; man beſchuldigt die Unſren fälſchlich:“ das ſind die Ausdrücke, deren ſich Melanchthon bedient; er will nur die bereits entwickelte Ueberzeugung ausſprechen. Und in demſelben Sinne hat er nun auch den zweiten Abſchnitt geſchrieben, in welchem er die Mißbräuche erör- tert, die man abgeſchafft hat. Welch ein weites Feld bot ſich hier einer gehäſſigen Polemik dar! Was ließ ſich alles über die Eingriffe der päpſtlichen Gewalt ſagen, zumal an dem Reichstag, deſſen Antipathien dagegen man vielleicht hätte erwecken können, über die Ausartungen eines falſchen Gottesdienſtes, — wie wir denn in der That unter den Entwürfen der Schrift ein langes Regiſter derſelben vorfinden — doch hielt man für beſſer, dieß zu vermeiden. Melanchthon blieb dabei ſtehen, den kirchlichen Zuſtand zu rechtfertigen, in den man dieſſeit allmählig gekommen war. Er erörterte, weshalb man beiderlei Geſtalt und die Prieſterehe zulaſſe, Gelübde und Privatmeſſen verwerfe, weder Faſten noch Ohrenbeichte

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/261>, abgerufen am 23.11.2024.