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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Widerstand der fünf Orte.

Die Dinge gingen, wie Zwingli vorausgesehn, und
wie sie gehen mußten. Wenn Bern gehofft hatte, das ge-
meine Volk in den fünf Orten werde den Mangel nicht
aushalten können und sich wider die Machthaber empören,
so geschah eher das Gegentheil. Auch der gemeine Mann
wurde dort nun erbittert, weil man ihm unter dem Schein
des Christenthums die Früchte entziehe, die Gott frei wach-
sen lasse. 1 Die Gewalthaber brauchten jedes Mittel, um
ihr Ansehen aufrecht zu erhalten. Die Züricher hatten ein
Manifest zu ihrer Rechtfertigung ausgehn lassen und es
auch nach Lucern geschickt: der Rath von Lucern behan-
delte alle Die, die es empfangen und etwa Andern mit-
getheilt, als Verräther, und spannte sie an das Folterseil.
Auch schon an und für sich mußte durch das Gefühl der fort-
dauernden Beleidigung die feindselige Stimmung von Tage
zu Tage wachsen. So scheiterten denn alle Unterhandlungen.
Die Fünforte blieben dabei, die Städte bei ihrem Bund zu
mahnen, ihnen den Proviant zu eröffnen oder ihnen Recht
zu gestatten. Die Städte verweigerten auf die Rechtsforde-
rung einzugehn, da ja der Friede ausdrücklich das Abschla-

erklärte, die Wunder des Schöpfers, den er bald zu sehen wünsche,
worauf er seine Augen auf die Landschaft richtete, des ersten Anbaues
durch die Römer gedachte, der Gründung und der Schicksale der
Stadt, wie oft sie verbrannt, woher ein jedes Thor seinen Namen
habe, wie sie den nahen Wald ausgerodet, das einträgliche Leinwand-
gewerb gegründet; -- bei diesem Gedanken wieder sich zu dem Co-
meten wandte, von dem man nicht anders glaubte, als daß er den
Zorn Gottes andeute. Theophrastus von Hohenheim, damals zu St.
Gallen und Andere erklärten, er zeige nicht allein Blutvergießen, Aen-
derung des Regiments, sondern auch besonders einen Abgang gelehr-
ter Männer an.
1 Hallwyl in Kirchhofers Haller 107.
Widerſtand der fuͤnf Orte.

Die Dinge gingen, wie Zwingli vorausgeſehn, und
wie ſie gehen mußten. Wenn Bern gehofft hatte, das ge-
meine Volk in den fünf Orten werde den Mangel nicht
aushalten können und ſich wider die Machthaber empören,
ſo geſchah eher das Gegentheil. Auch der gemeine Mann
wurde dort nun erbittert, weil man ihm unter dem Schein
des Chriſtenthums die Früchte entziehe, die Gott frei wach-
ſen laſſe. 1 Die Gewalthaber brauchten jedes Mittel, um
ihr Anſehen aufrecht zu erhalten. Die Züricher hatten ein
Manifeſt zu ihrer Rechtfertigung ausgehn laſſen und es
auch nach Lucern geſchickt: der Rath von Lucern behan-
delte alle Die, die es empfangen und etwa Andern mit-
getheilt, als Verräther, und ſpannte ſie an das Folterſeil.
Auch ſchon an und für ſich mußte durch das Gefühl der fort-
dauernden Beleidigung die feindſelige Stimmung von Tage
zu Tage wachſen. So ſcheiterten denn alle Unterhandlungen.
Die Fünforte blieben dabei, die Städte bei ihrem Bund zu
mahnen, ihnen den Proviant zu eröffnen oder ihnen Recht
zu geſtatten. Die Städte verweigerten auf die Rechtsforde-
rung einzugehn, da ja der Friede ausdrücklich das Abſchla-

erklaͤrte, die Wunder des Schoͤpfers, den er bald zu ſehen wuͤnſche,
worauf er ſeine Augen auf die Landſchaft richtete, des erſten Anbaues
durch die Roͤmer gedachte, der Gruͤndung und der Schickſale der
Stadt, wie oft ſie verbrannt, woher ein jedes Thor ſeinen Namen
habe, wie ſie den nahen Wald ausgerodet, das eintraͤgliche Leinwand-
gewerb gegruͤndet; — bei dieſem Gedanken wieder ſich zu dem Co-
meten wandte, von dem man nicht anders glaubte, als daß er den
Zorn Gottes andeute. Theophraſtus von Hohenheim, damals zu St.
Gallen und Andere erklaͤrten, er zeige nicht allein Blutvergießen, Aen-
derung des Regiments, ſondern auch beſonders einen Abgang gelehr-
ter Maͤnner an.
1 Hallwyl in Kirchhofers Haller 107.
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[359/0375] Widerſtand der fuͤnf Orte. Die Dinge gingen, wie Zwingli vorausgeſehn, und wie ſie gehen mußten. Wenn Bern gehofft hatte, das ge- meine Volk in den fünf Orten werde den Mangel nicht aushalten können und ſich wider die Machthaber empören, ſo geſchah eher das Gegentheil. Auch der gemeine Mann wurde dort nun erbittert, weil man ihm unter dem Schein des Chriſtenthums die Früchte entziehe, die Gott frei wach- ſen laſſe. 1 Die Gewalthaber brauchten jedes Mittel, um ihr Anſehen aufrecht zu erhalten. Die Züricher hatten ein Manifeſt zu ihrer Rechtfertigung ausgehn laſſen und es auch nach Lucern geſchickt: der Rath von Lucern behan- delte alle Die, die es empfangen und etwa Andern mit- getheilt, als Verräther, und ſpannte ſie an das Folterſeil. Auch ſchon an und für ſich mußte durch das Gefühl der fort- dauernden Beleidigung die feindſelige Stimmung von Tage zu Tage wachſen. So ſcheiterten denn alle Unterhandlungen. Die Fünforte blieben dabei, die Städte bei ihrem Bund zu mahnen, ihnen den Proviant zu eröffnen oder ihnen Recht zu geſtatten. Die Städte verweigerten auf die Rechtsforde- rung einzugehn, da ja der Friede ausdrücklich das Abſchla- 2 1 Hallwyl in Kirchhofers Haller 107. 2 erklaͤrte, die Wunder des Schoͤpfers, den er bald zu ſehen wuͤnſche, worauf er ſeine Augen auf die Landſchaft richtete, des erſten Anbaues durch die Roͤmer gedachte, der Gruͤndung und der Schickſale der Stadt, wie oft ſie verbrannt, woher ein jedes Thor ſeinen Namen habe, wie ſie den nahen Wald ausgerodet, das eintraͤgliche Leinwand- gewerb gegruͤndet; — bei dieſem Gedanken wieder ſich zu dem Co- meten wandte, von dem man nicht anders glaubte, als daß er den Zorn Gottes andeute. Theophraſtus von Hohenheim, damals zu St. Gallen und Andere erklaͤrten, er zeige nicht allein Blutvergießen, Aen- derung des Regiments, ſondern auch beſonders einen Abgang gelehr- ter Maͤnner an.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/375>, abgerufen am 24.11.2024.