Glaubensgenossen gelähmt fühlte. Daher fand Schwyz kei- nen Widerstand mehr, als es sich Gaster und Wesen unter- warf, die alten Freiheiten vernichtete, Altäre, Bilder und Messe wiederherstellte. Mit Schwyz und Uri bildete Glarus jetzt die Mehrheit unter den Schirmherrn, welche den Abt von St. Gallen wieder zurückzuführen unternahm. Sein Klo- ster ward ihm zurückgegeben, die Stadt mußte sich zu schwe- ren Entschädigungen verstehen. Die Gotteshausleute wur- den aufs neue als Unterthanen betrachtet und der Abt behaup- tete, selbst daran nicht gebunden zu seyn, was etwa im Landfrieden zu ihren Gunsten vorkam, denn er sey ein freier Herr und der Schirm der Orte könne ihm für seine Regie- rung kein Maaß geben: sie sind allmählig wieder katholisch geworden. Glücklicherweise hatte sich Toggenburg noch in dem letzten Moment, bei seinem Abzuge von den Städten, besser gesichert; es ward seiner Religion und seiner Frei- heiten nicht vollkommen entsetzt, wie viel es auch daran verlor. Der Abt bediente sich aller derer, die in den letz- ten Unruhen aus dem Lande getrieben worden waren, jetzt zur Regierung desselben.
Indessen war auch Rapperschwyl wieder herbeigebracht worden. Bei der Nachricht von den Vortheilen ihrer Glau- bensgenossen erhoben sich die Katholischen; durch einen Zu- satz von Schwytz verstärkt, bekamen sie völlig die Ober- hand. Die Häupter der evangelischen Partei mußten flie- hen oder sie wurden getödtet. Damals lebte dort ein ge- schickter Büchsenschmidt, Michael Wohlgemuth aus Cöln, der den Muth hatte, sich im Styl der alten Zeit zu ver- theidigen; er verbollwerkte sein Haus, legte seine Büchsen
Sechstes Buch. Viertes Capitel.
Glaubensgenoſſen gelähmt fühlte. Daher fand Schwyz kei- nen Widerſtand mehr, als es ſich Gaſter und Weſen unter- warf, die alten Freiheiten vernichtete, Altäre, Bilder und Meſſe wiederherſtellte. Mit Schwyz und Uri bildete Glarus jetzt die Mehrheit unter den Schirmherrn, welche den Abt von St. Gallen wieder zurückzuführen unternahm. Sein Klo- ſter ward ihm zurückgegeben, die Stadt mußte ſich zu ſchwe- ren Entſchädigungen verſtehen. Die Gotteshausleute wur- den aufs neue als Unterthanen betrachtet und der Abt behaup- tete, ſelbſt daran nicht gebunden zu ſeyn, was etwa im Landfrieden zu ihren Gunſten vorkam, denn er ſey ein freier Herr und der Schirm der Orte könne ihm für ſeine Regie- rung kein Maaß geben: ſie ſind allmählig wieder katholiſch geworden. Glücklicherweiſe hatte ſich Toggenburg noch in dem letzten Moment, bei ſeinem Abzuge von den Städten, beſſer geſichert; es ward ſeiner Religion und ſeiner Frei- heiten nicht vollkommen entſetzt, wie viel es auch daran verlor. Der Abt bediente ſich aller derer, die in den letz- ten Unruhen aus dem Lande getrieben worden waren, jetzt zur Regierung deſſelben.
Indeſſen war auch Rapperſchwyl wieder herbeigebracht worden. Bei der Nachricht von den Vortheilen ihrer Glau- bensgenoſſen erhoben ſich die Katholiſchen; durch einen Zu- ſatz von Schwytz verſtärkt, bekamen ſie völlig die Ober- hand. Die Häupter der evangeliſchen Partei mußten flie- hen oder ſie wurden getödtet. Damals lebte dort ein ge- ſchickter Büchſenſchmidt, Michael Wohlgemuth aus Cöln, der den Muth hatte, ſich im Styl der alten Zeit zu ver- theidigen; er verbollwerkte ſein Haus, legte ſeine Büchſen
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Sechstes Buch. Viertes Capitel.
Glaubensgenoſſen gelähmt fühlte. Daher fand Schwyz kei-
nen Widerſtand mehr, als es ſich Gaſter und Weſen unter-
warf, die alten Freiheiten vernichtete, Altäre, Bilder und Meſſe
wiederherſtellte. Mit Schwyz und Uri bildete Glarus jetzt
die Mehrheit unter den Schirmherrn, welche den Abt von
St. Gallen wieder zurückzuführen unternahm. Sein Klo-
ſter ward ihm zurückgegeben, die Stadt mußte ſich zu ſchwe-
ren Entſchädigungen verſtehen. Die Gotteshausleute wur-
den aufs neue als Unterthanen betrachtet und der Abt behaup-
tete, ſelbſt daran nicht gebunden zu ſeyn, was etwa im
Landfrieden zu ihren Gunſten vorkam, denn er ſey ein freier
Herr und der Schirm der Orte könne ihm für ſeine Regie-
rung kein Maaß geben: ſie ſind allmählig wieder katholiſch
geworden. Glücklicherweiſe hatte ſich Toggenburg noch in
dem letzten Moment, bei ſeinem Abzuge von den Städten,
beſſer geſichert; es ward ſeiner Religion und ſeiner Frei-
heiten nicht vollkommen entſetzt, wie viel es auch daran
verlor. Der Abt bediente ſich aller derer, die in den letz-
ten Unruhen aus dem Lande getrieben worden waren, jetzt
zur Regierung deſſelben.
Indeſſen war auch Rapperſchwyl wieder herbeigebracht
worden. Bei der Nachricht von den Vortheilen ihrer Glau-
bensgenoſſen erhoben ſich die Katholiſchen; durch einen Zu-
ſatz von Schwytz verſtärkt, bekamen ſie völlig die Ober-
hand. Die Häupter der evangeliſchen Partei mußten flie-
hen oder ſie wurden getödtet. Damals lebte dort ein ge-
ſchickter Büchſenſchmidt, Michael Wohlgemuth aus Cöln,
der den Muth hatte, ſich im Styl der alten Zeit zu ver-
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/388>, abgerufen am 24.06.2024.
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