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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Verhandlungen zu Nürnberg.
ten die Vermittler anfangs nur die alten Vorschläge, und
zwar noch etwas eingeschränkt. 1

Erst als die sichere Kunde einlief, daß der Sultan
nicht abzuhalten sey, daß er stärker als jemals vorrücke,
begann man sich einander ernstlich zu nähern.

Nicht als ob man daran gedacht hätte, zu einer voll-
ständigen Ausgleichung zu gelangen. Die Protestanten
wünschten nichts als die Stellung, die sie eingenommen,
wenigstens vorläufig von dem Kaiser anerkannt zu sehn.
Sie forderten die Verkündigung eines allgemeinen Friedens

1 Endliche Mittel und Fürschläg, worauf Kais. Mt. uf d'
Schweinfurtischen Handlung empfangenen Bericht -- -- zu handeln
befohlen. Montag nach Bonifacii 10. Juni. Es ist ein Irrthum in
den meisten Ausgaben lutherischer Werke, (z. B. Walch XVII, p.
2202) daß sie zu Schweinfurt eingegeben seyn. Darauf antworteten
nun die Protestanten am 12. Juni. -- Art. 1 vermißten sie die Worte,
"die so sich künftiger Zeit in der Lehre ihrer gethanen Confession und
Apologia einlassen, deren sie sich aus christlicher Pflicht anzunehmen
schuldig erkennen." Art. 2 fehlen beim Concilium die Worte: "daß
es allein nach Gottes reinem Wort determiniren solle"; so geht das fort;
und man sieht, daß sie keineswegs nachgaben. Am 18. Juni baten
sie vielmehr, "daß in den äußerlichen Sachen, so Gottes Wort und die
Gewissen nit belangen, uf einen gemeinen beständigen Landfrieden ge-
handelt, und derselbe ufgericht mocht werden." Diese Wendung der
Dinge wird noch ausdrücklich durch ein Schreiben Johann Friedrichs
an den Grafen von Nuenar, Sonntag nach Jacobi 30. Juli 32 be-
stätigt, worin er sich beklagt, daß er nun schon in die achte Woche
zu Nürnberg liege; und dann die Verhandlungen berichtet. "Ist
von den zwei Churfürsten Ks. Mt. Gemüt so weytleuftigk eingebracht,
das nichts Nutzliches darauf hat gehandelt mugen werden, dan wyr
an unsern Teyl so vil Beschwerungen darynnen vermerket, das wir
myt Got und gutem Gewissen dyselbigen Artikel nicht haben handeln
können. Deßhalben man letzlichen von den Artikeln, die zur Eynigkeit
dynstlyck syn solten, da man sich dergestalt vergleychen sollte, ganz
abgestanden, und davon geredet, wie eyn gemeyner Fried im Reych
aufgericht solt werden." (Weim. Arch.)

Verhandlungen zu Nuͤrnberg.
ten die Vermittler anfangs nur die alten Vorſchläge, und
zwar noch etwas eingeſchränkt. 1

Erſt als die ſichere Kunde einlief, daß der Sultan
nicht abzuhalten ſey, daß er ſtärker als jemals vorrücke,
begann man ſich einander ernſtlich zu nähern.

Nicht als ob man daran gedacht hätte, zu einer voll-
ſtändigen Ausgleichung zu gelangen. Die Proteſtanten
wünſchten nichts als die Stellung, die ſie eingenommen,
wenigſtens vorläufig von dem Kaiſer anerkannt zu ſehn.
Sie forderten die Verkündigung eines allgemeinen Friedens

1 Endliche Mittel und Fuͤrſchlaͤg, worauf Kaiſ. Mt. uf d’
Schweinfurtiſchen Handlung empfangenen Bericht — — zu handeln
befohlen. Montag nach Bonifacii 10. Juni. Es iſt ein Irrthum in
den meiſten Ausgaben lutheriſcher Werke, (z. B. Walch XVII, p.
2202) daß ſie zu Schweinfurt eingegeben ſeyn. Darauf antworteten
nun die Proteſtanten am 12. Juni. — Art. 1 vermißten ſie die Worte,
„die ſo ſich kuͤnftiger Zeit in der Lehre ihrer gethanen Confeſſion und
Apologia einlaſſen, deren ſie ſich aus chriſtlicher Pflicht anzunehmen
ſchuldig erkennen.“ Art. 2 fehlen beim Concilium die Worte: „daß
es allein nach Gottes reinem Wort determiniren ſolle“; ſo geht das fort;
und man ſieht, daß ſie keineswegs nachgaben. Am 18. Juni baten
ſie vielmehr, „daß in den aͤußerlichen Sachen, ſo Gottes Wort und die
Gewiſſen nit belangen, uf einen gemeinen beſtaͤndigen Landfrieden ge-
handelt, und derſelbe ufgericht mocht werden.“ Dieſe Wendung der
Dinge wird noch ausdruͤcklich durch ein Schreiben Johann Friedrichs
an den Grafen von Nuenar, Sonntag nach Jacobi 30. Juli 32 be-
ſtaͤtigt, worin er ſich beklagt, daß er nun ſchon in die achte Woche
zu Nuͤrnberg liege; und dann die Verhandlungen berichtet. „Iſt
von den zwei Churfuͤrſten Kſ. Mt. Gemuͤt ſo weytleuftigk eingebracht,
das nichts Nutzliches darauf hat gehandelt mugen werden, dan wyr
an unſern Teyl ſo vil Beſchwerungen darynnen vermerket, das wir
myt Got und gutem Gewiſſen dyſelbigen Artikel nicht haben handeln
koͤnnen. Deßhalben man letzlichen von den Artikeln, die zur Eynigkeit
dynſtlyck ſyn ſolten, da man ſich dergeſtalt vergleychen ſollte, ganz
abgeſtanden, und davon geredet, wie eyn gemeyner Fried im Reych
aufgericht ſolt werden.“ (Weim. Arch.)
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[415/0431] Verhandlungen zu Nuͤrnberg. ten die Vermittler anfangs nur die alten Vorſchläge, und zwar noch etwas eingeſchränkt. 1 Erſt als die ſichere Kunde einlief, daß der Sultan nicht abzuhalten ſey, daß er ſtärker als jemals vorrücke, begann man ſich einander ernſtlich zu nähern. Nicht als ob man daran gedacht hätte, zu einer voll- ſtändigen Ausgleichung zu gelangen. Die Proteſtanten wünſchten nichts als die Stellung, die ſie eingenommen, wenigſtens vorläufig von dem Kaiſer anerkannt zu ſehn. Sie forderten die Verkündigung eines allgemeinen Friedens 1 Endliche Mittel und Fuͤrſchlaͤg, worauf Kaiſ. Mt. uf d’ Schweinfurtiſchen Handlung empfangenen Bericht — — zu handeln befohlen. Montag nach Bonifacii 10. Juni. Es iſt ein Irrthum in den meiſten Ausgaben lutheriſcher Werke, (z. B. Walch XVII, p. 2202) daß ſie zu Schweinfurt eingegeben ſeyn. Darauf antworteten nun die Proteſtanten am 12. Juni. — Art. 1 vermißten ſie die Worte, „die ſo ſich kuͤnftiger Zeit in der Lehre ihrer gethanen Confeſſion und Apologia einlaſſen, deren ſie ſich aus chriſtlicher Pflicht anzunehmen ſchuldig erkennen.“ Art. 2 fehlen beim Concilium die Worte: „daß es allein nach Gottes reinem Wort determiniren ſolle“; ſo geht das fort; und man ſieht, daß ſie keineswegs nachgaben. Am 18. Juni baten ſie vielmehr, „daß in den aͤußerlichen Sachen, ſo Gottes Wort und die Gewiſſen nit belangen, uf einen gemeinen beſtaͤndigen Landfrieden ge- handelt, und derſelbe ufgericht mocht werden.“ Dieſe Wendung der Dinge wird noch ausdruͤcklich durch ein Schreiben Johann Friedrichs an den Grafen von Nuenar, Sonntag nach Jacobi 30. Juli 32 be- ſtaͤtigt, worin er ſich beklagt, daß er nun ſchon in die achte Woche zu Nuͤrnberg liege; und dann die Verhandlungen berichtet. „Iſt von den zwei Churfuͤrſten Kſ. Mt. Gemuͤt ſo weytleuftigk eingebracht, das nichts Nutzliches darauf hat gehandelt mugen werden, dan wyr an unſern Teyl ſo vil Beſchwerungen darynnen vermerket, das wir myt Got und gutem Gewiſſen dyſelbigen Artikel nicht haben handeln koͤnnen. Deßhalben man letzlichen von den Artikeln, die zur Eynigkeit dynſtlyck ſyn ſolten, da man ſich dergeſtalt vergleychen ſollte, ganz abgeſtanden, und davon geredet, wie eyn gemeyner Fried im Reych aufgericht ſolt werden.“ (Weim. Arch.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/431>, abgerufen am 24.11.2024.