Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Einrichtungen in d. evangelischen Ländern.
den und aufgestellt, auf die man bereits anfing die Pre-
diger zu verpflichten; 1 von den geistlichen Mitgliedern der
Universität gingen die Ordinationen aus.

Und dieses System ward nun auch fast unverändert
auf Hessen übertragen, wo jener erste Entwurf einer auf
die Idee der Gemeine gegründeten Kirchenverfassung längst
beseitigt worden. Visitationen wurden gehalten; die Pfar-
ren, wie der Landgraf rühmt, besser in Stand gesetzt, als
sie jemals gewesen; Superintendenten eingeführt; die got-
tesdienstlichen Einrichtungen nach der Wittenberger Art
und Weise getroffen. Den vornehmsten Unterschied machte,
daß die Kirche in Hessen bei weitem reicher ausgestattet
war, als in dem churfürstlichen Thüringen und Sachsen.
Daher konnte es dort zu einigen großen Stiftungen kom-
men. Im Jahre 1532 wurden die Klöster Wetter und
Kaufungen, mit Einkünften, die man einer kleinen Graf-
schaft gleich geschätzt hat, zur Ausstattung adlicher Fräu-
lein, im Jahre 1533 die Häuser Haina und Merxhausen,
bald darauf auch Hofheim und Gronau zu Landeshospi-
tälern bestimmt. Der Universität Marburg wurden nach
und nach zehn Klöster aus dem obern und niedern Für-
stenthume geradehin einverleibt, und von fünf andern ein
Antheil an den Einkünften gewährt. Ein theologisches
Seminar ward auf Beiträge des Fürsten und sämmtlicher
Bürgerschaften des Landes gegründet. 2

In Lüneburg hatten sich sonst die Jurisdictionen
von Bremen, Verden, Magdeburg und Hildesheim getheilt.

1 Knapp, narratio de Iusto Jona p. 17.
2 Excerpte aus den Acten bei Rommel I, p. 191 und der Note.

Einrichtungen in d. evangeliſchen Laͤndern.
den und aufgeſtellt, auf die man bereits anfing die Pre-
diger zu verpflichten; 1 von den geiſtlichen Mitgliedern der
Univerſität gingen die Ordinationen aus.

Und dieſes Syſtem ward nun auch faſt unverändert
auf Heſſen übertragen, wo jener erſte Entwurf einer auf
die Idee der Gemeine gegründeten Kirchenverfaſſung längſt
beſeitigt worden. Viſitationen wurden gehalten; die Pfar-
ren, wie der Landgraf rühmt, beſſer in Stand geſetzt, als
ſie jemals geweſen; Superintendenten eingeführt; die got-
tesdienſtlichen Einrichtungen nach der Wittenberger Art
und Weiſe getroffen. Den vornehmſten Unterſchied machte,
daß die Kirche in Heſſen bei weitem reicher ausgeſtattet
war, als in dem churfürſtlichen Thüringen und Sachſen.
Daher konnte es dort zu einigen großen Stiftungen kom-
men. Im Jahre 1532 wurden die Klöſter Wetter und
Kaufungen, mit Einkünften, die man einer kleinen Graf-
ſchaft gleich geſchätzt hat, zur Ausſtattung adlicher Fräu-
lein, im Jahre 1533 die Häuſer Haina und Merxhauſen,
bald darauf auch Hofheim und Gronau zu Landeshospi-
tälern beſtimmt. Der Univerſität Marburg wurden nach
und nach zehn Klöſter aus dem obern und niedern Für-
ſtenthume geradehin einverleibt, und von fünf andern ein
Antheil an den Einkünften gewährt. Ein theologiſches
Seminar ward auf Beiträge des Fürſten und ſämmtlicher
Bürgerſchaften des Landes gegründet. 2

In Lüneburg hatten ſich ſonſt die Jurisdictionen
von Bremen, Verden, Magdeburg und Hildesheim getheilt.

1 Knapp, narratio de Iusto Jona p. 17.
2 Excerpte aus den Acten bei Rommel I, p. 191 und der Note.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0487" n="471"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Einrichtungen in d. evangeli&#x017F;chen La&#x0364;ndern</hi>.</fw><lb/>
den und aufge&#x017F;tellt, auf die man bereits anfing die Pre-<lb/>
diger zu verpflichten; <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Knapp, narratio de Iusto Jona p.</hi> 17.</note> von den gei&#x017F;tlichen Mitgliedern der<lb/>
Univer&#x017F;ität gingen die Ordinationen aus.</p><lb/>
          <p>Und die&#x017F;es Sy&#x017F;tem ward nun auch fa&#x017F;t unverändert<lb/>
auf He&#x017F;&#x017F;en übertragen, wo jener er&#x017F;te Entwurf einer auf<lb/>
die Idee der Gemeine gegründeten Kirchenverfa&#x017F;&#x017F;ung läng&#x017F;t<lb/>
be&#x017F;eitigt worden. Vi&#x017F;itationen wurden gehalten; die Pfar-<lb/>
ren, wie der Landgraf rühmt, be&#x017F;&#x017F;er in Stand ge&#x017F;etzt, als<lb/>
&#x017F;ie jemals gewe&#x017F;en; Superintendenten eingeführt; die got-<lb/>
tesdien&#x017F;tlichen Einrichtungen nach der Wittenberger Art<lb/>
und Wei&#x017F;e getroffen. Den vornehm&#x017F;ten Unter&#x017F;chied machte,<lb/>
daß die Kirche in He&#x017F;&#x017F;en bei weitem reicher ausge&#x017F;tattet<lb/>
war, als in dem churfür&#x017F;tlichen Thüringen und Sach&#x017F;en.<lb/>
Daher konnte es dort zu einigen großen Stiftungen kom-<lb/>
men. Im Jahre 1532 wurden die Klö&#x017F;ter Wetter und<lb/>
Kaufungen, mit Einkünften, die man einer kleinen Graf-<lb/>
&#x017F;chaft gleich ge&#x017F;chätzt hat, zur Aus&#x017F;tattung adlicher Fräu-<lb/>
lein, im Jahre 1533 die Häu&#x017F;er Haina und Merxhau&#x017F;en,<lb/>
bald darauf auch Hofheim und Gronau zu Landeshospi-<lb/>
tälern be&#x017F;timmt. Der Univer&#x017F;ität Marburg wurden nach<lb/>
und nach zehn Klö&#x017F;ter aus dem obern und niedern Für-<lb/>
&#x017F;tenthume geradehin einverleibt, und von fünf andern ein<lb/>
Antheil an den Einkünften gewährt. Ein theologi&#x017F;ches<lb/>
Seminar ward auf Beiträge des Für&#x017F;ten und &#x017F;ämmtlicher<lb/>
Bürger&#x017F;chaften des Landes gegründet. <note place="foot" n="2">Excerpte aus den Acten bei Rommel <hi rendition="#aq">I, p.</hi> 191 und der Note.</note></p><lb/>
          <p>In Lüneburg hatten &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t die Jurisdictionen<lb/>
von Bremen, Verden, Magdeburg und Hildesheim getheilt.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[471/0487] Einrichtungen in d. evangeliſchen Laͤndern. den und aufgeſtellt, auf die man bereits anfing die Pre- diger zu verpflichten; 1 von den geiſtlichen Mitgliedern der Univerſität gingen die Ordinationen aus. Und dieſes Syſtem ward nun auch faſt unverändert auf Heſſen übertragen, wo jener erſte Entwurf einer auf die Idee der Gemeine gegründeten Kirchenverfaſſung längſt beſeitigt worden. Viſitationen wurden gehalten; die Pfar- ren, wie der Landgraf rühmt, beſſer in Stand geſetzt, als ſie jemals geweſen; Superintendenten eingeführt; die got- tesdienſtlichen Einrichtungen nach der Wittenberger Art und Weiſe getroffen. Den vornehmſten Unterſchied machte, daß die Kirche in Heſſen bei weitem reicher ausgeſtattet war, als in dem churfürſtlichen Thüringen und Sachſen. Daher konnte es dort zu einigen großen Stiftungen kom- men. Im Jahre 1532 wurden die Klöſter Wetter und Kaufungen, mit Einkünften, die man einer kleinen Graf- ſchaft gleich geſchätzt hat, zur Ausſtattung adlicher Fräu- lein, im Jahre 1533 die Häuſer Haina und Merxhauſen, bald darauf auch Hofheim und Gronau zu Landeshospi- tälern beſtimmt. Der Univerſität Marburg wurden nach und nach zehn Klöſter aus dem obern und niedern Für- ſtenthume geradehin einverleibt, und von fünf andern ein Antheil an den Einkünften gewährt. Ein theologiſches Seminar ward auf Beiträge des Fürſten und ſämmtlicher Bürgerſchaften des Landes gegründet. 2 In Lüneburg hatten ſich ſonſt die Jurisdictionen von Bremen, Verden, Magdeburg und Hildesheim getheilt. 1 Knapp, narratio de Iusto Jona p. 17. 2 Excerpte aus den Acten bei Rommel I, p. 191 und der Note.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/487
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/487>, abgerufen am 24.11.2024.