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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Zweites Capitel.
Christenheit, Basel und Costnitz dem Reiche verloren ge-
gangen; die einzige Absicht der östreichischen Brüder sey,
das Reich erblich zu machen, und sich auf alle Weise zu
vergrößern, wie denn Don Ferdinand vor kurzem Salzburg
an sich zu ziehn gesucht; -- hierauf sollen sie dieselben auf-
fordern, zur Wahl eines neuen Kaisers zu schreiten, einen
Mann dazu zu erheben, der Gerechtigkeit handhabe und das
deutsche gemeine Wesen wieder in seinen alten Zustand brin-
gen könne, der zugleich gut katholisch gesinnt und fähig sey,
die Ketzereien zu vertilgen. Mit einem solchen Kaiser soll
der König von Frankreich versprechen, sich auf das engste
zu verbinden. 1

Merkwürdig aber, indessen hatte sich auch die entgegen-
gesetzte evangelische Partei den Oppositionsmächten genähert.

Auch einen Gesandten des Landgrafen von Hessen Dr.
Walter finden wir in Frankreich. Einen andern sehen wir
den Weg zu Johann Zapolya einschlagen. Wir begleiten
ihn -- es ist Doctor Pack -- auf seiner ganzen Reise. In
der Charwoche 1528 finden wir ihn in Senftenberg, wo
er sich für einen meißnischen Domherrn ausgiebt; Ostern
zu Breslau wo er sich mit einem Diener versieht, der pol-
nisch spricht; 18. April in Cracau. Hier, in der Kirche
St. Barbara hat er seine erste Zusammenkunft mit einem
Angehörigen des Woiwoden; sie finden nöthig, daß er die-
sen selbst besuche. Wie nun Pack in der Nähe von Tar-

1 Der Schluß lautet. Au surplus nos princes sont delibe-
res de n'obmettre rien de leur labeur et vigilance, et d'essayer
tous les moyens, qu'ils verront etre necessaires pour la fin de
cette affaire et qu'ils ont esperance, dieu aidant et la bonte du
roi tres chretien achever l'affaire ainsi qu'ils le desirent.

Fuͤnftes Buch. Zweites Capitel.
Chriſtenheit, Baſel und Coſtnitz dem Reiche verloren ge-
gangen; die einzige Abſicht der öſtreichiſchen Brüder ſey,
das Reich erblich zu machen, und ſich auf alle Weiſe zu
vergrößern, wie denn Don Ferdinand vor kurzem Salzburg
an ſich zu ziehn geſucht; — hierauf ſollen ſie dieſelben auf-
fordern, zur Wahl eines neuen Kaiſers zu ſchreiten, einen
Mann dazu zu erheben, der Gerechtigkeit handhabe und das
deutſche gemeine Weſen wieder in ſeinen alten Zuſtand brin-
gen könne, der zugleich gut katholiſch geſinnt und fähig ſey,
die Ketzereien zu vertilgen. Mit einem ſolchen Kaiſer ſoll
der König von Frankreich verſprechen, ſich auf das engſte
zu verbinden. 1

Merkwürdig aber, indeſſen hatte ſich auch die entgegen-
geſetzte evangeliſche Partei den Oppoſitionsmächten genähert.

Auch einen Geſandten des Landgrafen von Heſſen Dr.
Walter finden wir in Frankreich. Einen andern ſehen wir
den Weg zu Johann Zapolya einſchlagen. Wir begleiten
ihn — es iſt Doctor Pack — auf ſeiner ganzen Reiſe. In
der Charwoche 1528 finden wir ihn in Senftenberg, wo
er ſich für einen meißniſchen Domherrn ausgiebt; Oſtern
zu Breslau wo er ſich mit einem Diener verſieht, der pol-
niſch ſpricht; 18. April in Cracau. Hier, in der Kirche
St. Barbara hat er ſeine erſte Zuſammenkunft mit einem
Angehörigen des Woiwoden; ſie finden nöthig, daß er die-
ſen ſelbſt beſuche. Wie nun Pack in der Nähe von Tar-

1 Der Schluß lautet. Au surplus nos princes sont delibe-
rés de n’obmettre rien de leur labeur et vigilance, et d’essayer
tous les moyens, qu’ils verront être necessaires pour la fin de
cette affaire et qu’ils ont esperance, dieu aidant et la bonté du
roi tres chrétien achever l’affaire ainsi qu’ils le desirent.
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[36/0052] Fuͤnftes Buch. Zweites Capitel. Chriſtenheit, Baſel und Coſtnitz dem Reiche verloren ge- gangen; die einzige Abſicht der öſtreichiſchen Brüder ſey, das Reich erblich zu machen, und ſich auf alle Weiſe zu vergrößern, wie denn Don Ferdinand vor kurzem Salzburg an ſich zu ziehn geſucht; — hierauf ſollen ſie dieſelben auf- fordern, zur Wahl eines neuen Kaiſers zu ſchreiten, einen Mann dazu zu erheben, der Gerechtigkeit handhabe und das deutſche gemeine Weſen wieder in ſeinen alten Zuſtand brin- gen könne, der zugleich gut katholiſch geſinnt und fähig ſey, die Ketzereien zu vertilgen. Mit einem ſolchen Kaiſer ſoll der König von Frankreich verſprechen, ſich auf das engſte zu verbinden. 1 Merkwürdig aber, indeſſen hatte ſich auch die entgegen- geſetzte evangeliſche Partei den Oppoſitionsmächten genähert. Auch einen Geſandten des Landgrafen von Heſſen Dr. Walter finden wir in Frankreich. Einen andern ſehen wir den Weg zu Johann Zapolya einſchlagen. Wir begleiten ihn — es iſt Doctor Pack — auf ſeiner ganzen Reiſe. In der Charwoche 1528 finden wir ihn in Senftenberg, wo er ſich für einen meißniſchen Domherrn ausgiebt; Oſtern zu Breslau wo er ſich mit einem Diener verſieht, der pol- niſch ſpricht; 18. April in Cracau. Hier, in der Kirche St. Barbara hat er ſeine erſte Zuſammenkunft mit einem Angehörigen des Woiwoden; ſie finden nöthig, daß er die- ſen ſelbſt beſuche. Wie nun Pack in der Nähe von Tar- 1 Der Schluß lautet. Au surplus nos princes sont delibe- rés de n’obmettre rien de leur labeur et vigilance, et d’essayer tous les moyens, qu’ils verront être necessaires pour la fin de cette affaire et qu’ils ont esperance, dieu aidant et la bonté du roi tres chrétien achever l’affaire ainsi qu’ils le desirent.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/52>, abgerufen am 27.11.2024.