Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.Fünftes Buch. Zweites Capitel. Christenheit, Basel und Costnitz dem Reiche verloren ge-gangen; die einzige Absicht der östreichischen Brüder sey, das Reich erblich zu machen, und sich auf alle Weise zu vergrößern, wie denn Don Ferdinand vor kurzem Salzburg an sich zu ziehn gesucht; -- hierauf sollen sie dieselben auf- fordern, zur Wahl eines neuen Kaisers zu schreiten, einen Mann dazu zu erheben, der Gerechtigkeit handhabe und das deutsche gemeine Wesen wieder in seinen alten Zustand brin- gen könne, der zugleich gut katholisch gesinnt und fähig sey, die Ketzereien zu vertilgen. Mit einem solchen Kaiser soll der König von Frankreich versprechen, sich auf das engste zu verbinden. 1 Merkwürdig aber, indessen hatte sich auch die entgegen- Auch einen Gesandten des Landgrafen von Hessen Dr. 1 Der Schluß lautet. Au surplus nos princes sont delibe-
res de n'obmettre rien de leur labeur et vigilance, et d'essayer tous les moyens, qu'ils verront etre necessaires pour la fin de cette affaire et qu'ils ont esperance, dieu aidant et la bonte du roi tres chretien achever l'affaire ainsi qu'ils le desirent. Fuͤnftes Buch. Zweites Capitel. Chriſtenheit, Baſel und Coſtnitz dem Reiche verloren ge-gangen; die einzige Abſicht der öſtreichiſchen Brüder ſey, das Reich erblich zu machen, und ſich auf alle Weiſe zu vergrößern, wie denn Don Ferdinand vor kurzem Salzburg an ſich zu ziehn geſucht; — hierauf ſollen ſie dieſelben auf- fordern, zur Wahl eines neuen Kaiſers zu ſchreiten, einen Mann dazu zu erheben, der Gerechtigkeit handhabe und das deutſche gemeine Weſen wieder in ſeinen alten Zuſtand brin- gen könne, der zugleich gut katholiſch geſinnt und fähig ſey, die Ketzereien zu vertilgen. Mit einem ſolchen Kaiſer ſoll der König von Frankreich verſprechen, ſich auf das engſte zu verbinden. 1 Merkwürdig aber, indeſſen hatte ſich auch die entgegen- Auch einen Geſandten des Landgrafen von Heſſen Dr. 1 Der Schluß lautet. Au surplus nos princes sont delibe-
rés de n’obmettre rien de leur labeur et vigilance, et d’essayer tous les moyens, qu’ils verront être necessaires pour la fin de cette affaire et qu’ils ont esperance, dieu aidant et la bonté du roi tres chrétien achever l’affaire ainsi qu’ils le desirent. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0052" n="36"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fuͤnftes Buch. Zweites Capitel</hi>.</fw><lb/> Chriſtenheit, Baſel und Coſtnitz dem Reiche verloren ge-<lb/> gangen; die einzige Abſicht der öſtreichiſchen Brüder ſey,<lb/> das Reich erblich zu machen, und ſich auf alle Weiſe zu<lb/> vergrößern, wie denn Don Ferdinand vor kurzem Salzburg<lb/> an ſich zu ziehn geſucht; — hierauf ſollen ſie dieſelben auf-<lb/> fordern, zur Wahl eines neuen Kaiſers zu ſchreiten, einen<lb/> Mann dazu zu erheben, der Gerechtigkeit handhabe und das<lb/> deutſche gemeine Weſen wieder in ſeinen alten Zuſtand brin-<lb/> gen könne, der zugleich gut katholiſch geſinnt und fähig ſey,<lb/> die Ketzereien zu vertilgen. Mit einem ſolchen Kaiſer ſoll<lb/> der König von Frankreich verſprechen, ſich auf das engſte<lb/> zu verbinden. <note place="foot" n="1">Der Schluß lautet. <hi rendition="#aq">Au surplus nos princes sont delibe-<lb/> rés de n’obmettre rien de leur labeur et vigilance, et d’essayer<lb/> tous les moyens, qu’ils verront être necessaires pour la fin de<lb/> cette affaire et qu’ils ont esperance, dieu aidant et la bonté du<lb/> roi tres chrétien achever l’affaire ainsi qu’ils le desirent.</hi></note></p><lb/> <p>Merkwürdig aber, indeſſen hatte ſich auch die entgegen-<lb/> geſetzte evangeliſche Partei den Oppoſitionsmächten genähert.</p><lb/> <p>Auch einen Geſandten des Landgrafen von Heſſen Dr.<lb/> Walter finden wir in Frankreich. Einen andern ſehen wir<lb/> den Weg zu Johann Zapolya einſchlagen. Wir begleiten<lb/> ihn — es iſt Doctor Pack — auf ſeiner ganzen Reiſe. In<lb/> der Charwoche 1528 finden wir ihn in Senftenberg, wo<lb/> er ſich für einen meißniſchen Domherrn ausgiebt; Oſtern<lb/> zu Breslau wo er ſich mit einem Diener verſieht, der pol-<lb/> niſch ſpricht; 18. April in Cracau. Hier, in der Kirche<lb/> St. Barbara hat er ſeine erſte Zuſammenkunft mit einem<lb/> Angehörigen des Woiwoden; ſie finden nöthig, daß er die-<lb/> ſen ſelbſt beſuche. Wie nun Pack in der Nähe von Tar-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0052]
Fuͤnftes Buch. Zweites Capitel.
Chriſtenheit, Baſel und Coſtnitz dem Reiche verloren ge-
gangen; die einzige Abſicht der öſtreichiſchen Brüder ſey,
das Reich erblich zu machen, und ſich auf alle Weiſe zu
vergrößern, wie denn Don Ferdinand vor kurzem Salzburg
an ſich zu ziehn geſucht; — hierauf ſollen ſie dieſelben auf-
fordern, zur Wahl eines neuen Kaiſers zu ſchreiten, einen
Mann dazu zu erheben, der Gerechtigkeit handhabe und das
deutſche gemeine Weſen wieder in ſeinen alten Zuſtand brin-
gen könne, der zugleich gut katholiſch geſinnt und fähig ſey,
die Ketzereien zu vertilgen. Mit einem ſolchen Kaiſer ſoll
der König von Frankreich verſprechen, ſich auf das engſte
zu verbinden. 1
Merkwürdig aber, indeſſen hatte ſich auch die entgegen-
geſetzte evangeliſche Partei den Oppoſitionsmächten genähert.
Auch einen Geſandten des Landgrafen von Heſſen Dr.
Walter finden wir in Frankreich. Einen andern ſehen wir
den Weg zu Johann Zapolya einſchlagen. Wir begleiten
ihn — es iſt Doctor Pack — auf ſeiner ganzen Reiſe. In
der Charwoche 1528 finden wir ihn in Senftenberg, wo
er ſich für einen meißniſchen Domherrn ausgiebt; Oſtern
zu Breslau wo er ſich mit einem Diener verſieht, der pol-
niſch ſpricht; 18. April in Cracau. Hier, in der Kirche
St. Barbara hat er ſeine erſte Zuſammenkunft mit einem
Angehörigen des Woiwoden; ſie finden nöthig, daß er die-
ſen ſelbſt beſuche. Wie nun Pack in der Nähe von Tar-
1 Der Schluß lautet. Au surplus nos princes sont delibe-
rés de n’obmettre rien de leur labeur et vigilance, et d’essayer
tous les moyens, qu’ils verront être necessaires pour la fin de
cette affaire et qu’ils ont esperance, dieu aidant et la bonté du
roi tres chrétien achever l’affaire ainsi qu’ils le desirent.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |