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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Neuntes Capitel.
pflanzte ein und der andere Fahnenträger sein Zeichen auf
den Wällen auf. Man hatte sie aber eben darum ruhig
kommen lassen, um sie in der Nähe desto sicherer zu ver-
derben. Jetzt erst ging das Geschütz in die dichtgeschaar-
ten herandringenden Haufen ab. Die Weiber warfen den
Heraufklimmenden brennende Pechkränze um den Hals, 1
oder sie gossen den Kalk, den sie in den Kesseln gekocht,
glühend über sie her; der Sturm ward vollständig abge-
schlagen, ohne daß es der Theilnahme der Weiterzurückauf-
gestellten bedurft hätte; die Einwohner hatten eine Schlag-
fertigkeit bewiesen, welche den Landsknechten den Muth zu
einer Wiederholung ihres Anfalles benahm.

Der Fürst mußte sich begnügen, die Stadt mit eini-
gen Blockhäusern zu umgeben; nur durch eine neue Steuer
konnte er das Geld aufbringen, dessen er hierzu bedurfte.

Nothwendig wuchs nun aber durch einen so glänzen-
den Sieg der Muth der Wiedertäufer.

Im October nach jenem Abendmahl, wurde einigen
Gläubigen aufgegeben, sich in die nächsten Städte zu ver-
fügen und die Wunder auszubreiten, die bei ihnen gesche-

1 Noch ein Beispiel von Kersenbroiks Schilderung. Piceas
coronas adhibita face incendunt, atque ita fragrantes furculis qui-
busdam ferreis in ascendentium colla injiciunt, qui horrendis flam-
mis ipsa arma penetrantibus miseris modis excruciati sorsum deur-
sumque cursitant majorique motu flammas exsuscitant et frustra
chirotecis e crassioribus femorum pellibus ad hoc comparatis ar-
dentia serta eximere tentant, ita enim fragranti pice et resina
contrahuntur, ut manus inde retrahere nequeant: tandem quidam
eorum proni concidunt, seseque in terra algenti prae intolerabili
cruciatu ita volvunt ut herbae circumquaque flammas emarces-
cerent: hinc magno clamore animam evomunt; alii vero conceptas
flammas restincturi in fossas proruunt et pondere armorum de-
pressi subsidunt.

Sechstes Buch. Neuntes Capitel.
pflanzte ein und der andere Fahnenträger ſein Zeichen auf
den Wällen auf. Man hatte ſie aber eben darum ruhig
kommen laſſen, um ſie in der Nähe deſto ſicherer zu ver-
derben. Jetzt erſt ging das Geſchütz in die dichtgeſchaar-
ten herandringenden Haufen ab. Die Weiber warfen den
Heraufklimmenden brennende Pechkränze um den Hals, 1
oder ſie goſſen den Kalk, den ſie in den Keſſeln gekocht,
glühend über ſie her; der Sturm ward vollſtändig abge-
ſchlagen, ohne daß es der Theilnahme der Weiterzurückauf-
geſtellten bedurft hätte; die Einwohner hatten eine Schlag-
fertigkeit bewieſen, welche den Landsknechten den Muth zu
einer Wiederholung ihres Anfalles benahm.

Der Fürſt mußte ſich begnügen, die Stadt mit eini-
gen Blockhäuſern zu umgeben; nur durch eine neue Steuer
konnte er das Geld aufbringen, deſſen er hierzu bedurfte.

Nothwendig wuchs nun aber durch einen ſo glänzen-
den Sieg der Muth der Wiedertäufer.

Im October nach jenem Abendmahl, wurde einigen
Gläubigen aufgegeben, ſich in die nächſten Städte zu ver-
fügen und die Wunder auszubreiten, die bei ihnen geſche-

1 Noch ein Beiſpiel von Kerſenbroiks Schilderung. Piceas
coronas adhibita face incendunt, atque ita fragrantes furculis qui-
busdam ferreis in ascendentium colla injiciunt, qui horrendis flam-
mis ipsa arma penetrantibus miseris modis excruciati sorsum deur-
sumque cursitant majorique motu flammas exsuscitant et frustra
chirotecis e crassioribus femorum pellibus ad hoc comparatis ar-
dentia serta eximere tentant, ita enim fragranti pice et resina
contrahuntur, ut manus inde retrahere nequeant: tandem quidam
eorum proni concidunt, seseque in terra algenti prae intolerabili
cruciatu ita volvunt ut herbae circumquaque flammas emarces-
cerent: hinc magno clamore animam evomunt; alii vero conceptas
flammas restincturi in fossas proruunt et pondere armorum de-
pressi subsidunt.
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[544/0560] Sechstes Buch. Neuntes Capitel. pflanzte ein und der andere Fahnenträger ſein Zeichen auf den Wällen auf. Man hatte ſie aber eben darum ruhig kommen laſſen, um ſie in der Nähe deſto ſicherer zu ver- derben. Jetzt erſt ging das Geſchütz in die dichtgeſchaar- ten herandringenden Haufen ab. Die Weiber warfen den Heraufklimmenden brennende Pechkränze um den Hals, 1 oder ſie goſſen den Kalk, den ſie in den Keſſeln gekocht, glühend über ſie her; der Sturm ward vollſtändig abge- ſchlagen, ohne daß es der Theilnahme der Weiterzurückauf- geſtellten bedurft hätte; die Einwohner hatten eine Schlag- fertigkeit bewieſen, welche den Landsknechten den Muth zu einer Wiederholung ihres Anfalles benahm. Der Fürſt mußte ſich begnügen, die Stadt mit eini- gen Blockhäuſern zu umgeben; nur durch eine neue Steuer konnte er das Geld aufbringen, deſſen er hierzu bedurfte. Nothwendig wuchs nun aber durch einen ſo glänzen- den Sieg der Muth der Wiedertäufer. Im October nach jenem Abendmahl, wurde einigen Gläubigen aufgegeben, ſich in die nächſten Städte zu ver- fügen und die Wunder auszubreiten, die bei ihnen geſche- 1 Noch ein Beiſpiel von Kerſenbroiks Schilderung. Piceas coronas adhibita face incendunt, atque ita fragrantes furculis qui- busdam ferreis in ascendentium colla injiciunt, qui horrendis flam- mis ipsa arma penetrantibus miseris modis excruciati sorsum deur- sumque cursitant majorique motu flammas exsuscitant et frustra chirotecis e crassioribus femorum pellibus ad hoc comparatis ar- dentia serta eximere tentant, ita enim fragranti pice et resina contrahuntur, ut manus inde retrahere nequeant: tandem quidam eorum proni concidunt, seseque in terra algenti prae intolerabili cruciatu ita volvunt ut herbae circumquaque flammas emarces- cerent: hinc magno clamore animam evomunt; alii vero conceptas flammas restincturi in fossas proruunt et pondere armorum de- pressi subsidunt.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/560>, abgerufen am 22.11.2024.