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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Neuntes Capitel.
mehrere tausend stark, setzten nach Overyssel über; in dem
Bergkloster in der Gegend von Hasselt dachten sie mit an-
dern Gläubigen zusammenzutreffen. Es ist als hätten sie
geglaubt, von den Klöstern her, von wo einst das Chri-
stenthum ausgebreitet worden, das Land mit der Wieder-
taufe zu erfüllen und alsdann ihren vermeinten König auf-
zusuchen. Allein die organisirte bewaffnete Macht war in
diesen Provinzen stärker als diese ungeordneten Haufen.
Die Gröninger und Holländer wurden ohne Mühe noch
auf dem Wege zerstreut. 1 Oldenkloster, das die Wieder-
täufer bereits eingenommen, leistete einigen Widerstand;
es konnte nicht ohne Verlust wieder erobert werden.
Noch später machten sie einen Versuch, Amsterdam für
den König Zions einzunehmen und setzten sich wirklich
einst bei Nacht in Besitz des Rathhauses, wiewohl nur
für eben diese Nacht. 2 Sie wollten die Bedingungen
nicht bemerken, unter denen es ihren Glaubensgenossen in
Münster gelungen war, zur Gewalt zu gelangen: und schrie-
ben ihr dortiges Glück einer wunderbaren Veranstaltung

1 Extraict de ce, que Maistre Everard Nicolai conseiller
au grand conseil ordonne a Malines escript a son frere Mr. Ni-
colas Nicolai. Les Anabaptistes par instigation et messaiges se
sont esmeus et rassembles en nombre de plusieurs mille sur la
cote de la mer d'Hollande pour dela neviger au pays d'Overys-
sel ou ils devaient a certain jour prefix tenir communication de
leurs affaires dedans un monastere qui s'appelle Bergklooster au-
pres de la ville de Hasselt; etc.
Nicolai war ausdrücklich dahin
gegangen, um sie zu bekehren. Nach ihm waren es 20 Fahrzeuge und
3000 Menschen gewesen. Er fand jedoch nur noch 5 Männer und
13 Weiber, die er denn bald von ihrem Irrthum überzeugte.
2 Hortensius tumultuum Anabaptistarum liber unus bei
Schardius Scriptt. R. Germ. II, 310.

Sechstes Buch. Neuntes Capitel.
mehrere tauſend ſtark, ſetzten nach Overyſſel über; in dem
Bergkloſter in der Gegend von Haſſelt dachten ſie mit an-
dern Gläubigen zuſammenzutreffen. Es iſt als hätten ſie
geglaubt, von den Klöſtern her, von wo einſt das Chri-
ſtenthum ausgebreitet worden, das Land mit der Wieder-
taufe zu erfüllen und alsdann ihren vermeinten König auf-
zuſuchen. Allein die organiſirte bewaffnete Macht war in
dieſen Provinzen ſtärker als dieſe ungeordneten Haufen.
Die Gröninger und Holländer wurden ohne Mühe noch
auf dem Wege zerſtreut. 1 Oldenkloſter, das die Wieder-
täufer bereits eingenommen, leiſtete einigen Widerſtand;
es konnte nicht ohne Verluſt wieder erobert werden.
Noch ſpäter machten ſie einen Verſuch, Amſterdam für
den König Zions einzunehmen und ſetzten ſich wirklich
einſt bei Nacht in Beſitz des Rathhauſes, wiewohl nur
für eben dieſe Nacht. 2 Sie wollten die Bedingungen
nicht bemerken, unter denen es ihren Glaubensgenoſſen in
Münſter gelungen war, zur Gewalt zu gelangen: und ſchrie-
ben ihr dortiges Glück einer wunderbaren Veranſtaltung

1 Extraict de ce, que Maistre Everard Nicolai conseiller
au grand conseil ordonné à Malines escript à son frère Mr. Ni-
colas Nicolai. Les Anabaptistes par instigation et messaiges se
sont esmeus et rassemblés en nombre de plusieurs mille sur la
côte de la mer d’Hollande pour dela neviger au pays d’Overys-
sel où ils devaient à certain jour préfix tenir communication de
leurs affaires dedans un monastère qui s’appelle Bergklooster au-
près de la ville de Hasselt; etc.
Nicolai war ausdruͤcklich dahin
gegangen, um ſie zu bekehren. Nach ihm waren es 20 Fahrzeuge und
3000 Menſchen geweſen. Er fand jedoch nur noch 5 Maͤnner und
13 Weiber, die er denn bald von ihrem Irrthum uͤberzeugte.
2 Hortensius tumultuum Anabaptistarum liber unus bei
Schardius Scriptt. R. Germ. II, 310.
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[554/0570] Sechstes Buch. Neuntes Capitel. mehrere tauſend ſtark, ſetzten nach Overyſſel über; in dem Bergkloſter in der Gegend von Haſſelt dachten ſie mit an- dern Gläubigen zuſammenzutreffen. Es iſt als hätten ſie geglaubt, von den Klöſtern her, von wo einſt das Chri- ſtenthum ausgebreitet worden, das Land mit der Wieder- taufe zu erfüllen und alsdann ihren vermeinten König auf- zuſuchen. Allein die organiſirte bewaffnete Macht war in dieſen Provinzen ſtärker als dieſe ungeordneten Haufen. Die Gröninger und Holländer wurden ohne Mühe noch auf dem Wege zerſtreut. 1 Oldenkloſter, das die Wieder- täufer bereits eingenommen, leiſtete einigen Widerſtand; es konnte nicht ohne Verluſt wieder erobert werden. Noch ſpäter machten ſie einen Verſuch, Amſterdam für den König Zions einzunehmen und ſetzten ſich wirklich einſt bei Nacht in Beſitz des Rathhauſes, wiewohl nur für eben dieſe Nacht. 2 Sie wollten die Bedingungen nicht bemerken, unter denen es ihren Glaubensgenoſſen in Münſter gelungen war, zur Gewalt zu gelangen: und ſchrie- ben ihr dortiges Glück einer wunderbaren Veranſtaltung 1 Extraict de ce, que Maistre Everard Nicolai conseiller au grand conseil ordonné à Malines escript à son frère Mr. Ni- colas Nicolai. Les Anabaptistes par instigation et messaiges se sont esmeus et rassemblés en nombre de plusieurs mille sur la côte de la mer d’Hollande pour dela neviger au pays d’Overys- sel où ils devaient à certain jour préfix tenir communication de leurs affaires dedans un monastère qui s’appelle Bergklooster au- près de la ville de Hasselt; etc. Nicolai war ausdruͤcklich dahin gegangen, um ſie zu bekehren. Nach ihm waren es 20 Fahrzeuge und 3000 Menſchen geweſen. Er fand jedoch nur noch 5 Maͤnner und 13 Weiber, die er denn bald von ihrem Irrthum uͤberzeugte. 2 Hortensius tumultuum Anabaptistarum liber unus bei Schardius Scriptt. R. Germ. II, 310.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/570>, abgerufen am 22.11.2024.