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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Packische Händel 1528.
jenes Anschlages von Reichswegen gemahnt ward. Pack
hierüber angegangen, erklärte ohne Verlegenheit, er habe
das Geld einem Nürnberger Bürger, des Namens Friede-
mann, eingehändigt, der es auch in der That dem Regi-
ment abgeliefert, aber von diesem keine Quittung bekommen
habe, weil noch alte unbezahlte Reste da seyen. Er legte
hierüber Brief und Siegel Friedemanns bei. Natürlich
ging man nun diesen selber an. Wie sehr mußte man er-
staunen, als der ehrsame Bürger erklärte, er kenne Doctor
Pack so gut wie gar nicht, habe nie mit ihm Geschäfte ge-
habt, nie von ihm Geld empfangen; auch würde ihm ja
das Regiment eine Quittung für die Summe, die er wirk-
lich erlegt hätte, wenn gleich nicht für die ganze Schuld
gezahlt haben; Handschrift und Siegel, welche der Doctor
eingesandt, könne unmöglich den seinen gleich seyn. Dort
im Archiv finden sich beide Actenstücke, und in der That
ist die Handschrift, welche Pack beigebracht, von der ächten
des Friedemann gänzlich verschieden. Genug, Pack war
schon in Verfälschungen geübt, als sich ihm diese neue Ge-
legenheit, grandioser als jemals, darbot, Geld zu machen.
Er benutzte sie, wie wir sahen, auf eine Weise, daß Deutsch-
land darüber beinahe in innerlichen Krieg gerathen wäre.
Er selbst hat später nicht mehr auf der Aechtheit seines Mach-
werks bestanden. Er ließ die Behauptung, daß er ein mit
den Siegeln aller Fürsten bekräftigtes Original in Händen
gehabt, am Ende fahren, und gab nur an, ein böhmischer
1

1 Verhör Wurisyns in einem Convolut des Dresdner Archivs
betitelt Händel betreffend des Dr. Otto Pack mit Caspar Wurisyn.
Ich bemerke ausdrücklich, daß ich mich in der ganzen Darstellung auf
nichts stütze, was Pack auf der Folter bekannt hat.

Packiſche Haͤndel 1528.
jenes Anſchlages von Reichswegen gemahnt ward. Pack
hierüber angegangen, erklärte ohne Verlegenheit, er habe
das Geld einem Nürnberger Bürger, des Namens Friede-
mann, eingehändigt, der es auch in der That dem Regi-
ment abgeliefert, aber von dieſem keine Quittung bekommen
habe, weil noch alte unbezahlte Reſte da ſeyen. Er legte
hierüber Brief und Siegel Friedemanns bei. Natürlich
ging man nun dieſen ſelber an. Wie ſehr mußte man er-
ſtaunen, als der ehrſame Bürger erklärte, er kenne Doctor
Pack ſo gut wie gar nicht, habe nie mit ihm Geſchäfte ge-
habt, nie von ihm Geld empfangen; auch würde ihm ja
das Regiment eine Quittung für die Summe, die er wirk-
lich erlegt hätte, wenn gleich nicht für die ganze Schuld
gezahlt haben; Handſchrift und Siegel, welche der Doctor
eingeſandt, könne unmöglich den ſeinen gleich ſeyn. Dort
im Archiv finden ſich beide Actenſtücke, und in der That
iſt die Handſchrift, welche Pack beigebracht, von der ächten
des Friedemann gänzlich verſchieden. Genug, Pack war
ſchon in Verfälſchungen geübt, als ſich ihm dieſe neue Ge-
legenheit, grandioſer als jemals, darbot, Geld zu machen.
Er benutzte ſie, wie wir ſahen, auf eine Weiſe, daß Deutſch-
land darüber beinahe in innerlichen Krieg gerathen wäre.
Er ſelbſt hat ſpäter nicht mehr auf der Aechtheit ſeines Mach-
werks beſtanden. Er ließ die Behauptung, daß er ein mit
den Siegeln aller Fürſten bekräftigtes Original in Händen
gehabt, am Ende fahren, und gab nur an, ein böhmiſcher
1

1 Verhoͤr Wuriſyns in einem Convolut des Dresdner Archivs
betitelt Haͤndel betreffend des Dr. Otto Pack mit Caspar Wuriſyn.
Ich bemerke ausdruͤcklich, daß ich mich in der ganzen Darſtellung auf
nichts ſtuͤtze, was Pack auf der Folter bekannt hat.
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[45/0061] Packiſche Haͤndel 1528. jenes Anſchlages von Reichswegen gemahnt ward. Pack hierüber angegangen, erklärte ohne Verlegenheit, er habe das Geld einem Nürnberger Bürger, des Namens Friede- mann, eingehändigt, der es auch in der That dem Regi- ment abgeliefert, aber von dieſem keine Quittung bekommen habe, weil noch alte unbezahlte Reſte da ſeyen. Er legte hierüber Brief und Siegel Friedemanns bei. Natürlich ging man nun dieſen ſelber an. Wie ſehr mußte man er- ſtaunen, als der ehrſame Bürger erklärte, er kenne Doctor Pack ſo gut wie gar nicht, habe nie mit ihm Geſchäfte ge- habt, nie von ihm Geld empfangen; auch würde ihm ja das Regiment eine Quittung für die Summe, die er wirk- lich erlegt hätte, wenn gleich nicht für die ganze Schuld gezahlt haben; Handſchrift und Siegel, welche der Doctor eingeſandt, könne unmöglich den ſeinen gleich ſeyn. Dort im Archiv finden ſich beide Actenſtücke, und in der That iſt die Handſchrift, welche Pack beigebracht, von der ächten des Friedemann gänzlich verſchieden. Genug, Pack war ſchon in Verfälſchungen geübt, als ſich ihm dieſe neue Ge- legenheit, grandioſer als jemals, darbot, Geld zu machen. Er benutzte ſie, wie wir ſahen, auf eine Weiſe, daß Deutſch- land darüber beinahe in innerlichen Krieg gerathen wäre. Er ſelbſt hat ſpäter nicht mehr auf der Aechtheit ſeines Mach- werks beſtanden. Er ließ die Behauptung, daß er ein mit den Siegeln aller Fürſten bekräftigtes Original in Händen gehabt, am Ende fahren, und gab nur an, ein böhmiſcher 1 1 Verhoͤr Wuriſyns in einem Convolut des Dresdner Archivs betitelt Haͤndel betreffend des Dr. Otto Pack mit Caspar Wuriſyn. Ich bemerke ausdruͤcklich, daß ich mich in der ganzen Darſtellung auf nichts ſtuͤtze, was Pack auf der Folter bekannt hat.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/61>, abgerufen am 26.11.2024.