Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Reformation in der Mark Brandenburg. vilegien und guten Gewohnheiten geistlicher und weltlicherStände bestätigte, brachten diese unter andern auch einen Beschluß, der im Jahr 1527 in Bezug auf die geistlichen Angelegenheiten gefaßt worden war, in Erinnerung. Fragen wir was derselbe enthielt, so ist es die Aufrechterhaltung der bestehenden kirchlichen Institutionen, der bischöflichen Ver- fassung und des Bestandes der geistlichen Güter, wozu sich Fürsten und Stände vereinigt hatten: und dabei blieben sie denn noch immer. Ganz angemessen antwortete ihnen Joa- chim II, er habe sich in Beziehung auf die Religion bisher so gehalten wie es einem christlichen Churfürsten zukomme: er denke auch künftig so zu verfahren, wie er es gegen Gott und gegen seine Obrigkeit, den Kaiser und den Kö- nig, verantworten könne. 1 Es leuchtet ein, nicht die Stände- versammlung, zum Theil selber eine hierarchische Corporation, ergriff die Initiative in dieser Sache. Im Gegensatz gegen sie behielt sich Joachim seine obrigkeitliche und reichsfürst- liche Freiheit vor. Wohl hatten auch in der Mark -- wir wissen es aus 1 Die Worte, die doch so undeutlich nicht sind, lauten: "nach
deme auch uff etzlich gehaltenen Landtagen bei Zeiten unsers gnädi- gen lieben Hern und Vaters, mild. Ged., alle Stende unsers Chur- fürstenthums und Landschaft sich eintrechtiglichen vereiniget und ent- schlossen wie es der Religion und Cerimonien halber gehalten soll werden, und wir itzo wiederumb von den Stenden des angesucht, So hoffen wir, wir haben uns bisher in aller Religion und crist- lichen Cerimonien dermaßen wie einem christlichen Churfürsten eignet, zusteht und gebühret, gehalten; so wollen wir uns auch hinfürder dermaßen halten und erzeigen wie wir solches gegen dem Allmächtigen, der Röm. Ksl. und Kgl. Mt, als unsern allergnädigsten Herrn und Obrigkeit, mit guten gewißen fug und ehre zu verantworten haben." Reformation in der Mark Brandenburg. vilegien und guten Gewohnheiten geiſtlicher und weltlicherStände beſtätigte, brachten dieſe unter andern auch einen Beſchluß, der im Jahr 1527 in Bezug auf die geiſtlichen Angelegenheiten gefaßt worden war, in Erinnerung. Fragen wir was derſelbe enthielt, ſo iſt es die Aufrechterhaltung der beſtehenden kirchlichen Inſtitutionen, der biſchöflichen Ver- faſſung und des Beſtandes der geiſtlichen Güter, wozu ſich Fürſten und Stände vereinigt hatten: und dabei blieben ſie denn noch immer. Ganz angemeſſen antwortete ihnen Joa- chim II, er habe ſich in Beziehung auf die Religion bisher ſo gehalten wie es einem chriſtlichen Churfürſten zukomme: er denke auch künftig ſo zu verfahren, wie er es gegen Gott und gegen ſeine Obrigkeit, den Kaiſer und den Kö- nig, verantworten könne. 1 Es leuchtet ein, nicht die Stände- verſammlung, zum Theil ſelber eine hierarchiſche Corporation, ergriff die Initiative in dieſer Sache. Im Gegenſatz gegen ſie behielt ſich Joachim ſeine obrigkeitliche und reichsfürſt- liche Freiheit vor. Wohl hatten auch in der Mark — wir wiſſen es aus 1 Die Worte, die doch ſo undeutlich nicht ſind, lauten: „nach
deme auch uff etzlich gehaltenen Landtagen bei Zeiten unſers gnaͤdi- gen lieben Hern und Vaters, mild. Ged., alle Stende unſers Chur- fuͤrſtenthums und Landſchaft ſich eintrechtiglichen vereiniget und ent- ſchloſſen wie es der Religion und Cerimonien halber gehalten ſoll werden, und wir itzo wiederumb von den Stenden des angeſucht, So hoffen wir, wir haben uns bisher in aller Religion und criſt- lichen Cerimonien dermaßen wie einem chriſtlichen Churfuͤrſten eignet, zuſteht und gebuͤhret, gehalten; ſo wollen wir uns auch hinfuͤrder dermaßen halten und erzeigen wie wir ſolches gegen dem Allmaͤchtigen, der Roͤm. Kſl. und Kgl. Mt, als unſern allergnaͤdigſten Herrn und Obrigkeit, mit guten gewißen fug und ehre zu verantworten haben.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0165" n="153"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Reformation in der Mark <placeName>Brandenburg</placeName></hi>.</fw><lb/> vilegien und guten Gewohnheiten geiſtlicher und weltlicher<lb/> Stände beſtätigte, brachten dieſe unter andern auch einen<lb/> Beſchluß, der im Jahr 1527 in Bezug auf die geiſtlichen<lb/> Angelegenheiten gefaßt worden war, in Erinnerung. Fragen<lb/> wir was derſelbe enthielt, ſo iſt es die Aufrechterhaltung<lb/> der beſtehenden kirchlichen Inſtitutionen, der biſchöflichen Ver-<lb/> faſſung und des Beſtandes der geiſtlichen Güter, wozu ſich<lb/> Fürſten und Stände vereinigt hatten: und dabei blieben ſie<lb/> denn noch immer. Ganz angemeſſen antwortete ihnen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118557556">Joa-<lb/> chim <hi rendition="#aq">II</hi></persName>, er habe ſich in Beziehung auf die Religion bisher<lb/> ſo gehalten wie es einem chriſtlichen Churfürſten zukomme:<lb/> er denke auch künftig ſo zu verfahren, wie er es gegen<lb/> Gott und gegen ſeine Obrigkeit, den Kaiſer und den Kö-<lb/> nig, verantworten könne. <note place="foot" n="1">Die Worte, die doch ſo undeutlich nicht ſind, lauten: „nach<lb/> deme auch uff etzlich gehaltenen Landtagen bei Zeiten unſers gnaͤdi-<lb/> gen lieben Hern und Vaters, mild. Ged., alle Stende unſers Chur-<lb/> fuͤrſtenthums und Landſchaft ſich eintrechtiglichen vereiniget und ent-<lb/> ſchloſſen wie es der Religion und Cerimonien halber gehalten ſoll<lb/> werden, und wir itzo wiederumb von den Stenden des angeſucht,<lb/> So hoffen wir, wir haben uns bisher in aller Religion und criſt-<lb/> lichen Cerimonien dermaßen wie einem chriſtlichen Churfuͤrſten eignet,<lb/> zuſteht und gebuͤhret, gehalten; ſo wollen wir uns auch hinfuͤrder<lb/> dermaßen halten und erzeigen wie wir ſolches gegen dem Allmaͤchtigen,<lb/> der Roͤm. Kſl. und Kgl. Mt, als unſern allergnaͤdigſten Herrn und<lb/> Obrigkeit, mit guten gewißen fug und ehre zu verantworten haben.“</note> Es leuchtet ein, nicht die Stände-<lb/> verſammlung, zum Theil ſelber eine hierarchiſche Corporation,<lb/> ergriff die Initiative in dieſer Sache. Im Gegenſatz gegen<lb/> ſie behielt ſich <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118557556">Joachim</persName> ſeine obrigkeitliche und reichsfürſt-<lb/> liche Freiheit vor.</p><lb/> <p>Wohl hatten auch in der Mark — wir wiſſen es aus<lb/> einem Briefe <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118580485">Melanchthons</persName>, der kurz vorher im Lande war, —<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0165]
Reformation in der Mark Brandenburg.
vilegien und guten Gewohnheiten geiſtlicher und weltlicher
Stände beſtätigte, brachten dieſe unter andern auch einen
Beſchluß, der im Jahr 1527 in Bezug auf die geiſtlichen
Angelegenheiten gefaßt worden war, in Erinnerung. Fragen
wir was derſelbe enthielt, ſo iſt es die Aufrechterhaltung
der beſtehenden kirchlichen Inſtitutionen, der biſchöflichen Ver-
faſſung und des Beſtandes der geiſtlichen Güter, wozu ſich
Fürſten und Stände vereinigt hatten: und dabei blieben ſie
denn noch immer. Ganz angemeſſen antwortete ihnen Joa-
chim II, er habe ſich in Beziehung auf die Religion bisher
ſo gehalten wie es einem chriſtlichen Churfürſten zukomme:
er denke auch künftig ſo zu verfahren, wie er es gegen
Gott und gegen ſeine Obrigkeit, den Kaiſer und den Kö-
nig, verantworten könne. 1 Es leuchtet ein, nicht die Stände-
verſammlung, zum Theil ſelber eine hierarchiſche Corporation,
ergriff die Initiative in dieſer Sache. Im Gegenſatz gegen
ſie behielt ſich Joachim ſeine obrigkeitliche und reichsfürſt-
liche Freiheit vor.
Wohl hatten auch in der Mark — wir wiſſen es aus
einem Briefe Melanchthons, der kurz vorher im Lande war, —
1 Die Worte, die doch ſo undeutlich nicht ſind, lauten: „nach
deme auch uff etzlich gehaltenen Landtagen bei Zeiten unſers gnaͤdi-
gen lieben Hern und Vaters, mild. Ged., alle Stende unſers Chur-
fuͤrſtenthums und Landſchaft ſich eintrechtiglichen vereiniget und ent-
ſchloſſen wie es der Religion und Cerimonien halber gehalten ſoll
werden, und wir itzo wiederumb von den Stenden des angeſucht,
So hoffen wir, wir haben uns bisher in aller Religion und criſt-
lichen Cerimonien dermaßen wie einem chriſtlichen Churfuͤrſten eignet,
zuſteht und gebuͤhret, gehalten; ſo wollen wir uns auch hinfuͤrder
dermaßen halten und erzeigen wie wir ſolches gegen dem Allmaͤchtigen,
der Roͤm. Kſl. und Kgl. Mt, als unſern allergnaͤdigſten Herrn und
Obrigkeit, mit guten gewißen fug und ehre zu verantworten haben.“
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